Literaturgefluester

2010-08-13

Lesetheater-Anekdoten

Filed under: Uncategorized — jancak @ 10:26

Der Osterspaziergang im Bezirk Landstraße 2004 war der erste den ich besuchte, verbringen wir Ostern ja meistens in Harland und waren am Ostermontag noch immer dort. Aber 2003 hat mich Werner Grüner bei meinem literarischen Geburtstagsfest eingeladen dort zu lesen. Und in dem 2000 geschriebenen Wenderoman „Die Viertagebuchfrau“ kommen ja an zwei Stellen Ostereier vor.
Blaue von den netten Herren der FPÖ überreicht bekommene und grüne von den Grünen und eine der Stellen habe ich in der Städtischen Bücherei bzw. der kleinen Galerie, wo der Spaziergang, der von Werner Grüner organisiert wurde, begonnen hat, gelesen.
Die städtische Büchereien sind ja literarisch interessant, waren dort doch Dichter Bibliothekare, in der im dritten beispielsweise Gerhard Fritsch, wo ich später eine eigene Lesetheaterveranstaltung besuchte.
Der Osterspaziergang des ersten Wiener Lesetheaters hat mich sehr beeindruckt, ich glaube, ich habe damals noch Fotos gemacht und so gibt es einen Stoß davon, wo einige wahrscheinlich auch in der Ausstellung zu sehen sind. Das Programm habe ich, obwohl eine hundert Quadratmeterwohnung, die gleichzeitig psychologische Praxis ist, nicht viel Raum zum sammeln bietet, inzwischen gefunden und das Literaturgeflüster gab es damals noch nicht.
Also Zitate aus dem Gedächtnis, das ja eines der wichtigsten Paradise sein soll, aus denen man nicht vertrieben werden kann. Die Alzheimerpatienten wissen das besser, aber ich kann mich tatsächlich an einiges erinnern. An die beeindruckende Eröffnung in der Bücherei beispielsweise, dann sind wir über die Landstraße zu einem Wirtshaus gegangen, das zwar geschlossen hatte, es gibt aber schöne Fotos mit Helga Eichler und Christa Kern und einer Lesung am Modenapark, wo es um den serbischen Dichter Branco Andric ging. Natürlich landeten wir vor dem Haus in der Beatrixgasse, in dem einmal Ingeborg Bachmann wohnte, ein paar Jahre später habe ich ihm Rahmen eines Bachmannsymposiums noch einmal einen zur Gänze der Dichterin gewidmeten Spaziergang gemacht, wo wir in das Haus hineingegangen sind.
Damals ging es aber weiter zur Kreuzung Radetzkystraße, wo Karl Kraus wohnte oder an der Fackel schrieb, da hat Rudolf Sladky gelesen, der noch in diesem Jahr gestorben ist und an den ich mich sehr gut erinnere, weil er immer eine Hutablage im Literaturhaus verlangte.
In der Nähe des Rudolf von Alt-Platz muß einmal Josef Weinheber gelebt haben. Franz Hütterer hat jedenfalls „Der Wiener Phäake“ und andere Gedichte gelesen und Werner Grüner oder Rudolf Sladky, als Pedant dazu das Theodor Kramer Gedicht „Requiem an einen Faschisten“, am Schluß ging es über das Musilhaus in der Rasumofskygasse, wo sich auch das GAV Sekreatariat befindet, in das Wirtshaus zum silbernen Kanderl, wo man etwas essen und jeder etwas lesen konnte.
Ich glaube, die Tochter von der Vera Ferra-Mikura hat etwas von ihrer Mutter gelesen. Die Osterspaziergänge haben mich, wie beschrieben so begeistert, daß wir später die Osterferien extra verkürzten. 2007 ist es durch den siebenten Bezirk gegangen und Ruth Aspöcks wunderbare Radkarawane hat dort in einem Theater in der Burggasse, das früher einmal ein Kindo war, begonnen. 2008 ging es durch den Achten und da hat mich der Organisator darauf angesprochen, daß es noch nie einen durch den Fünften gab, so habe ich den 2009 ein bißchen mitorganisiert und viel dabei gelesen und ein bißchen heuer der Susanne Schneider bei der Runde durch den vierten Bezirk geholfen.
Das erste Wiener Lesetheater das jetzt seinen zwanzigsten Geburtstag feiert und von Rolf Schwendter mitbegründet wurde, hat mich aber auch sonst sehr begeistert. So habe ich als nebenberufliche Autorin und hauptberufliche Psychologin, die keine Schauspielausbildung hat, zwar nicht wirklich viel mitgelesen, habe aber bei der Zehnjahresfeierm wie ich mich erinnern kann, einen oder zwei Texte dafür geschrieben und bin auch bei dieser Protestkarawane nach Kärnten mitgefahren.
Hauptsächlich ist es für mich, was, wie ich wohl weiß, nicht so erwünscht ist, ein Ort meine eigenen Texte zu präsentieren und so habe ich bei der 2002 von Anita C. Schaub gegründeten und inzwischen umbenannten Frauenlesegruppe eine Zeitlang mitgemacht und auch zwei Veranstaltungen mit eigenen Texten, der dort lesenden Frauen organisiert und 2000 hatte ich eine sehr schöne Lesung meiner eigenen Texte bei dem inzwischen nicht mehr existierenden literarischen Sonntag im Little Stage.
Da ich das berühmte Körberl ein bißchen meide und nicht so sehr an dramatischen Texten interessiert bin, bin ich auch nicht sehr oft im Publikum, kann mich aber doch an einige sehr schöne Aufführungen erinnern, die man sonst in dieser Qualität nicht so leicht sehen kann.
Schnitzlers „Professor Bernhardi“ beispielsweise im Amtshaus des zweiten Bezirks, Ferdinand Bruckners „Krankheit der Jugend“ über das ich schon im Literaturgeflüster berichtet habe und eine Aufführung der Thomas Bernhard Erzählung „Ja“ und eine Aufführung eines Stücks von Gerhard Fritsch.
Vor allem ist aber die Poet Night für mich sehr beeindruckend, die glaube ich, auch 2000 als Lesung eigener Texten der Aktivisten, gegründet wurde, bei der ich fast immer gelesen habe und meistens auch nonstop beiwohnte. 2008 und 2009 habe ich darüber berichtet.
So kann ich, wenn ich das Literaturflüster durchschaue, schon eine kleine Anekdotensammlung zusammenstellen, die ich ausdrucken und Manfred Loydolt für das Lesetheaterarchiv bei der Festveranstaltung überreichen kann.

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