Dieser Freitag und Samstag war also sehr intensiv. Vierundzwanzig Stunden Literatur bei „Rund um die Burg“ und zehn Stunden „Poet-Night“ des ersten Wiener Lesetheaters. Beides Veranstaltungen, die ich nach Möglichkeit non-stop besuche.
Das Problem war diesmal nur, daß beides Freitag um 16 Uhr begann. Da man nur an einem Ort gleichzeitig sein kann, war es klar, daß ich mich splitten muß. Ich wußte nur nicht, wie ich es machen soll. Bis Samstag zwei Uhr früh im Siebensternkulturzentrum zu bleiben und dann zum Burgtheater gehen, war die eine Möglichkeit. An die habe ich gedacht, als ich noch nicht wußte, wann ich lesen werde.
Dann kam die Information, Freitag von 17.30-17.40. Also die Möglichkeit, mir ab achtzehn Uhr die Hochliteratur zu geben, damit ich für die zu erwartende Bücherliste schon etwas über die Neuerscheinungen der österreichischen Verlage weiß.
Variante drei kam von Otto Lambauer, der mailte, daß es in seinem Zelt ab achtzehn Uhr Lesungen von Texten des „Ohrenschmaus-Literaturpreis 2008“ gibt und da ich in der Jury war und bin, wäre es ja interessant, nach einer kurzen Poet-Night, mir die Ohrenschmaus-Lesungen anzuhören und dann ins Hauptzelt hinüberzugehen, wo sie mich nicht lesen lassen, ja nicht einmal mehr auf meine Anfragen antworten.
Die Poet-Night ist eine Veranstaltung des ersten Wiener Lesetheaters, das sonst Texte anderer präsentiert. Aber einmal im Jahr können die, die selber schreiben, acht bis zehn Minuten lang ihre Texte lesen.
Im Gegensatz zu „Rund um die Burg“ ist das eine eher geschlossene Veranstaltung. Die Lesenden kommen eine halbe Stunde früher, holen sich das kleine Honorar und hören sich hauptsächlich selber zu, da es nicht viel öffentliche Werbung gibt. Diesmal hing sogar ein Zettel an der Türe des Extrazimmers, daß hier eine geschlossene Veranstaltung stattfiindet!
Ich bin um halb fünf gekommen, habe daher den Thomas Northoff versäumt und etwas früher als geplant gelesen. Und zwar eine Szene aus „Novembernebel“, in der es auch um eine Lesetheateraufführung geht.
Mechthild Podzeit-Lütjen ist mit ihren Text über eine Elfriede, die fünfundsiebzig ist, sich die Haare noch immer rot färbt und kein wirklicher Sozialfall ist, genauso aktuell gewesen, hat sie sich offenbar auf die Geburtstagslesung am Mittwoch bezogen und das auf ihre Art sehr poetisch gemacht, was mich beeindruckt hat. Da war Elfriede Haslehner noch gar nicht da.
Elfriede Gerstl hat als prominenter Gast gelesen, Beppo Beyerl seinen Tschechenroman vorgestellt, Richard Weihs etc. . Monika Giller für die ich letztes Jahr ein Veto für ihre Aufnahme eingelegt habe, hat mich mit „Auf dem Totenbett“, wieder einmal sehr beeindruckt.
Anderes habe ich versäumt (Ruth Aspöck, Judith Gruber-Rizy ect…), da wir uns, nachdem Alfred gekommen ist, mir ein Glas Wein brachte und Fotos machte, entschlossen haben, noch eine Weile zuzuhören und dann um halb zehn zum Burgtheater gegangen sind.
Die Ohrenschmaus-Lesungen also versäumt und im Hauptzelt Xaver Bayer. Da bin ich nach einem kurzen Rundgang und Begrüßung Ottos gerade zu der Lesung von Anna Kim zurecht gekommen. Anschließend hat Angelika Reitzer gelesen, deren „Frauen in Vasen“ mich ja interessierte. Dann kam der Burgtheater-Block mit einer Erich Kästner Performance. Danach ist Alfred gegangen, was ihm nicht gut tat, weil er auf der Kettenbrückengasse einen Faustschlag abbekommen hat.
Im Literaturzelt gab es inzwischen den Krimi-Block mit Eva Rossmanns „Die Russen kommen“, Manfred Wieninger und Thomas Raab u.a.
Im Zelt war es allerdings sehr kalt. Viel kälter als gewöhnlich, so daß ich zwischen zwei und drei ernsthaft überlegte, zu gehen. Und mich nur abhalten ließ, weil ich ja überall herumerzählte, daß ich nonstop bleiben will.
Der Erotik-Block, der früher nie sehr aufregend war (und das ist ja die Zeit der größten Müdigkeit, zwischen zwei und fünf, ab fünf ist es dann meistens übertaucht), hatte aber diesmal sehr interessante Frauen anzubieten. Vor allem Mieze Medusa, die für Manfred Rumpl um vier Uhr früh eingesprungen ist, war ein wirklicher Gewinn.
Ich bin also geblieben. Zum Essen und Trinken hatte ich mit und auch einen Extrapullover, den Schal hatte ich leider vergessen.
Am frühen Morgen war das Zelt ziemlich leer, da war ich wieder die einzige Dauerhörerin. Außer mir gibt es nur einen Fotografen, der non-stop bleibt und die Lesenden fotografiert.
Ich bin, wie besprochen, nach der Lesung von Eduard Habsburg-Lothringens Gesellschaftsroman zu Ottos Stand gegangen, habe mit ihm Kaffee getrunken und mich auch ein bißchen umgeschaut.
So gab es im Bücherzelt Gratis-Teepackerln der Firma Sonnentor, was, wenn man bedenkt, daß es sich bei einem guten Tee besser lesen läßt, eine nette Idee ist, obwohl die Firma Sonnentor ja nicht ins Bücherzelt passt. Anni Bürkl nennt ihren Blog aber auch „Texte und Tee“ und dann gab es auch eine Schokoladeverkostung. Nämlich einen Tisch, wo man sich, wenn man wollte, eine mit verschiedenen Alkoholsorten gefüllte Nußpraline, holen konnte.
So übertauchte ich meine Müdigkeit. Thomas Northoff hat in der Früh hereingeschaut und zu Mittag Ruth Aspöck und Robert Egelhofer, die wundern sich dann immer über meinen non-stop Eifer. Ein bißchen peinlich ist das ja schon. Ich muß aber sagen, es hat etwas gebracht und es tut mir immer leid, wenn ich früher gehe.
Damit es nicht zu lang wird, nur mehr ein paar Highlights. Denn es ließen sich ja noch ganze Seiten über die vierundzwanzig Stunden Literatur füllen. Vielleicht kommen noch ein paar andere Artikel heraus.
Für heute also nur, zu Mittag gabs eine Stunde mit der „Schule für Dichtung“.
Robert Schindel hat gelesen, Franz Schuh und Johannes Gelich und wenn mir auch einiges nicht so gut gefallen hat, war es eine interessante Zusammenstellung und ist eigentlich, auch trotz der mangelnden Antwortbereitschaft und fehlenden Lesemöglichkeit eine tolle Sache, sich einen ganzen Tag lang non-stop Literatur zu geben. Ich habe auch ein paar Bücher, Autorensolidaritäten und Zeitschriften vom Literaturhausstand nach Hause gebracht. – Und jetzt gehe ich schlafen.
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