5.18 Uhr:
[Arbeitswohnung. Benjamin, Palimpsests.]Nun heißt es Abschied nehmen, jedenfalls einen bedingten: Der neue Laptop ist da; etwa genau so alt wie mein „alter“, aber völlig in Schuß, gradezu ladenneu sieht er aus. Ein Firmenlaptop, den eine Freundin verwendet hatte, die einen neuen bekam, weil das alte Gerät steuerlich abgeschrieben war. Er hat den Nachteil, daß seine Festplatte um 20 GB kleiner ist als meine 60er, und der Akku soll nicht lange halten. Letztres werde ich aber noch austesten, weil Hewlett Packard auf der Firmen-Website ganz im Gegenteil von über sechs Stunden Akku-Laufzeit spricht, und die Testberichte, die ich gestern im Internet fand, bestätigen das. In jedem Fall wird sich für beides Abhilfe finden lassen.
So werde ich heute den Tag damit zubringen, Programme zu installieren und die Arbeitsdaten hinüberzuspielen, sowie das Gerät insgesamt für meine Zwecke einzurichten; vielleicht hilft mir auch M., der Freund, mittags irgendwann, bei den zu modifizierenden Grundeinstellungen. Zur literarischen Arbeit werde ich also kaum kommen und, weil Wochenende ist, auch nicht zur Erledigung/Aufschiebung der dringendsten Geldsachen; ich habe, nachdem die Arbeitswohung gestern hygienisch wieder zivilisiert war, die ungeöffnete Post sämtlich geöffnet und gesichtet: Wenn ich rund 1500 Euro auftreibe, irgendwie, dann wären zumindest die laufenden Zahlungen/Mahnungen/Drohungen wieder weggerundet. Mal sehen. Privat telefonieren kann ich auch heute.
Der Profi, auf dem Weg zu seinem Wochenendhäuschen am >>>> See, brachte den neuen Laptop Ans Terrarium; ich stand draußen auf der Schönhauser in strömendem Regen, um ihn abzupassen; die Übergabe war dann ein wenig wie ein illegales Waffengeschäft, nur daß ich mit nichts anderem zahlen muß/te als mit dem Versprechen, dieser Freundin und ihm ein Essen auszurichten, „selbstkochend“, „wie damals in Rom“,soll B., die Freundin, gesagt haben. Die beiden hatten mich seinerzeit für eine Woche in der >>>> Massimo besucht. (Man kann gar nicht g e n u g betonen, welch existentielle Rolle F r e u n d e in einem Künstlerleben spielen. Ach, danke, liebe B., für dieses Gerät.)
Prunier schrieb, die von ihm signierten Vorsatzblätter für die Vorzugsausgabe des >>>> Liebesgedicht-Bändchens seien nunmehr von Laon auf den Weg gegangen. Nun wird also endlich und bald jeder unter Ihnen, die/der diese schöne Vorzugsausgabe bestellt hat, in ihrem Besitz sein.
DB rief an, ich las ihm meine Entwürfe zu den Heidelberger Vorlesungen vor. „Daß unterschreibe ich Dir b l i n d“, sagte er daraufhin, „daß Du auf der Wiedertrennung von U und E beharrst.“ Er ging, für ihn ungewöhnlicherweise, sogar meinen >>>> kybernetischen Ästhetik-Entwurf mit. Ich las ihm das Alexanderplatz-Langgedicht vor; auch damit war er, der gute Lyrikkenner, mehr als einverstanden; jetzt hab ich auch ihm >>>> AEOLIA geschickt. Das Eidechsenbild werd ich jetzt, nach einer Korrespondenz mit >>>> parallalie, n o c h weiter nach vorne ziehen, es sich über den gesamten Text sozusagen einschleichen lassen. Dennoch will ich weiterhin erst >>>> dielmanns dezidiertes Lektorat abwarten. Der plant übrigens, ANH-bezüglich, einen tollen Coup… nein, z w e i Coups; der zweite ist sogar extrem. Ich bin aber zum Dschungelschweigen verdonnert.
Guten Morgen; ich radelte durch ein klitschnasses Berlin herüber, das schon wieder heiß zu werden verspricht; so scheint bereits jetzt verheißungsvoll die Sonne.