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Gutenbergs Welt, 2. Januar 2021
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Initiation in die Ausnahme Dass ich dieses Buch las, verdanke ich Ihnen. (Da kannten wir uns gar nicht.) Sie sprachen darüber mit einer, wie ich empfand, Mischung aus Faszination und Abscheu, die mich neugierig machte (nachdem mich das anbetende Geraune der Hubert-Fichte-Epigonen im Seminar eher von der Lektüre abgeschreckt hatte). Prägend konnte Hans Henny Jahnns Werk für mich nicht werden, denn damals, als Sie es vorstellten, war ich knapp 30 Jahre alt, gerade kurz hintereinander zweimal Mutter geworden.
Das „Holzschiff“ führte mich zum „Fluss ohne Ufer“ – darüber schrieb ich, damals für die Schublade, mehr als ein Jahrzehnt später überarbeitete ich den Text, weil Phyllis Kiehl in ihrem Blog fragte, ob es sich lohne, Jahnn zu lesen. Es lohnt sich. Doch auch meine Abscheu blieb vor jener „Initiation in die Ausnahme“ durch die Ermordung der Frau und die Versenkung der symbolischen Mutter – die böse Komplizenschaft einer Künstlerbrut, die Kunst und Leben als unvereinbare Alternativen begreift.
(Nur kurz zur Erklärung, weil die Formulierung zu Missverständnissen führen könnte: Hubert Fichte halte ich für einen großartigen Autor. Doch auf Groupies – in Pop oder Hochkultur – habe ich immer allergisch reagiert.)
Sie lassen mir. Zeit? Bis heute abend, bitte. Ich werde auf das, was Sie schreiben, ganz sicher in meinem Beitrag eingehen. Es hat allerdings einen anderen Grund, weshalb ich mich entschieden habe, in dieser >>>> Prägungsreihe Jahnn zwischen Schopenhauers >>>> Nettelbeck und das andere zu stellen, von dem erst morgen allerdings wird die Rede sein.
Hans-Henny Jahnn ODER Die schwülen Mysterien. Mit ein wenig Artaud, mehr Desnos und Péret, sowie Lautréamont. Nämlich die Sexualität.
mit unwiderstehlicher Gewißheit an.
Holzschiff, 215 (Erstausgabe).
Aber welch eine Sprache braucht man dazu.
Jacques Péret, Die tollhütigen Oden (Les couilles encagées):
Hosenschlitz ruht sich aus und führt seine Lippen spazieren
auf der frischen Möse seiner Schwester Masturbeth von
Vollvotz, die Schmetterlinge in ihrer Rille züchtet, um
unaufhörlich genießen zu können. Aber diese brüderliche
Zunge und seine Lippen! Es scheint ihr, eine Pfirsichblüte
öffne sich zwischen ihren Beinen. Nach einigen Minuten
der Erholung wiegt Hosenschlitz seine Eier und ergreift
wieder das Wort:
Aber das fing 1977/78 an. Davor war ich verkitscht ein KryptoEsoteriker. Anders bekam ich das Dunkle noch nicht in den selbstbewußten Griff.
Wer aber sonst hatte Zugang?
>>>> Thomas Mann? Nein. Dem stand die Verklemmung im dünnen Schnurrbart. >>>> Aragon? Der war nibelungentreu seiner Frau (niemand hat schönere Liebeserklärungen geschrieben als er, wirklich niemand, dieser Fou d‘Elsa). >>>> Döblin gar? Zu katholensozialdemokratisch. Kafka fiel eh aus. Blieb >>>> Arno Schmidt? Nee, der reinste Schweißfuß, der seine Socken nicht lüftet, weil er nix weggeben will, nicht mal Geruch. – Sie merken schon: ein Vatermord jagt hier jetzt den nächsten –
die sich im Augenblick, da sie von Krämpfen befallen
wird, ganz gerade hält, und der fühllose Träumer im Wind
und die Brust für den Mund des Liebhabers und der
Phallus? Und auch der Federhalter. Wie obszön und sym-
bolisch ist er doch in der Hand des Dichters! Und der Hut!
Robert Denos, Freibeuter Sanglot
Dem Mitläufer bleibt das Dunkle verschlossen.
Als ein Außenseiter die Tür in mich öffnete und hereintrat mit einem Buch, das mir schwere Nächte bereitete.
Das ist Dichtung.
Nicht immer eine gute, das merkte ich schnell; es gibt wahnsinnig verquaste Sätze, und der ganze hergewälzte Mythismus hat etwas klebrig Pubertäres, so wie man auch nicht wirklich von einer scharfen Konstruktion sprechen kann – aber eben das ist auch eine Stärke. An Hans Henny Jahnn begriff ich, wie das geht, das Feindliche zu überwinden, indem man es noch überhöht, aber aufs Eigene. So tut Jahnn es mit Frauen. Er ist misogyn bis ins Extrem. Das ist geradezu wahnhaft. Aber eben hierdurch entblößt er, was er beneidet. Die phallische Gerichtetheit zerfließt ihm völlig, bis er selbst – ich spreche vom mythischen Typos – Frau w i r d, Gebärende, aber doch ohne gebären zu können. Um so dunkler wütet er gegen den weiblichen – hier nicht mehr mythischen, sondern den konkreten – Leib. Es bereitet wirklich Schmerz, solche Stellen zu lesen:
einer gewalttätigen Überzeugung: daß ich ein wildes Recht ausübte,
daß ich Blut mit Blut mischte, daß ich erst schweißnaß und
erschöpft bekennen würde, dankbar und wunschlos zu sein.
Sie ertrug den Überfall ohne Widerstreben. Sie war schmiegsam,
bereit, ohne Dressur. Sie lachte nicht, sie weinte nicht. Ich war
über ihr. Und es war ihr vorherbestimmt, daß jemand über sie
kommen würde.
Noch nirgendwo wie bei ihm habe ich so sehr erfahren, was Ambivalenz gegenüber einer Dichtung ist, die man, wenn man sich einläßt, im eigenen Leib s p ü r t, die man sich von ihm aber weghalten möchte und das dennoch nicht kann, weil Abwehr die falsche Antwort wäre. Die Dichtung, im Wortsinn, wird u/Ungeheuer – nicht einmal die Surrealisten, denen einiges gelang, hatten das geschafft und geschaffen. Jahnn ist der Antipode des Rationalismus und dennoch nicht faschistoid. Er ist Mörder, aber nicht Verbrecher. Genau das wird in ihm Dichtung.
Selbstverständlich hat damals meine Verklemmtheit auf die seine reagiert, nur daß eben er mir zeigte, wie sich mit so etwas umgehen läßt: daß sie enorme Produktivkraft sein kann, auch ohne sie, wie Th. Mann meistens tut, ironisch zu verklären oder ins Abstrakte zu entheben. Und weil er so körpernah ist, ist er technikfeindlich. Sein engagierter Einsatz gegen die deutsche Wiederbewaffnung und sein früher und zäher Protest gegen die Nutzung der Atomenergie – lange, sehr lange vor der „Bewegung“ – beruht genau hierauf. Wohl wissend, was einem wie ihm trotz – und wegen – seines Blut und Bodens drohte, verließ er Deutschland bereits 1933, ein Umstand, der mir die Lektüre damals durchaus erleichterte; diese beiden, Blut und Boden, auch nur zu berühren, kam 1977 noch einer Tretmine gleich, auf die man mit voller Kraft draufspringt. Vor allem für mich, dem mit diesem Herkunftsnamen gezeichneten. Wie das mich geprägt hat, ist gar nicht zu ermessen.
Wir schreiben das Jahr 1978. Der Sommer geht zu Ende. Ich bin in meiner ersten festen Beziehung. Die junge Frau ist klassische Gitarristin, ihr Vater Philharmoniker. Ein Referent des Bremer Kultursenats hat uns zusammengebracht: ob ich nicht mal eine Lesung mit einer Musikerin..?
So ergab sich das. Denn anderthalb Jahre vorher nahm mich der Verband Deutscher Schriftsteller auf, so daß ich mich als solch einer fühle. Daß der „VS“ zu 7/8 aus Lehrern der GEW besteht, die in ihrer Freizeit schrieben, kapierte ich noch nicht, und aus Zoowärtern, zum Beispiel, Bänkelsängern, sowie einigen Journalisten. Hintergrund war, daß der Verband eine große Mitgliederzahl brauchte, um seine Interessen innerhalb der IG Druck, zu der er damals gehörte, wenigstens einigermaßen vertreten zu können. Selbstverständlich sind die KPDler mit am Drücker, die alles auszusitzen verstehen, politische Taktierer. Und ich komm da als Dichter rein. Aber auch Guntram Vesper ist dabei, Hugo Dittberner, der enorm sowohl kluge wie pfiffige Peter O. Chotjewitz, der immer den heute verbotenen Balkan Sobranie geraucht hat. Mein erstes Treffen, 1976 in Hannoversch Münden, wird die Quelle des >>>> Wolpertingers werden.
Es ist eine wichtige Zeit, gar keine Frage, da im VS. Unsere Krankenabsicherung verdanken wir Schriftsteller dem. Eine historische Leistung. Dennoch, von Kunst keine Spur, sondern: strategischer Pragmatismus. Wenige Jahre später, unter Protest, verlasse ich den Verband wieder. Da bin ich aber schon ich.
Noch werde ich‘s.
Der Vormittag des Abendgymnasiums hebt an, und Hans Henny Jahnn versinkt in der Nacht. Anderthalb Jahrzehnte hernach begegnet er mir aber neu – >>> in der Gestalt Medeas.