Literaturgefluester

2011-02-10

Moidi Jokl-Exil und Film

Filed under: Uncategorized — jancak @ 22:29

Im Literaturhaus wurde im Rahmen der Exilbibliothek Anna Maria Jokl vorgestellt, die am 23. Jänner hundert Jahre geworden wäre und durch ihren 1938, im Exil in Prag geschriebenen, 1948 herausgekommenes und 2008 verfilmtes Kinderroman für fast alle Leute „Die Perlenmutterfarbe“ bekannt geworden ist.
Zum hundersten Geburtstag ist von Jennifer Tharr ein Buch herausgekommen „Aus sechs Leben“, weil die alte Dame sehr vielseitig gewesen ist. 1911 in Wien geboren, Moidi wurde sie von ihrem Tiroler Kindermädchen genannt, sie nannte sich aber auch als Drehbuchautorin so, denn 1927 ist die Familie nach Berlin übersiedelt, wo Anna Maria Jokl als Dramaturgin bei der UFA arbeitete, dann kamen die Nazis, so daß sie in ihrer Karriere als Experimentalfilmerin behindert wurde, 1933 ist trotzdem noch der Film „Tratsch“ herausgekommen, von dem es keine Kopie mehr gibt.
Jokl emigirierte nach Prag, wo sie den Kinderroman schrieb, der, wenn ich es recht verstanden hatte, von zwei verfeindeten Schulklassen handelt, an Hand derer der Aufstieg der Nationalsozialismus beschrieben wird, von dort ging es nach London. Nach 1945 studierte sie Psychoanalyse am C.G. Jung Institut in Zürich, das sie aber als sehr Antisemitisch erlebte, sie arbeitete trotzdem als Therapeutin und zog nach Ostberlin, wo die „Perlmutterfarbe“ verfilmt werden sollte, allerdings wurde sie aus der DDR ausgewiesen, so daß der Film erst 2008 entstand.
1965 zog sie nach Israel, wo sie 2001 starb und Jennifer Tharr aus ihrem Nachlaß das Buch zusammenstellte, das bei Suhrkamp erschienen ist und weil Anna Maria Jokl auch Filme machte und Hörspiele schrieb und die Exilbibbliothek eine Kooperation mit der Gesellschaft für Film und Medien hat, gab es ein Gespräch mit dem Falter-Filmredakteur Michael Omasta und einige Filmausschnitte zu sehen, wo die alte Dame aus ihrem Leben erzählt, bzw. aus der „Perlmutterfarbe“ liest.
Allerdings ist das meiste Originalmaterial verschwunden, wie Michael Omasta erklärte, von den Büchern gibt es die „Perlmutterfarbe“ zu kaufen, ein paar alte Bücher waren am Lesetisch ausgestellt, hat Anna Maria Jokl ja auch Lehrbücher für Kinder geschrieben, wie den Physikroman „Die wirklichen Wunder des Basilius Knox“
Eine interessante Autorin, die Ursula Seeber da vorstellte, auf die ich durch den Falter aufmerksam wurde. Die sechs Leben beziehen sich auf die Autorin, Psychotherapeutin, Journalistin, Hörspielautorin und Filmdramaturgin und vielleicht auch auf die Orte der Emigration.
Ich habe von der Autorin noch nie etwas gehört, obwohl der Name irgendwie bekannt erscheint. Das Literaturhaus war auch nicht sehr voll und die Veranstaltung sehr kurz, es gab noch ein Gläschen Wein zu trinken und ich habe mir mit dem Alfred noch einmal die Ausstellung „Die Schönheit des Vergehens“,des Büchner Preisträger Walter Kappacher angesehen, der ja auch sehr viele Bücher hat, die in den Vitrinen zu sehen sind.

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