Kurz notiert: “Du sollst dir kein Bildnis machen”
Mein Blog ist wie man sieht etwas textlastig geworden. Ich entschloss mich heute Vormittag, alle Fotos und Abbildungen zu löschen, die ich nicht selbst erstellt habe. Eine durchaus sinnvolle Maßnahme, denn man kann nie sicher sein, ob nicht doch jemand meint, dass er oder sie Rechte an einem Foto besitzt und daraus finanziellen Nutzen ziehen möchte. Nach sieben Jahren ist es mir nun so ergangen. Eine bekannte Fotografin von Schriftstellerporträts hat mir die Verwendung eines Fotos von Max Frisch in einem Beitrag übel genommen und nachträglich in Rechnung gestellt. Am besten Sie verwenden also keine Schriftstellerfotos mehr, außer sie sind ausdrücklich als gemeinfrei gekennzeichnet oder Sie haben sie selbst geschossen. Eine anfängliche Forderung von mehreren hundert Euro kann einen an sich harmlosen, nichtkommerziellen Blogger schon ein paar schlaflose Nächte bereiten. Aber ich tröste mich, es hat auch früher Zeiten gegeben, in denen ein Bilderverbot herrschte. Außerdem stellen Bloggerseiten für die besagte Fotografin wohl schon seit Jahren das größte Problem da, weil ein Copyright-Vermerk nicht ausreicht, diese dann nicht weiter kopieren zu können. Entweder man macht das Foto unkenntlich oder soll dafür bezahlen. Mir wird das alles zu viel. Ich wäre gespannt, was mancher mittlerweile verstorbene Schriftsteller zu diesem Handel und dieser Einkommensart mit seinem Foto sagen würde. Ich habe keine Lust mehr, einen Blog zu betreiben, den man nach Jahren noch mit Copyright-Forderungen überziehen und mit Anwälten drohen kann. Die Literatur war und bleibt mir wichtig und diese ist ja schon immer auch ohne Bilder ausgekommen. Literarische Blogger sollten dies durchaus als Warnung verstehen, selbst Buchumschläge könnten das geschützte Foto eines Rechteinhabers enthalten. Was Fotos von anderen angeht, schauen Sie bei mir ab sofort in die Röhre. Vielleicht stelle ich mal ein Selfie ein und jeden, den ich damit auf seiner Seite erwische, kriegt von mir eine Millionenrechnung. Schade, dafür bin ich dann doch wohl nicht schön genug.
Nachtrag:
Verehrte Leserin, verehrter Leser, mit einer ähnlich direkten Ansprache unterbrach auch Charlotte Brontë in “Jane Eyre”, das ich gerade beendet habe, oft ihr Erzählgefüge, und lehnte sich so gleichsam aus ihrem Roman für einen kurzen Augenblick heraus. Ich lehne mich hier meiner Kurznotiz nach, um ihr wenigstens neben dem unerfreulichen Bilderstreit eine Spur Literarisches hinterher zu schicken. Denn vielleicht hat es nicht jeder gemerkt, aber der zitierte Titel oben bezieht sich nicht auf eins der göttlichen Gebote, sondern verweist im Kontext der inkriminierten Fotographie in einem Beitrag über Max Frisch eben auf dessen erstes Tagebuch von 1946-1949 und einen gleichlautenden Absatz darin. Liebe sei nur so lange lebendig, wie sie in einem dynamischen Spannungsverhältnis zum Anderen steht und ihn nicht in die Schablone eines vorgefertigten Bildes pressen will. Es ist mittlerweile vierzig Jahre her, dass ich dieses Tagebuch Max Frischs las und ich kann es immer noch nur wärmstens empfehlen. Dass es mich damals, zwei Jahre nach dem Abitur, stark beeindruckte, zeigen auch die vielen Anstreichungen, die ich vornahm. So kurz nach dem Gymnasium und der willkommenen Ausmusterung mit Untauglichkeitsstufe 5 unterstrich ich auch folgende Stelle mit zwei dicken Bleistiftstrichen:
(Jede Uniform verdirbt den Charakter.)
aus: Max Frisch: Tagebuch 1946-1949. Frankfurt a.M. Band 261 der Bibliothek Suhrkamp 1974. S. 236
Ein schwieriges Thema – und ich kriegte auch schon Drohungen. Ich schreibe ja auch Artikel ausserhalb der Rezensionen und verwende dazu Fotos. Die Drohungen waren heftig, die Ursache nicht ganz eindeutig, mir aber keinen Streit wert. Aber: Es hat mich vorsichtig gemacht.
In der Schweiz ist es noch ein wenig anders als in D – das wusste der damals Klagende wohl nicht. Nur: Ich will keinen Ärger. Was ich persönlich ein wenig schade finde: Es gibt kein Miteinander mehr. Jeder will seine Rechte einklagen, für sich selber stehen. Das wird nicht funktionieren. Ich finde auch, dass jeder sein Recht an seinem Werk haben soll, denn Kunstwerke sind Arbeit. Und mehr. Meist sind es aber die, welche nicht zur Kunst gerechnet werden, die reklamieren. Aus eben dem Grund.
Haifischbecken.
„Die Drohungen waren heftig“, haben Sie denn zahlen müssen? Ihre kurze Analyse scheint mir richtig, Egoismus und kommerzielle Vorteile beherrschen das Internet immer mehr, eine Plattform der Abzocker und die Bildrechte scheinen da eine gute Einnahmequelle. Die besagte Fotografin, deren Namen ich bewusst nicht nennen möchte, sonst habe ich womöglich noch eine Verleumdungsklage am Hals, hält von literarischem, nicht kommerziellem Engagement nicht allzu viel, obwohl sie ja selbst mit ihrer Arbeit im kulturellen Bereich tätig ist. Idealismus ist kein Grund, auf pekuniäre Vorteile zu verzichten. Ich werde wohl einen verminderten Betrag zahlen, um Ruhe zu haben. Es gibt eben überall die Hardliner, nicht nur in Politik und Wirtschaft. Eine nur ganz kurze Recherche meinerseits ergab, dass diese Fotografin Ihre Rechte auf der Suche nach Copyright-Verletzungen schon seit Jahren so betreibt. Ich bin jetzt in den Augen von Anwälten nicht nur ein „Störer“, sondern hafte trotz Haftungsausschluss im Impressum als „Täter“ von Anfang an. Nun gut, ein Krimineller zu sein ist mal was anderes. Grüße in die Schweiz, auch der Literaturclub des SRF ist bei Ihnen besser.
Nein, ich kam davon, durfte das Bild löschen und gut war. Das aber nach langem, teilweise sehr angriffig-bedrohlichem Austausch.
Viel Glück für diese Angelegenheit!
Ich brauche kein Foto, wenn es um eine Buchbesprechung geht, insofern hast Du ein paar Klicks weniger Arbeit und im Zweifelsfalle auch weniger Ärger. Soll ja Spaß machen, das Bloggen. Liebe Grüße!
Stimmt, Ihr Lesezeichenblog sieht sehr übersichtlich und vor allem gut lesbar aus. Was ist das denn für ein WordPress-Theme? Wegen der guten Lesbarkeit würde ich jetzt ohne Bilder auch darauf umstellen wollen. Ansonsten wünsche ich Ihnen beim Lesen und Schreiben noch viele „Tage der Freuden“ (Plaisirs des jours). Ich bin leider etwas weniger enthusiastisch drauf als am Anfang. Spaß ist vielleicht das falsche Wort, ich würde es Begeisterung für die Literatur nennen. Ich werde mir ihre Blogs mal etwas genauer ansehen und war sehr überrascht, dass Sie „Wortgefasel“ und „Many ways to read“ als Bookmarks notiert haben. Beide Blogs habe ich jetzt gelöscht, vielleicht integriere ich den einen oder anderen Inhalt in diesen Hauptblog „Der Buecherblogger“. Liebe Grüße
Lieber Bücherblogger, mein Kommentar war auf Dein Blog bezogen, aber Du kannst es auch gern auf mein Blog beziehen *lacht*. Ich habe bislang kein Foto verwendet bei meinen Film-oder Buchrezensionen. Mein Buchblog, auch das Filmblog sind recht verschlafen seit einiger Zeit. Wenn, schreibe ich meist auf meinem Hauptblog.
Was das Theme angeht für mein Buchblog – hast Du eine Ahnung, wo ich sehen kann, welches ich verwendet habe? Ich kann es nämlich nicht finden. Ich sags Dir ansonsten gern, welches Theme das ist.
Meine Begeisterung für die Literatur ist auch etwas kurz gekommen, nachdem 2016 ein sehr schweres Jahr für mich war, war ich anderweitig beschäftigt, aber ich bin guter Dinge, dass meine Lese-und Rezensierbegeisterung zurückkehren wird.
Was ich nicht verstanden habe, ist Deine Äußerung hinsichtlich Bookmarks, „Wortgefasel“ und „Many ways to read“. Ich verstehe nur Bahnhof, sorry. Sind das andere Blogs von Dir, die ich abbonniert habe?
Ich wünsche frohes Lesen und Bloggen und ein schönes Wochenende, liebe Grüße vom Blog nebenan, von der Beobachterin
Im deinem „Lesezeichenblog“ tauchen unter Abonnierte Blogs ganz unten diese drei Blogs von mir auf. Das passiert wahrscheinlich von WordPress automatisch wenn man das Widget „Abonnierte Blogs“ eingebunden hat und einen anderen Blog abonniert. Meine beiden ehemaligen Blogs waren nur Experimente und ich wunderte mich, dass da jemand überhaupt drauf gestoßen ist. „Wortgefasel“ sollte mit „Écriture automatique“ betrieben werden und „Many ways to read“ mit Fotos von lesenden Männern und Frauen. Beide sind jetzt gelöscht und auch ziemlich unwichtig gewesen.
So, ich habs gefunden! Das Blogtheme, das ich für meine Buchrezensionen verwendet habe, heißt „Rebalance“. Vielleicht findest Du es ja über die Suchmaske.
Liebe Grüße!
Herzlichen dank für diesen Hinweis. Ich werde mir meinen Blog mal in der Vorschaufunktion damit anschauen. Ich hoffe, dass Theme ist noch online und wenn es mir gefällt, stelle ich um. Nochmal liebe Grüße und hoffentlich Erfolg bei der Überwindung des schweren Jahres.