Literaturgefluester

2010-10-15

Alte Schmiede im Beisl

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:07

Wunschwelten und reale Verhältnisse – Entwürfe, Befunde und Parabeln in Zusammenarbeit mit der Galerie Wechselstrom und Buch im Beisl. Die Veranstaltung mit Reinhard Wegerth und Friedrich Hahn fand am Donnerstag am Yppenplatz statt und bei Buch im Beisl gibts jeden Donnerstag literarische Veranstaltungen.
Reinhard Wegerth hat mich zur Präsentation seines neuen Buches „Damals und Dort“ eingeladen und so bin ich nach der Korrektur der „Absturzgefahr“ und des Lesens von John Irvings „Witwe für ein Jahr“, das teilweise eine Schule des erfolgreichen Romanschreibens ist, an beiden Bücherschränken vorbei zum Brunnenplatz marschiert.
Ich bekomme die Einladungen zu Buch im Beisl schon lang, war aber noch nie dort, der der Brunnenmarkt ist ja ziemlich entfernt, obwohl ich als Kind mit meiner Mutter am Freitag immer dort einkaufen war und Veranstaltungen, wo man etwas konsumieren muß, beziehungsweise jemand mit einem Körberl am Eingang steht und provokativ „Danke!“, schreit, wenn man vorübergeht, versuche ich zu meiden. Diesmal wars aber Programm der Alten Schmiede und von höchster literarischer Prominenz besucht.
So hat sich Peter Henisch neben mich in einen der bequemen braunen Ledersessel gesetzt, daneben saß Katharina Riese. Andreas Renoldner und Ludwig Roman Fleischer, den Verleger von Reinhard Wegerth, habe ich neben Kurt Neumann, August Bisinger und Petra Messner von der Alten Schmiede noch gesehen. Reinhard Wegerth und Friedrich Hahn sind beide Moderatoren der Textvorstellungen und haben mich beide schon einmal dazu eingeladen. Reinhard Wegerth 2007 mit dem Wiener Stadtroman, Friedrich Hahn 2009 mit „Und Trotzdem“.
Jetzt haben sie neue Bücher in österreichischen Kleinverlagen. Herr Manfred vom Haus hat vor Kurt Neumann eingeleitet und gemeint, daß in der alten Schmiede, die Literatur weitab von jeder Überlegung einer ökonomischen Verwertbarkeit stattfindet, wie immer man das verstehen will, Kurt Neumann hat ihn auch berichtigt, Bücher werden verkauft.
Petra Messner hielt das Einleitungsreferat für den bei Sisyphus erschienenen Stimmenroman.
Reinhard Wegerth wurde 1950 geboren, war Mitbegründer von Frischfleisch und Löwenmaul und hat als Lektor beim Bundesverlag gearbeitet, wo er, wie ich gerade Wikipedia entnahm, die Reihe „Junge Literatur aus Östereich“ mitbetreute, von der ich vor kurzem einen Band im Bücherschrank gefunden habe und diese biografischen Angaben sind auch für seinen Stimmenroman sehr interessant, kommen diese Ereignisse darin ja vor und werden von Personen oder Dingen erzählt.
Personen oder Dinge erzählen Reinhard Wegerths privates oder politisches Leben. So zum Beispiel das Leiberl einer Mitarbeiterin eines Schreibbüros bei der er die Texte für die Zeitschrift schreiben ließ und die Jahreszahlen der politischen Ereignisse eines österreichischen Angehörigen der Alternativszene werden auch beleuchtet.
1977 ein Interview mit Kreisky, das angeblich zur Volksabstimmung bezüglich Zwentendort führte, 1989 der Fall des Eisenen Vorhangs, 2000 die Angelobung der blau schwarzen Regierung, die unterirdisch in die Hofburg marschierte, um sich vor den Eiern und Tomaten aus Beamtenaktenkoffern zu schützen.
Interessant eine Autobiografie auf diese Art und Weise zu erzählen, Reinhard Wegerth las auch noch mit sehr bedächtiger Stimme vor.
Dann kam der zweite Roman, Friedrichs Hahns „Von allem Ende an“, der in der Edition Laurin erschienenen ist und von einem Buchhändler und Antiquar in der Provinz nahmens Engelbert Steller handelt, der einen Briefroman schreibt und als Sonderling in Bad Schwuchting mit mehr oder weniger schönen Frauen allerhand erlebt, Kunden aus seinem Geschäft wirft, wenn sie die Werke der hiesigen Heimatdichter kaufen wollen und sich am Ende bei der Einweihungsfeier seiner ehemaligen Gehilfin sehr betrinkt.
Aber soweit ist Friedrich Hahn beim Lesen nicht gekommen, das hat Kurt Neumann in seiner Einleitung erklärt, der einen eleganten Bogen über diesen grandiosen Roman zog. Friedrich Hahn wurde 1952 in Niederösterreich geboren, ich kenne ihn als Herausgeber verschiedener Zeitschriften, so hat er von mir einen Text im „Limes“ und ich glaube auch im „Podium“ herausgebracht. Er hat, wie er bei der Diskussion erzählte, auch in einer Bank gearbeitet, vor allem bietet er aber Schreibwerkstätten an, deshalb handelt der Roman vielleicht soviel übers Schreiben und das ist ja interessant, verschiedene literarische Anspielungen sollen auch darin vorkommen.

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