Marie Bracquemond und ein frühes Gedicht

Marie Bracquemond Die Teestunde 1880

Marie Bracquemond: (1840 – 1916) Le goûter (Die Teestunde) 1880

Wenn man jung ist, schreibt man gelegentlich naive Liebesgedichte. Romantischer Zuckerguss, im Rückblick manchmal beinahe unerträglich, aber auch das unfertig Naive behauptet seinen Reiz. Der Intellekt wehrt sich, doch selbst die seichte Melancholie kann Gefühle aussprechen. Das Gedicht steckt immer noch in meiner Erinnerung. Ich lege es mit dem Gemälde quasi auch einer Frau in den Mund, die sich sicher von ihrem Ehemann unverstanden fühlte, was uns bedauerlicherweise um viele impressionistische Bilder von ihr gebracht hat.

Gäbe es ein Wort das man nur zusammen findet
Wir beide fänden sicher keins
Wie sollte es heißen, was uns zwei verbindet
Du lebst doch dein Leben
Ich lebe meins

Heute sitze ich bewundernd unter Bäumen
Du bist jetzt in einer fernen Stadt
Ist nicht jeder von uns ein einsames Blatt
Das schaukelnd im Wind
versucht zu träumen