Literaturgefluester

2013-01-29

Gedichtete Kurzschrift

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:22

Wieder einmal war es etwas schwierig rechtzeitig in die Alte Schmiede zu kommen, obwohl ich nur zwei Stunden, eine Diagnostik und eine Befundbesprechung hatte, es packte mich aber der Ehrgeiz noch zwei Blogartikel zu verfassen, war doch Vargas Llosas „Geschichtenerzähler“ zu besprechen und dann wollte ich auch wieder eine literarische Plauderei von mir geben und so bin ich zwischen meinen Stunden in der Küche gesessen und habe am nicht abgeräumten Mittagstisch geschrieben und geschrieben, der Befund war noch nicht fertig, ein Test nicht ausgewertet und in der Alten Schmiede gab es um sechs wieder eine Stunde der literarischen Erleuchtung über einen ungarischen Nationaldichter mit Namen Attila Joszef, von dem ich, ach Schande, keine Ahnung hatte.
Über Michael Köhlmeier, der nachher aus seinen Gedichten „Der Liebhaber bald nach dem Frühstück“ lesen sollte, aber schon und so habe ich auch überlegt, ob ich nicht den Befund fertig schreiben und erst um sieben hingehen sollte. Das hatte ich auch vorige Woche, als der Klient erst um halb sieben aus der Praxis, als die sechs Uhr Veranstaltung längst begonnen war, gegangen ist, überlegt, bis ich herausfand, das er erst am 28. 1.ist. Zum Glück hat die Pflicht überwogen, ich lasse selten etwas liegen und zum Glück, habe ich diesmal, nach dem das „Neueste von der Indie-Front“ gebloggt war, das Geschirr gewaschen und bin losgezogen, denn der Köhlmeier ist ausgefallen und Michael Hammerschmid, der Priessnitz-Preisträger von 2009, der die Gedichte auf Deutsch las und kommentierte, hatte schon begonnen, als ich die Alte Schmiede erreichte, die eigentlich sehr voll war.
Er las gerade ein Gedicht, das in Originalsprache von einem jungen Mann namens Gabor Fonyad-Jöo, gelesen wurde und erzählte etwas über den Dichter, der 1905 in Budapest in sehr armen Verhältnissen geboren wurde und sich 1937, weil er depressiv war, das Leben genommen hat und der in Ungarn, als der „ungarische Majakovskij“ galt oder gilt, während ihn Michael Hammerschmid als den „proletarischen Hölderlin“ bezeichnete und meinte, daß er sowohl sehr poetisch als auch sehr realistisch, also eine Mischung zwschen Friederike Mayröcker, Ernst Jandl mit einer Spur Jura Soyfer wäre. Ich habe dagegen eher den Francois Villon in den Gedichtbeispielen entdeckt und einen Lebenslauf der als eine Art Bewerbungsschreiben verfaßt war, gibt es auch, wo er von der Armut seiner Kindheit schreibt, später besuchte er das Gymnasium, war Redakteur, hat in Paris und in Wien gelebt und sich 1937 am Plattensee vor einem Zug geworfen.
Michael Hammerschmid bzeichnete die Kurzschrift, die der Veranstaltung den Namen gab, als „Hochkraftwerk“ und „Tiefkraftwerk“ und meinte, daß Attila Joszef so den Bogen vom Kleinen zum Großen spannte. Er schien auch sehr selbstbewußt zu sein, hat er einigen seiner Gedichte doch seinen Namen gegeben und öfter auch auf sich Bezug genommen. Ein paar der Gedichte sind auch im Internet zu finden. So das Gedicht „Mama“, wo er die Mutter beschreibt, die um die Familie zu ernähren, der Vater, ein Seifensieder ist bald verschwunden, den ganzen Tag in fremde Häuser waschen ging und so nur wenig Zeit für ihn hatte „Nun pült sie die Wäsche im Himmelsblau und im Wind flattert ihr graues Haar.“
Das Gedicht „Mit reinen Herzen“ haben die Beiden auch gelesen. Allerdings scheinen sie eine andere Übersetzung, als die im Netz enthaltenen, zu haben, hat Michael Hammerschmid, ja den Schwung des „Klein- und Großgerichtes“ besonders gelobt, während im Netz etwas von „Den dritten Tag schon esse ich nicht, weder viel noch wenig“.
Michael Hammerschmid merkte auch an, daß man im Netz viel von Attila Joszef finden würde, während die Bücher eher vergriffen oder nicht auf Deutsch übersetzt sind. In Budapest gibt es ein Denkmal von ihm, das, wie Michael Hammerschmid erzählte, abgerissen werden soll, in Wikipedia konnte ich noch lesen, daß viele ungarische Straßen nach ihm benannt sind und ein paar der Denkmalabbildungen sind dort auch zu finden.

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