Und dann stehst du da. Blutbesudelt. Im Hintergrund läuft „Wetten, dass“. Sie unterbrechen die Sendung wegen einem Unfall. Du schaltest den Fernseher aus. Du steigst vorsichtig über sie drüber. Setzt dich in den Sessel. Du hast sie totgeschlagen. Die eigene Frau. Einfach so. Mit einem Hammer, der dir nicht mal gehört. Ein großer und schwerer Hammer, den du dir von einem Freund geliehen hast. Du wolltest damit die Fliesen im Bad abschlagen. Jetzt hast du damit das Leben aus dem Körper deiner Frau geschlagen. Einfach so. Du kannst dich nicht einmal erinnern, wie oft du zugeschlagen hast. Du hast geschlagen. Das reicht. Mehr muss man dazu gar nicht sagen. Und jetzt ist sie tot. Du würdest gerne eine Zigarette rauchen. Also suchst du deine Taschen ab. Nichts. Dabei bist du dir sicher, ein starker Raucher zu sein. Dir kommt das alles sehr fremd vor. Die Wohnung. Die Tote am Boden. Du kommst dir selbst fremd vor. Als würdest du drüben auf dem Sofa sitzen und dich beim Denken beobachten. Du siehst ein Fernsehprogramm. Das ist alles nicht geschehen. Du musst nur umschalten. Dann lebt sie wieder. Ihr sitzt wie vorhin da. Stumm. Du hast den Ärger der Arbeit runter geschluckt. Er hockt bleiern auf deinen Lungen. Schmerzt.
„Du bist ein Versager“, murmelt sie irgendwann.
Einfach so. Nebenher. Als würde sie dich nicht einmal damit meinen. Aber es galt dir. Schon immer. Du kannst diese Sätze nicht mehr hören. Du lässt den folgenden Film einfach ablaufen. (Der ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet.) Du drückst dich nach oben. Schlenderst in die Küche. Gehst in den Keller. Holst den Hammer. Kommst wieder ins Wohnzimmer. Sie sieht dich mit dem Hammer. Lacht.
„Willst du jetzt noch arbeiten?“
Du sagst nichts. Schlägst zu. Einfach so.
Du siehst zu der Leiche rüber. Du empfindest nichts. Du stehst auf. Steigst wieder über sie. Schaltest den Fernseher wieder ein. Beifallsstürme. Du lächelst zum ersten Mal an diesem Abend.
Archivierung!
Die Pathologie wird von der Universität Innsbruck im Rahmen des Forschungsprojektes DILIMAG, sowie dem DEUTSCHEN LITERATURARCHIV MARBACH archiviert.- "In Pissoirs geht man Stufen hinunter, in Bunker, in Krematorien, in die Pathologie, in Weinkeller. Es lassen sich mythologische Beziehungen zum Hinabsteigen herstellen." Hubert Fichte, Die Palette
Über Guido Rohm
Er kam, sah und schrieb. Der Schriftsteller Guido Rohm , geboren 1970, lebt und raucht in Fulda. Romane von ihm tragen sensible Titel wie „Blut ist ein Fluss“ und „Blutschneise“.
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