Die Literaturveranstaltungen im neuen Jahr fangen bei mir meistens in der Alten Schmiede an. Vor einem Jahr war es eine Menasse-Lesung, vor zwei das „Kleine Fest des Lesens“, wo man zu den Lesungen zwischen dem Parterresaal und dem Schmiedemuseum hin- und hergegangen sind. Das ist jetzt vorbei, jetzt geht man von der Schmiede in den Keller, um in Bewegung zu bleiben und, daß das neue Jahr literarisch in der Alten Schmiede beginnt ist natürlich Zufall.
Diesmall wollte ich am Freitag mit der Lesung von Ludwig Fels anfangen, dann habe ich am 1. Jänner ein Neujahrsmail von E.A.Richter bekommen, wo er mich fragte, ob ich schon sein Buch besprochen habe und in die Czurda Lesung, deren Buch auch in der Edition Korrespondezen erschienen ist, gehe?
Das hatte ich zuerst nicht vor, erschien mir doch die 1946 geborene Elfriede Czurda, die Lektorin bei der Edition neuer Texte war, so experimentell, daß ich noch nicht bei vielen ihrer Lesungen war. Das habe ich E. A. Richter geschrieben, das Mail aber zurückbekommen und weil ich sehr gewissenhaft bin, dachte ich, gehe ich zu der Lesung, dann kann ich es ihm persönlich sagen. Er war aber gar nicht da, für mich hat es aber gepasst, weil jetzt schon fast ein Monat bei keiner Lesung und außerdem hat Lisa Spalt zu lesen begonnen und die kenne ich von den Ilse Kilic Veranstaltungen im Amerlinghaus, hat sie da bei xxx-small öfter einen Stand betreut. Ebenfalls eine experimentelle Autorin, die mit dem Komponisten Clemens Gadenstädter befreundet ist, bzw. ein Schreibspiel mit ihm geschrieben hat. 2003 hat sie in Rauris einen Förderpreis bekommen, jetzt ist bei Czernin „Blüten-Ein Gebrauchsgegenstand“ herausgekommen.
Interessanterweise war fast niemand aus dem Wohnzimmerkreis in der alten Schmiede. Ich bin ziemlich zeitgleich mit Bodo Hell angekommen, vor mich setzte sich Birgit Schwaner, hinter mir war Christian Steinbacher zu entdecken, Hanno Millesi, Herbert J. Wimmer, Angelika Kaufmann waren da, also ein ziemlich illustrer Kreis der österreichischen experimentellen Dichterszene, der über das fröhliche Wohnzimmer hinausging. Wolfgang Helmart habe ich aber, glaube ich, schon gesehen. Florian Huber hat eingeleitet. Dann war ich ziemlich ratlos, denn ich habe nicht viel verstanden, kenne ich mich bei den experimentellen Texten ja nicht so besonders aus, bzw. suche ich immer nach dem Sinn und wenn die Sätze nur schön sind, mir aber nicht besonders einleuchten, habe ich Schwierigkeiten, wie man weiß.
Es ging also um Tulpen, Zwiebeln, Frankenstein und das Second Life, was ein ziemlicher Kontrast ist, um Banken ging es, glaube ich auch, zumindest war bei den Einleitungszitaten ein schönes von B. Franklin zu finden „Wenn sich ein Geldschein im Kopf festsetzt, kann niemand die Vernunft entfernen“ oder so und dann ist der Text hin und hergesprungen, hat sich in Kommentaren erklärt, das kenne ich von Ilse Kilic Texten, von der Tulpenmanie war die Rede und die Frage wurde aufgeworfen, ob Schönheit Krankheit ist, was sich auf Tulpenmuster bezog, die eigentlich ein Virus waren. Die Sprache war schön, der Sinn hat sich, wie bereits erwähnt, mir nicht ganz aufgetan, bzw. war es mir zu abstrakt, um zu verstehen. Lisa Spalt hat aber ein bißchen erklärt, daß sie drei Jahre versuchte, den Text in eine lineare Form zu fassen und sich dabei auch auf Gertrude Stein bezogen.
Nachher gab es eine längere Pause, wo ich im Foyer herumstand, Martin Kubaczek entdeckte und im Booklet 44 eine Rezension von Evelyne Polt-Heinzl „Von Tulpenhype und Konsumglück“, zu Lisa Spalts „Blüten“ fand. Jetzt kann ich nachlesen, was ich nicht verstanden habe. Julian Schutting erschien, Birgit Schwaner verabschiedete sich und ich ging mit Angelika Kaufmann in den Keller. Elfriede Czurda und ihr Verleger waren schon da und ich saß auf einmal zwischen Angelika Kaufmann und Julia Schutting und hörte zu, wie sie sich unterhielten.
Liesl Uljvary war auch da und in dem Buch „Dunkelziffer“, geht es um Zahlen, wie Florian Huber erklärte. Diese und die Texte wurden auf die Wand projiziert. Elfriede Czurda führte sehr genau ein und erwähnte eine „Universalgeschichte der Zahlen“, die sie sehr faszinierte, daraus ist der Versuch entstanden, magische Würfel in Texte und zu fassen, die sich „Schneelandschaft“, „Sprachlandschaft“ Maschinenlandschaft“ etc. nannten. Nachher gab es eine rege Diskussion der experimentellen Dichter, die viel mehr in die Texte hineininterpretierten, als die Autorin beabsichtigt hatte. Der realistischen Autorin scheinen diese Sprachspiele, wie z B. aus jedem zehnten Wort eines Lexikons einen Text zu machen und seinen Lebenslauf in Zahlen zu schreiben, zwar ein wenig simpel, Elfriede Czurda scheint es aber fasziniert zu haben. Ich habe einen intensiven Eindruck von der Autorin bekommen und sehe gerade, daß ich „Voik Gehirn Stockung Notat Stürme“ aus der edition neue Texte, aus dem Jahr 1993 habe und besonders interessant war es natürlich die experimentellen Dichterszene so hautnah zu erleben.
2011-01-11
Lisa Spalt und Elfriede Czurda
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