Meerestaufe. Von Ecker.

(…) Schließlich tauchte ich unter, streifte mit beiden Händen Sand von der Haut und hielt dabei unter Wasser die Augen geöffnet: Lichtfächer im Türkis, treibende Algenfäden, die Schönheit der Schattenspiele, ein Krebs mit drohend erhobenen Scheren.
Erschöpft wie ich war, argwöhnte ich, dies alles schon einmal oder zumindest Ähnliches erlebt zu haben, doch das mußte eine Täuschung sein: Niemals zuvor hatte ich mich derart mit Schlamm abgerieben – und nie hatte ich mich nach einem Bad im Meer nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich derart gereinigt gefühlt. Kopfschmerzen und Übelkeit waren verschwunden.
Im Mysterium der Taufe, erkannte ich, verbirgt sich eine tiefe, von geflügelten Sanduhren und Jahrhunderten des Pfaffenwesens fast völlig vernichtete Wahrheit.

Chistopher Ecker, >>>> Die letzte Kränkung, S. 93

Alban Nikolai Herbst

Über Alban Nikolai Herbst

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