Ich pass’ die Wohnung langsam meinen Gewohnheiten an und merke auch, wie sich manche Dinge wiederholen. Etwa die rechte Hand am Schreibtisch, die zunächst dem Fenster liegt & schiebt & drückt. Das ist die kalte Hand. Links steht wie einst der Gasofen. Die Heizung unterm Fenster gibt nicht viel her (allerdings Thermostat auf 15° just to avoid any chill), und das Fenster ist alt. Der Holzofen wärmt langsam die Küche wieder auf, auf dem die Clementinen-Schalen allmählich schwarz werden, nachdem ich fast zwei Tage ihn hatte kalt stehen lassen, weil ich unterwegs gewesen, denn zufällig zum Jahresende tat sich etwas. Heißt vorgestern nach Rom, weil T. beim Verlag >>> Voland die Statthalterin macht, der beim Betreten wie irgendein Laden aussieht. Wer wolle, hieß es, möge doch gern kommen und etwas vorlesen. Was ich, auch um T. mal wiederzusehen, gerne annahm. Fast mehr Eisenbahnfahrt und Fußweg an dem Tag, als das Dortsein, weil zur Hinfahrt 35 Minuten Zugverspätung hinzukamen. Dennoch zu Fuß vom Bahnhof, Slalom auf dem Bürgersteig der Via Nazionale. Was bleibt, ist das Gesicht der Kindin, die auch auch vorlas, die am Ende den Verliebten in den Selbstmord gehen ließ. Und vielleicht noch die Hopkins-Übersetzerin, die ihre Version von ‚Harry Ploughman’ vorlas, anatomy of a body-cage. [Über die verschiedenen Möglichkeiten, das Wort „Pflaume“ auszusprechen: Ploughman & Bologna, weil einst in einem japanischen Restaurant in Rom eine Nachspeise scheinbar so hieß, aber eben doch nur „prugna“ meinte, diese l/r-Geschichte (nicht nur bei den Ostasiaten), wie ja auch Ameria irgendwann zu Amelia geworden (wann eigentlich?).] Gestern im Nieselregen nach Tuscania, der sich dann aber legte und auf der Rückfahrt in der Dämmerung wieder die Scheibenwischer anstellen ließ, aber kein Unter-Null. Mittagessen zu sechst. Hier weiß ich nicht recht weiter. Es verzweigt sich, glaube ich, in den einen Geschenkkorb für S., den ein alter Freund (in beiderlei Hinsicht) ihr mitgebracht. Welke Eichenblätter waren da in der dendrinischen Dekoration aufgespießt. Das eine Brot darin hatte in seinem Cellophan-Käfig zwei/drei Schimmel aufblühen lassen. Ich selbst hatte auch ein paar Schimmelgedichte ausgedruckt, ließ die Leut’ sich ihren Text ziehen: Lotterie. S. zog das, wovon ich dachte, das sei für sie, der Dichter Massimo Lippi das, wovon ich dachte, das sei für ihn. Mehr konnten ich und meine Mischfinger nicht vorausahnen. Den Geschenkkorb-Bringer traf das ‚schlimmste’ Gedicht (zumindest endete das mit dem Wort ‚smile’). Tuscania-Angelegenheiten: Sie, S., wollte schon immer mal Bonaria kennenlernen. Massimo: „Andiamo!“ Und meinte ein Jetztgleich. Und so fuhren wir alle zu Bonaria. Der Strom im Haus war kurz zuvor ausgefallen. Zwei, die sich scheinbar um sie kümmerten, versprachen, einen Elektriker aufzutreiben. Die Bilder in den Zimmern sahen wir bei aufgerissenen Fenstern. „Hier treffen sich Berge.“ Sagte sie in einem davon, das wie alle voller Bilder war. Halb sprach sie, halb sang sie, unvermittelt aus dem Sprechen in einen Sprechgesang übergehend. Ich hatte keine Worte, dankte nur für das, was ich sah, was ich angeboten bekam. Täppisch verwundert auch über die Körperlichkeit einer so alten Frau. Nein, das sei alles nicht schön, aber Welt. Und so verwunderlich, wie eine Vegetation des Geistes, wo alles ineinander verwächst. Und man sein Auskommen hat. In Demut, ein Wort, das sie oft gebrauchte. Wir gingen, kurz nachdem der Elektriker gekommen und den Strom wiederhergestellt. Der Besuch in dem Haus hinterläßt eine Unruhe. Als wäre ich etwas schuldig: „Il poeta“ – (Massimo hatte mich als solchen eingeführt) – „non ha cantato“, sagte sie mir am Ende. – Allen ein gutes neues Jahr.
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