Eine Kostprobe von „Schon wieder einer tot“, Kurzkrimis mit Rezepten von Irene Wondratsch, im Oktober Verlag in der Reihe „Mord und Nachschlag“, habe ich ja schon bei der Präsentation in der Galerie Kandinsky gehört und der Titel des siebzehn Krimis-Buches, ist, würde ich mal vermuten, Wolf Haas nachempfunden und daß sich Krimis und Essen gut verstehen, habe wir bei Eva Roßmann gelernt, um in Österreich zu bleiben.
Jetzt mag ich ja eigentlich keine Krimis, denn ich bin ja gegen Gewalt und soviel Morde, ein Wort ein Mord, ist ja absolut unrealistisch, lese sie aber trotzdem gern, weil spannend, sozialkritisch, etc. Warum aber soviel gemordet werden muß und warum wir das so gerne lesen, weiß ich noch immer nicht und habe es auch bei der Lektüre von Irene Wondratschs Buch nicht herausbekommen, denn sie mordet ja sehr gern und sehr oft.
Oft mischen die Frauen den von ihnen betrogenen Ehemännern, die Schwammerln in das Gulasch oder die Muttersöhnchen befreien sich von der Mutter, indem sie die Alligatoren auf sie hetzen und oft passiert das eigentlich nicht wirklich, sondern nur in der Phantasie, in der Andeutung oder so, wie es eigentlich gar nicht passieren sollte.
So gesehen sind Irene Wondratsch mörderische Kurzbeschichten sowohl boshaft, wie auch rätselhaft und irgendwie originell, denn da blitzen auf einmal die Pointen hervor, daß man nur so staunt. Die Feministin gibt ihre kleinen bösen Nadelstiche und die Arbeitswelt kommt bei einer, die in der Arbeiterkammer gearbeitet hat, natürlich auch öfter vor.
Dazu gleich eine kleine Anekdote. Am vorigen Freitag hatte ich ja mein Geburtstagsfest und da war eine Frau aus der Arbeiterkammer da, die Stephan Eibl Erzberg hören wollte und die erzählte mir, daß das Vorbild einer der Geschichten, in der Arbeiterkammer zu suchen wäre.
Wär wohl da ermordet wurde und ob „Needles and Pins“ damit gemeint war?
Es gibt aber noch sechzehn andere Geschichten, die in vier Abteilungen unterteilt sind. „Amouren“ heißt eine „Bindung(s)los, eine andere, dann gibt es noch „Ranküne“ und „wunderbar sonderbar“.
Im Klappentext kann man lesen, daß sich oft die Frauen ihrer langweiligen, schikanösen, despotischen oder unsensiblen Ehemänner entledigen.
Es gibt aber auch eine Geschichte, die der Autorin natürlich besonders an Herz gewachsen ist, denn da rächt sich die Figur an ihrem Autor, weil er sie so konventionell darstellt, schreibt ihm Kommentare, bringt ihm dazu die Datei zu löschen und am Ende sitzt sie auf seiner Brust und stopft ihm das Papier in den Mund. Ich weiß schon, dazu gibt es ein irisches Vorbild, aber originell und feministisch fand ich es allemal.
Auch die Geschichte von den „Stummen Zeugen“ und der sonderbaren Vorliebe des Inspektors für Pflanzen. Weil er soviel von ihnen weiß, erkennt er den Mörder des Kochs vom Chinarestaurant und noch eine schrullig originelle Geschichte gibt es, in dem eine Sängerin von ihrem Regisseur gequält wird. Da gibt es Anspielungen zum Regietheater, der Regisseur muß seine Blamage von der letzten Aufführung wieder gutmachen, wo der König Marke ein Freier und Tristan ein Zuhälter war. Jetzt gibt es „Macbeth“, die Sängerin soll die Lady singen und bringt aus Rache ihrem Papagei Schimpfwörter bei. Ihr Pech, daß der Regisseur sie, um sich zu entschuldigen besucht und den Vogel „Es wär der Aff gern Regisseur, doch ist das für das Tier zu schwör!“, plappern hört. Sein Pech eigentlich, denn in der Nacht ist der Papagei verschwunden und auch der Schlüßel zur Wohnung, sie verdächtigt ihn, sinnt auf Rache, er stürzt in den Orchestergraben, der Schlüßel wird gefunden und der Vogel kommt unter dem Bett hervor.
Originell und böse würde ich sagen, es aber nur ein Teil des Ganzen, die zweite Hälfte sind die Rezepte, die es zu jeder Geschichte gibt und die sind auch zwischen einfach und ungewöhnlich angesiedelt. Geht es da ja von Schinkenkipferln, Eismarillenknödel, Schwammerlgulasch und Hüttesuppe bis zu Papagei in Mangelsauce und Krokodil Gulasch.
„Uje!“, denkt man sich da, die originelle Irene weiß aber Rat und empfiehlt auf weißes Hühnerfleisch auszuweichen und dieses in Würfel zu schneiden, was man vielleicht auch als Methaper auf unsere Lese- bzw. Konsumgewohnheiten sehen könnte.
Am Schluß gibt es eine Danksagung, da wird Petra Ganglbauer als Leiterin der Autorinnengruppe gedankt, in deren Rahmen vielleicht mancher der Kurzkrimis entstanden ist. Gertraud Klemm, Gerda Sengstbratl, Helga Pregesbauer, Sonja Kohlbacher, die meisten oder alle GAV-Kolleginnnen gehören auch dazu und ich kann das Buch, obwohl ich Krimis gar nicht mag, wirklich sehr empfehlen.
2012-11-18
Schon wieder einer tot
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