PO-LIT-AUDI-O-LOGIE

audi

Beim Lesen geht es gerade um Geräusche, die machte der Postbote bei mir am Briefkasten auch. Das Februar-Heft des größten deutschen Lobbyisten-Vereins lag vor einigen Tagen im Briefkasten. Ja, ich fahre auch Auto und natürlich hätte ich auch gern Hilfe, wenn ich mit meinem Vehikel liegen bleiben sollte. Das mit dem “Gelben Engel” als beliebtestes Auto der Deutschen ausgezeichnete Fahrzeug prangt stolz auf der Titelseite und tarnt sich unschuldig weiß. Der Audi Q 3 ist laut ADAC das Lieblingsauto der Deutschen. Schlappe 35000 bis 40000 Euro muss man(n) hinlegen, denn frau taugt bestenfalls als Dekorationsobjekt für die Beifahrertür. Ein möglichst aggressiv aussehender Van, dessen Frontalansicht und Kühlergrill suggerieren, man brauche Kriegsgerät im Straßenverkehr. Eine fahrende Burg zum Plattmachen, warum gibt es denn die Lichthupe, wenn sich die Looser mit ihrem Hartz IV finanzierten Mini-Normalo-Schrott auf die linke Spur wagen sollten. Der Status muss einfach beeindruckend und angsteinflößend rüberkommen. Die Autoindustrie bedient schon seit Jahrzehnten ihr Klientel, das fehlende PS in der Hose durch Motorleistung auszugleichen versucht. Man stelle sich vor, wir würden unsere Blechkisten nicht mehr nach emotionalen Gesichtspunkten, sondern nach rationalen, vielleicht umweltgerechten auswählen. Aber wo bliebe denn dann bitte schön unser Wachstum und die Mär von der sozialen Marktwirtschaft. Das Auto ist ein Seismograph der Gesellschaft. Nichts verdeutlicht das Auseinanderdriften der ärmeren und reicheren sozialen Schichten besser als das allseits beliebte Statusobjekt Auto. So betitelt auch der ADAC den kleinen Artikel über die Verkaufszahlen des Jahres 2011 ungeniert mit: “Es darf etwas mehr sein” um dann folgerichtig fortzufahren:

“Zweistellige Zuwachsraten bei Mittel und Oberklasse, starker Einbruch im Mini-Segment. Von Krise keine Spur, insgesamt 3,17 Millionen Pkw wurden in Deutschland verkauft – ein Plus von 8,8 Prozent im Vergleich zu 2010. Befeuert wurde dieser Zuwachs durch die gestiegenen gewerblichen Zulassungen: Viele Firmen haben ihre Fahrzeugflotten erneuert, weshalb vor allem die klassischen Dienstwagen der Mittelklasse (+11,5%), oberen Mittelklasse (+16,3%) und Oberklasse (+30,3%) besser verkauft wurden. Das Mini-Segment mit seinem traditionell hohen Privatkundenanteil verliert hingegen fast 13 Prozent.” 

So darf ich also auch in Zukunft Herrn Rösler, den Übergangspräsidenten Seehofer oder auch die Grüne Claudia Roth aus ihren “preiswerten” BMW-Dienstlimousinen steigen sehen. Daran wird auch ein neuer Bundespräsident nichts ändern. Der alte ließ sich, wie der Papst bei seinem Besuch auch, ohnehin lieber in schwarzen Mercedes 600-Limousinen kutschieren, hoffentlich nicht aus schwarzen Koffern finanziert. Vielleicht hätte eine Frau im höchsten Amt des Staates den auch beim Auto wütenden Männlichkeitswahn besser verschieben können. Denn gibt es etwas hässlicheres als diese feiste Männergesellschaft bei der Preisverleihung des ADAC auf ihrem “Himmlischen Gipfel” mit ihrer Alibifrau in der Mitte?

adac_gelberengel2012