Literaturgefluester

2012-09-18

Saisoneröffnung mit Barbara Frischmuth

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:44

Jetzt ists also soweit, die Alte Schmiede ist in die achtunddreißigste Saison gegangen (ich erinnere mich noch an die Zeiten, als ich als Studentin im Durchgangskabinett in der Wattgasse im Bett lag und mein Vater kam mit dem Kurier oder Arbeiterzeitung herein und erzählte mir, da gibt es jetzt ein literarisches Quartier) und hat als auserwählte Neuerscheinung Barbara Frischmuth eingeladen, ihren bei Aufbau erschienenen neuen Roman „Woher wir kommen“ zu präsentieren.
Das waren noch Zeiten, als ihre Romane beim Jung und Jung Residenz erschienen sind und an Barbara Frischmuth erinnere ich mich natürlich auch.
Habe ich ja in der Wattgasse und später in der Otto Bauer Gasse Psychologie studiert und geschrieben und von den schönen alten Redisdenzausgaben mit den so charakteristischen Titelbildern habe ich mir auch einige gekauft und sie begierig gelesen, um herauszufinden, wie Barbara Frischmuth es macht, deren Stil mir immer sehr sympathisch war.
Nicht ganz die ersten Romane habe ich gelesen, einen Teil der Sternwieser Trilogie habe ich mir, kann ich mich erinnern, am Tage meiner Promotion gekauft, da war ich noch rebellisch genug, alleine hinzugehen, um meinem Vater eines auszuwischen, der sich nicht wichtig mit mir machen sollte, danach in die Buchhandlung auf der Ringstraße der Uni visavis, die heute ein Sub-Restaurant ist oder war und dann in das „Hausboot“ essen, das später ein Mc Donald wurde und jetzt ein Asia Noodle Shop ist und am Abend mit dem Buch und der Rolle ins Burgtheater.
Zu einem meiner Geburtstage habe ich mir die Taschenbuchausgabe der „Klosterschule“ gekauft und Balasz Nemeth hat Barbara Frischmuth zu einer Lesung in die Zwingli Kirche eingeladen, zur „Sophie Silber“ vielleicht, da hat sie ein Herr aufgefordert, fleißig zu sein und sie hat geantwortet “ das nächstes Buch der Trilogie ist schon fertig!“
Fleißig ist ein Wort, das zu Barbara Frischmuth passt, ist doch bei Residenz fast jedes Jahr ein Roman erschienen und in der sozialistischen Wochenzeitung „Frau“, die meine Mutter regelmäßig las, Artikel von ihr, wie schwer man es als Autorin hat, denn man kann sehr leicht vergessen werden. Das ist ihr zwar nicht passiert, wohl hat sie aber ihren Verlag verloren, über ihren Garten in Altaussee geschrieben und ein paar Romane in denen das Verhältnis zwischen Orient und Okzident eine Rolle spielt und ist zu Aufbau gegangen und als es mir in meinem Akademikertraining, das war 1980, im schulpsychologischen Dienst sehr schlecht ging, weil ich damals noch sehr schüchtern war, habe ich mir, bei in der Buchhandlung „Herzog“, die es auch nicht mehr gibt, glaube ich, „Das Verschwinden des Schatten in der Sonne“ gekauft, das ich mir neun Jahre später nach Amerika mitgenommen und gelesen habe.
Man sieht, ich fühle mich Barbara Frischmuth sehr verbunden.
„Die Frau im Mond“, „Hexenherz“, „Einander Kind“, etc, habe ich gelesen, bzw. die Sprache in dem Versuch studiert, auch so gut zu werden, es ist wahrscheinlich nicht gelungen und als Barbara Frischmuth wegen der Salman Rushdie Geschichte aus der GAV ausgetreten ist, habe ich ihr einen empörten Brief geschrieben, den sie auch beantwortet hat.
An eine Lesung in der Alten Schmiede, war es jetzt „Der Sommer in dem Anna verschwunden war“ oder „Vergiß Ägypten?“, wahrscheinlich auch zur Saisoneröffnung, erinnere ich mich, diese Romane habe ich nicht gelesen, weil ich ja später ein bißchen geizig wurde und mir keine so teuren Bücher mehr kaufte, wie ich es als Studentin noch tat.
So habe ich aber die schönen alten Residenzausgaben in Harland stehen und als die Anna sehr klein war, sind wir ein Wochenende nach Altaussee gefahren und haben Barbara Frischmuth prompt in dem Gasthof, wo wir wohnten, getroffen. Auch an die halbversäumte Lesung im Museum in St. Pölten, erinnere ich mich, weil ich im Regen mit dem Rad nach Harland, wie verabredet gefahren bin und sich der Alfred einbildete, ich hätte ihn angerufen und gesagt, ich würde in St. Pölten bleiben und jetzt also der neue Roman zur Saisoneröffnung, den ich schon in einigen Buchhandlungen liegen gesehen habe.
Ich bin natürlich frühzeitig in die Alte Schmiede gegangen und habe auch gleich einen Platz in der zweiten Reihe bekommen und über die Prominenz gestaunt, die erschienen ist.
Elfriede Czurda, Julian Schutting, ja sogar die Frau Mayröcker ist mit der Christel Fallenstein gekommen, man sieht die Alte Schmiede ist ein Geheimtip und es gibt noch Lesungen, wo die Schriftsteller zu den Lesungen der anderen Schriftsteller zusammentreffen.
Kurt Neumann hielt wieder einen fulminanten Vortrag über die Schreibweise und das Konzept des Romans, der drei Frauen, drei Jahre und drei Städte verbindet, das erschien mir ein bißchen bekannt, habe ich mich in der letzten Zeit ja auch sehr oft mit Müttern, Großmüttern und Enkeltöchtern beschäftigt und da kann ich gleich einwerfen, die „Wiedergeborene“ ist fertig korrigiert und kann an die Druckerei gehen. Bei Barbara Frischmuth ist es eine Mutter, eine Tochter und eine Großtante, es spielt in Alt Aussee, Istanbul und Wien und die Jahre sind 1944, 1989 und 2009. Man sieht, so schlecht bin ich gar nicht unterwegs, obwohl ich an die Sprachgewalt natürlich nicht herankomme, das ist schon klar.
Einen Dialogroman hat es Kurt Neumann, glaube ich, genannt und vom Erzählen über das Erzählen gesprochen, da sich die Protagonisten die Geschichte gegenseitig erzählen und es auch ein paar Klatschweiber gibt, die das übrige tun.
Barbara Frischmuth hat dann einige der Stellen gelesen, die, wo die Tochter ihren Schulfreund in dem Hotel der Mutter trifft und einem seiner drei Kinder eine Eistüte holt und das sich dann mit dem Apfeleis beschmiert, so etwas Ähnliches habe ich auch gerade in Arbeit und habe wieder gedacht, so ganz schlecht bin ich nicht und kann auch einwerfen, daß ich bei der Poet Night am Samstag wahrscheinlich eine Szene „Aus Kerstins Achterl“ lesen werde und zwar die, wo die Kerstin bei der Hochzeit von Traudl Obefwallner fotografiert. Es gibt aber auch die, wo der kleine Hektor die Susa Dworak zu einem dreitausend Kalorien Eisbecher zwingt und ihr dabei einen Vortrag über Anorexie hält.
Barabara Frischmuth hat aber weitergelesen, wie Martha, die Mutter, die Istanbul gelebt hat und ihre zwei Kinder dort geboren hat, ihre Freundin Lale besucht und im Lift stecken bleibt. Verschwundene Männer gibt es bei ihr auch. Die letzte Szene handelte von der Tante Lilofee, die 1944 ein Kind von einem Kriegsgefangenen bekommen oder es verloren hat.
Diskussion gab es nicht, denn da hatten sich schon die Autogrammjäger mit ihren Büchern angestellt und als ich, weil ich mir das Buch nicht kaufte, nach oben ging, kamen die mit den Büchern hinunter, die sich die Übertragung oben angeschaut haben. Elfriede Haslehner und Anita C. Schaub habe ich getroffen und bin sehr beschwingt nach Hause gegangen, wo ich noch anfügen kann, daß ich am Freitag und am Sonntag „Kerstins Achterl“ laut lesend korrigiert habe und dabei fast auf jeder Seite einen Fehler fand, aber auch die drei schönen Szenen, die mit dem Hektor im KHM zähle ich auch noch dazu, neben den drei, wo ich meinen Frust von der Jungautorenliteraturgala herunter schreibe, jetzt bin ich gespannt, wann ich damit fertig werde, eine Idee, wer mir den Text schreiben könnte, ist mir auch schon gekommen und zu meinem Geburtstagsfest, daß es genau am 9. 11. geben wird, werde ich daraus lesen.

2 Kommentare »

  1. Liebe Frau Jancak, was war denn damals mit Barbara Frischmuth und Salman Rushdie und der GAV? Ich hab im Internet nachgeschaut, aber nichts gefunden. Jetzt bin ich doch sehr neugierig.

    Kommentar von Hilde Hammerstein — 2012-09-18 @ 17:57 | Antworten

    • Eine ganz alte Geschichte, um die „Satanischen Verse“, die sicher schon gut dokumentiert und durch die Presse gegangen ist. Da gab es ja 1988 diese Drohung und einige Prostestaktionen dagegen, die auch bedroht wurden und wenn man für ein Sekretariat verantwortilich ist, dann reagiert man eben sehr vorsichtig, was dann die mutigeren Mitglieder nicht verstanden haben. So gab es einige Austritte. Gerhard Ruiss ist auch dabei gewesen und hat dann, glaube ich, eine Lesung bei der Votivkirche organisiert. Salman Rushdie hat übrigens gerade jetzt seine Autobiografie herausgegeben.

      Kommentar von jancak — 2012-09-18 @ 18:06 | Antworten


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