Zu einem Diskussionspunkt des Lyrik-Panels während >>>> der Werkschau, quasi auch als Antwort auf eine Frage Benjamin Steins:
Man hat Meyers formale Meisterschaft bewundert und zum Rang der Vorbildlichkeit erhoben; man hat sie aber auch mit Skepsis und Abschätzung bedacht. Nicht daß man sie selbst in Zweifel gezogen hätte, das nicht. Aber die makellose Form erregt bei uns leicht einen gewissen Verdacht. Man legt sie oft als ein Zeichen der Schwäche aus … so paradox das klingt. Da kann etwas nicht stimmen, wird eingewandt, solche Formreinheit deutet auf einen (und nun folgt eine stehende und schon deshalb insipide Redensart) „blutlosen Ästheten“, sie ist nicht Kunst, sondern „Künstelei“. Überlegen bezwungene Widerstände erwecken bei Ahnungslosen die Vermutung, es habe sich wohl nur um geringe Widerstände gehandelt. Oder man gibt sich einem unkontrollierten Mißtrauen hin, der Dichter könnte mit der Form gespielt haben ohne die Garantie seines ethischen Menschenernstes. Und wenn es so wäre? (…) Das ästhetische Spiel gewährt dem Menschen die höchst erreichbare Freiheit. (…) Die Formschöpfung ist des Künstlers Sieg über das gedankenvollste Daseinsgesetz: die zeitliche Bedingtheit des Lebens.
Aus: C.F.Meyer, Gedichte, Auswahl und Nachwort von Max Rychner
Philipp Reclam jun. Stuttgart 1963
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