Alfred de Musset: Frédéric und Bernerette Teil 1: Die Illustrationen
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Wer auch immer in dieser Ausgabe von 1947 so kurz nach dem Krieg gelesen haben mag, es muss ein romantischer Mensch gewesen sein. Im Text heißt das Café in Paris schlicht “Café de Paris”. Vielleicht hat sich die damalige Illustratorin Inge Lichtenberg bewusst die künstlerische Freiheit genommen, daraus ein Café des Friedens, Café de la Paix, zu machen. Das Café gibt es dort noch immer, aber es wurde erst 1862 eröffnet und die Novelle Mussets entstand schon 1838. Wie auch immer, diese Umschlagzeichnung eines Rendezvous hat auch mein romantisches Herz erreicht und so kam das kleine antiquarische Buch in meinen Besitz. Die unglückliche Liebesgeschichte zwischen einem dandyhaften Studenten und einer Grisette aus dem Quartier Latin ist wohl eine Verarbeitung des Schmerzes über das Scheitern des kurzen Liebesverhältnisses Alfred de Mussets mit George Sand. |
“Bernerette zeigte sich, einem raffinierten und koketten Einfall folgend, bei diesem Zusammentreffen nicht in ihrem besten Staat, sondern in einem einfachen Hauskleid. Ihr Haar hatte sie unter dem Hut glatt zurückgekämmt. Der Student grüßte sie ehrerbietig, sagte ihr, daß er sie viel schöner als je finde, und kehrte dann, begeistert von seiner Eroberung, wieder nach Hause zurück. Doch als sie am folgenden Tage zum Rendezvous kam, erschien sie ihm noch schöner, und bei dieser Gelegenheit erkannte er, daß sie nicht nur auf jeden Staat, sondern auch auf jede Art von Kleidung, und wenn sie noch so unbedeutend war, gern verzichten konnte.” |