So lautete der Titel zu dem Salon Philosophique, dem philosophischen Diskussionsort, den das Anton Proksch Institut für Suchterkrankungen in Kalksburg unter seinem Leiter Michael Musalek und Martin Poltrum 2008 ins Leben gerufen hat und der in der Garbarage für upycling design „Kunst aus Abfallprodukten“, in der Schleifmühlgasse seither regelmäßig stattfindet. Ein paar Mal war ich dort, nicht sehr oft, da ich mich ja nicht wirklich für Philosophie interessiere und meine Zeit, da ich neben meinem psychologisch-psychotherapeutischen Brotberufe ja viel schreibe, lese, blogge und mich literarisch interessiere, einteilen muß, aber dieses Thema war interessant, so daß ich die Veranstaltung zu „20 Jahre Schule für Dichtung“, die es Literaturhaus gab und die ich in meinem Kalender eingetragen habe, ausließ und nach halb sieben in die Schleifmühlgasse gegangen bin.
Ein paar Mal war ich da, bei der ersten und zweiten Veranstaltung, glaube ich, einmal während meines Frankfurter Buchmessensurfings, da ich dachte, daß das jetzt die Gelegenheit ist, mein Glas Wein zu trinken und gesellige Beziehungen auszutauschen und das letzte Mal, glaub ich wieder, als der Nitsch referierte und da war ich besonders aufgeladen, weil mich vorher die Buch-Wien angefragt hat, ob ich für sie bloggen will?. Ich wollte aber nicht anders als für das Literaturgeflüster, Cornelia Travnicek hat dann offiziell gebloggt und ich habe alle Einladungen zu allen Veranstaltungen bekommen und auch meine Gratiskarten und an dem Abend bin ich, glaube ich, auch mit einem Paar ins Gespräch gekommen und das ist ja etwas, was mir nicht sehr oft passiert, weil ich etwas schüchtern bin und offenbar auch nicht über die charismatische Ausstrahlung verfüge, so daß ich in literarischen Kreisen oft übersehen werde. In nicht literarischen, wo nicht ein so großer Konkurrenzdruck herrscht oder ich nicht als Bedrohung wahrgenommen werde, ist das manchmal anders, da werde ich dann manchmal angesprochen, dann rede ich zurück und auch sonst, wenn mir danach ist. Wenn aber nichts zurückkommt, höre ich auch auf, weil ich inzwischen soviel Selbstbewußtsein habe, daß ich mein Glas Wein auch alleine trinken kann. Diesmal hat sich aber die Dame, die sich neben mich setzte, sehr freundlich mit mir unterhalten, so daß ich ihr erzählte, daß ich Psychologin und Psychotherapeutin bin und nebenbei schreibe und das auch zwei Jahre vor meiner Matura so beschlossen habe. Als wir beim Paulus Hochgatterer waren, der ja Psychiater und Autor ist und so manche Stipendien bekommt, was manche Autoren, die vielleicht nicht so viel verdienen, ärgert, begann der Vortrag und der war sehr interessant, ist das ja ein Thema, das mich sehr stark beschäftigt und Michael Musalek, der ihn hielt, ist auch ein brillanter Redner mit sehr viel Charisma und Kalksburg beschäftigt mich derzeit auch ein bißchen, da mein neues Projekt mit dem Arbeitstitel „Ein Glas zuviel“, ja eine Beziehung dazu hat, beziehungsweise Kerstin Wieland, meine Heldin, hin gefahren ist, um ihren Franz zu suchen und dort mit einem Patienten in Gespräch gekommen ist. Das ist die letzte Szene, die ich am Freitag geschrieben habe, bevor ich mich in meinem sehr intensiven Pfingstlesemarathon begeben habe und damit werde ich jetzt weitermachen und das Thema Normalität beschäftigt mich natürlich auch. Obwohl ich auch nicht sehr viel Neues mitgenommen habe. Ein Diskutant hat gemeint, er hätte gelernt, daß man nicht genau sagen kann, was Normalität ist, was Prof Musalek etwas verwirrte, aber ich habe von der statistischen, der subjektiven, der idealen und der fiktionalen Norm, die vorgestellt wurden, ähnliches verstanden.
Was ist normal? War Hitler böse oder psychisch krank? Professor Musalek tendierte, glaube ich, zum ersten und meinte, daß er seine Patienten für nicht böse halte, damit habe ich ein bißchen Schwierigkeiten, weil es ja schon manchmal vorgekommen ist, daß Psychotiker ihren Müttern den Kopf abgeschlagen haben und diesen dann in eine Auslage stellten und einmal hat eine Frau längere Zeit neben ihrer toten Mutter zugebracht, ohne das zu melden und die untersuchenden Psychiater kamen zu dem Schluß, psychisch krank war sie nicht und auch bei dem Attentäter von Oslo, der als Beispiel genannt wurde, weiß ich nicht, ob die Beantwortung dieser Frage ganz so einfach ist? Dazu passen auch gut die Videos, die Thomas Wollinger vorige Woche auf seinen Blog stellte, um das Stendhal-Syndrom zu erläutern, mit etwas einsamen Kommentaren von mir, da der Fredi, der sie anheizte, die seinen dann entfernte.
Der Vortrag und die Diskussion waren aber sehr interessant und als es dann in die Küche zum geselligen Rahmen ging, meinte die Dame neben mir, sie hätte mich erkannt, denn soviele Psychologen, die schreiben, gibt es nicht und nannte meinen Namen.
„Wow!“, das ist ja etwas, was mir nicht sehr oft passiert, denke ich ja sehr oft, ich kann da vier Jahre fast täglich bloggen und von meinem literarischen Frust jammern und niemand merkt es und keinem fällt das auf, aber ich bin ja auch einmal von Salzburg nach Wien autogestoppt, Helmut Zenker hat mich migenommen, seinen Namen nicht gesagt und ich habe ihn erkannt. Das das einmal umgekehrt passiert, ist sehr schön, obwohl es mich nicht weiterbringt und ich eigentlich gar nicht so viel von dem Vortrag erzählen, sondern ihn nur als Aufhänger benutzen wollte, um zu meinem literarischen Leben zurückzukommen und, daß ich Pfingsten so erlesen verbrachte, ist auch nicht ganz der Norm entsprechen, wo in Österreich, glaube ich, jährlich acht oder neun Bücher gelesen werden und ich habe diese Zahl fast in einem Wochenende geschafft und in meiner Strohwitwenzeit meinen SUB ziemlich abgelesen oder jedenfalls ein paar der Bücher meiner Leseliste. Damit ich aber nicht zu übermütig werde, habe ich mir am Freitag bei Haymon noch zwei, von Sepp Mall und Marianne Gruber bestellt, obwohl ich, wenn ich Anfang Juli in meine Sommerfrische aufbreche, ganz gerne bis Buch Nummer 47 kommen würde, weil es die waren, die ich bis Jahresanfang auf die Liste setzte. Ob ich das schaffe oder nicht, weiß ich nicht, es ist auch nicht so wirklich wichtig. Ich mag jedenfalls Bücher, lese gern und viel und freue mich, daß ich mich so reichlich an den Bücherschränken bedienen kann und es Rezensionsexemplare gibt, die ich manchmal bekomme, so daß ich auch aktuell lesen kann. Der Lesemarathon und das hektische Lesen, Buchimie, hineinstopfen und den Inhalt wiedergeben, hat es meine Kurzeitkritikerin JuSophie ja einmal genannt, ist jetzt vorbei und ich werde allmählich wieder in mein mehr oder weniger hektisches Schreibverhalten zurückkommen. Wolfgang Tischer vom Literaturcafe war ja, als er sein Buchpaket zum Tag des Buches verteilte sehr geschockt, als er draufkam, daß die meisten seine Bücher nicht wollten und er quasi in einer Parallelwelt lebt und ist jetzt um sich mit dieser Frage zu beschäftigen zu einem Schülerlesewettbewerb gegangen.
Drei Buchmanuskripte liegen auf Alfreds Schreibtisch und warten auf sein Wiederkommen, was demnächst passieren wird, die „Wiedergeborene“, die „Paula Nebel“ und dann noch „Best oft Literaturgeflüster“ und da habe ich jetzt auch noch den ersten Pfingstartikel dazugegeben und vorgestern hat sich Stephan Eibel Erzberg bei mir gemeldet, der mir manchmal Gedichte schickt und mich sehr überschwenglich lobt, was meiner verkannten Literatenseele gut tut und so habe ich mir gedacht, daß ich ihn fragen könnte, ob er mir ein paar Zeilen für den Beschreibungstext, was das Literaturgeflüster für ihn bedeutet, schreiben will? Bei der „Wiedergeborenen“ und bei der „Paula Nebel“ habe ich die Texte selber geschrieben. Jetzt habe ich gedacht, frage ich ein paar meiner eifrigsten Kommentierer oder suche selbst ein paar Kommentare heraus.
Dann hat mir die Patricia Brooks ein liebes Mail geschrieben und der Stephan hat sofort geantwortet, zwar sehr euphorisch übertrieben, aber ich denke, daß eine, die ohnehin darunter leidet, daß sie so wenig beachtet wird, sich auch einmal etwas Euphorisches aussuchen kann.
Damit bin ich in meinen Schreiberalltag zurückgekommen. Das Bücherlesen wird jetzt vielleicht ein wenig weniger hektisch werden, obwohl ich mir schon die nächsten fünf von meinem Badezimmerstapel herunternahm und es geht ans Weiterschreiben, bzw. ans Korrigeren, wenn mir der Alfred, die drei Bücher, die schon warten, dazu gibt und natürlich die besten Pläne für das „Glas zuviel“, was ich mir von meiner Oster–Krise aber mitnehme, ist mehr Gelassenheit, sowie ein gewisses Maß an positiver Resignation, wenn es sowas geben sollte. Ich bin, wie ich bin und schreibe, wie ich kann und manchmal erkennen mich die Leute auch und sagen mir, daß ich schon in der Alten Schmiede gelesen und im Wespennest und im Freibord publiziert habe und nicht nur, daß ich nicht gut schreibe und nie besser werden kann und natürlich habe ich auch meine Zweifel, wenn ich an das neue Buchprojekt denke, wenn man neununddreißig Jahre gehört hat, du kannst es nicht und auch genau weiß, wieviel schon geschrieben wurde, ist es nicht so leicht zu glauben, daß man jetzt das neue unverbrauchte Werk schreiben wird, das auf einmal alle begeistert! Ich werde es aber trotzdem versuchen, so gut ich es kann und wenn ich wieder nur sechs Wochen dazu brauche, ist das auch egal, denn dann geht es sich noch aus, beim Nanowrimo mitzumachen und das möchte ich ja auch wieder einmal tun.
2012-05-31
Wer ist schon normal?
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