Jetzt kommt wieder etwas von der sogenannten leichten Sommerlektüre, habe ich mir ja vier diesbezügliche Romane von Wien in die Sommerfrische mitgenommen, damit ich meine Leseliste einhalten kann, einer davon ist Sophie Kinsellas, glaube ich, letzter Roman, 2012 auf Deutsch erschienen und im „Wortschatz“ glaube ich, im Frühjahr gefunden „Kein Kuss unter dieser Nummer“.
Für alle, die es noch nicht wissen, ich habe meine eigene Sophie Kinsella Geschichte, hat mir der Alfred ja einmal „Die Schnäppchenjägerin“ gebracht, die ich für die großartigste Schilderung einer Kaufsucht gehalten habe, die ich je gelesen habe. Dann habe ich bemerkt, das ist eine Serie und mir von dem Buchgutschein, den ich in der Szene Margareten gewonnen habe, zwei weitere Bände gekauft und „Prada Pumps und Babypuder“ habe ich im Bücherschrank gefunden. Darüber habe ich schon geschrieben. Der Name Sophie Kinsella hat sich mir jedenfalls eingeprägt, man findet ihn auch auf den Blogs immer wieder. Als ich das Buch gefunden habe, bin ich auf auf die Verlagswebsite gegangen, es gab damals einen Schreibwettbewerb dazu und die Sophie Kinsella-Seite ist auch sehr bunt mit Videofilmchen etc aufgeputzt. Und dann gabs natürlich den Plagiatsskandal um Martina Gercke, die sich bei ihren Küßchen-Romanen ja an einigen der Kinsella-Romane bediente. Dieses ist nicht dabei, weil wahrscheinlich noch nicht erschienen. Ich glaube aber „Göttin in Gummistiefeln“ und das habe ich auch einmal gefunden und steht auf meiner Leseliste.
Nachdem ich vorige Woche mir den „Glücksstern mit Schwips“ gegeben habe, folgte jetzt „Kein Kuss unter dieser Nummer“, ich lese ja gelegentlich ChitLits, auch wenn ich dann darüber ärgere, wenn, so wie auch diesmal, ein bißchen zu dick aufgetragen wird. Sind die Mädels doch wirklich nicht so dumm, daß sie das lesen wollen oder sind sie es doch?
Ich habe jedenfalls bei den Amazon-Rezensionen nachgeschaut und da gibt es einige, denen es zu dick aufgetragen war, obwohl ich wahrscheinlich wegen der „Schnäppchenjägerin“ irgendwie ein Kinsella-Fan bin, jedenfalls bevorzugt nach ihren Büchern greife und die ersten hundert Seiten haben mir auch ganz gut gefallen. Dann wars mir zu übertrieben, daß ich das Buch fast weggelegt hätte. Dann ist es wieder gegangen. Aber vielleicht sollte man doch darauf hinweisen, daß weniger mehr sein könnte, denn die Ideen, die in dem Buch stecken, sind eigentlich sehr interessant und auch das mit den Fußnoten, halte ich im Gegensatz zu einigen Rezensenten, für eine gelungene Idee. Erinnern wir uns, in den Shopoholic-Büchern gibt es immer Briefe zwischen den einzelnen Kapiteln. Jetzt kommentiert sich Poppy, die Heldin in hundertzwölf Fußnoten selbst und gibt dabei Informationen, die zum Teil fehlen würden, würde man sie nicht lesen.
Da ist also Poppy Wyatt die Heldin, vom Beruf Physiotherapeutin und es beginnt auf einer Hotelparty auf der sie sich mit ihren Freundinnen getroffen hat. Sie ist verlobt, hat einen Traummann, steht kurz vor der Hochzeit, nur blöderweise zu Beginn des Buches den Verlobungsring, den Magnus ihr an den Finger steckte verloren. So sucht sie ihn auf den Toiletten und auch sonst überall. Dabei wird ihr ihr Handy gestohlen. Sie findet aber gleich ein anderes in einem Mistkübel und die Geschichte beginnt.
Eigentlich sind es fünf Geschichten oder zehn oder zwanzig. Warum teilen das die Lektoren nicht auf und machen mehrere Bücher daraus, dann würds wahrscheinlich realistischer wirken und der Verlag würde auch mehr Bücher verkaufen?
Ein Problem in der Geschichte ist, daß Poppy in eine Intellektuellenfamlie hinein heiraten will, Magnus, seine Mutter, sein Vater, sogar sein kleiner Bruder, haben Bücher geschrieben, die Schwiegermutter ist Feministin, wow und Poppy nur Physiotherapeutin, spricht den Namen „Proust“ falsch aus und kann beim Scrabble nur „rot“ oder „tot“ legen, während die anderen mit viel komplizierteren Wörter protzen.
Ein anderer interessanter Aspekt ist, daß Poppy Magnus in ihrer Praxis als Patient kennengelernt hat und Therapeuten dürfen mit ihren Patienten ja keine Beziehungen eingehen, das finde ich sehr interessant, weil es mich in meinen Büchern auch beschäftigt. Da gibt es sogar sowas, wie ein Strafgericht und eine neidige Kollegin, die sich Freundin nennt, gibt es auch.
Aber noch sucht Poppy den Ring, zieht sich Handschuhe an, beziehungsweise täuscht sie einen Unfall vor, damit ihre Schwiegereltern den Verlust nicht merken, sie läßt sich auch Duplikat anfertigen und als sie das am Finger trägt, kommt die Hochzeitsplanerin daher und zieht den Ring aus der Tasche und stellt Poppy vor allen bloß.
Das würde vielleicht schon für eine Geschichte reichen, aber jetzt geht es erst richtig los.
Das Handy, das sie nämlich im Papierkorb findet, ist ein Firmenhandy und gehört einem gewissen Sam, seine Assistentin hat es hineingeschmissen und Poppy, die ja ihren Ring wieder haben will, gibt es nicht mehr her. Also verspricht sie Sam alle Mails zu schicken, mischt sich in sein Leben ein, schickt ihm zum Zahnarzt, verwechselt einiges, richtet viel Verwirrung an, so daß auf der Buchrückseite auch etwas von einer „bezaubernden tolpatschigen Heldin“ steht.
Das scheint zwar Sophie Kinsellas Spezialität zu sein, kann aber nerven und ich bin ausgestiegen, als sie das Handy nicht zurückgeben wollte, nachdem sie den Ring wieder hatte, obwohl es sie es ja versprochen hat.
Aber das braucht es für die Dramaturgie, denn Poppy verliebt sich natürlich in Sam und ist ab nun ständig unterwegs sein Leben zu ordnen und seine Firma zu retten. Da ergeben sich noch einige Verwicklungen, daß sie auf ihre Hochzeit vergißt, dann aber prompt eifersüchtig wird, als ihr jemand mailt, daß Magnus sie betrügt, während sie mit Sam unterwegs ist, um seinen Chef zu rehabilitieren.
Eine Verlobte, die gar nicht Sams Verlobte ist, gibt es auch und als die Firma gerettet ist, löst Poppy ihre Verlobung auf. Dabei stellt sich heraus, die Schwiegereltern sind gar nicht so unangenehm, wie gedacht und haben gar nichts gegen die Schwiegertochter, Magnus ist der Böse, weil er schon ein paar Verlobte hatte und offenbar auch eine Beziehungsangst.
Dann taucht er aber mit einem anderen Verlobungsring auf und Poppy, die, weil sie ihre Eltern früh verloren hat, nicht nein sagen kann, läßt sich zur Hochzeit überreden, nur passiert dann in der Kirche die Katastrophe, als Sam ihr ein SMS schreibt und fragt, ob sie nicht mit ihm einen Kaffee trinken will?
Ein Großteil des Buches spielt sich in SMS-Kontakten ab und es ist auch eine spannende Idee darüber nachzudenken, was passiert, wenn sich zwei ein Handy teilen oder was mit all den Nachrichten so passiert, die wir auf unseren Handies speichern, wenn wir eines haben. Gibt es da ja auch eine Diskussion zur Datenvorratsspeicherung. Man hätte also locker ein paar ernsthaftere Romane aus dem Material machen können, schade, daß es die Mädels alle so übertrieben und lustig haben wollen, aber vielleicht wollen sie das gar nicht und der Verlag glaubt das nur, daß man ein etwas weniger übertriebenes Buch schlechter verkauft? Ich bleibe also wieder etwas ratlos zurück, denn eigentlich lese ich Sophie Kinsella ja sehr gern, habe mir aber gestern in der Badewanne fast vorgenommen, es nicht mehr zu tun, es wartet aber noch die „Göttin in Gummistiefeln“ auf mich, von der ich nun hoffe, daß sie ein wenig weniger übertrieben ist.
2013-08-01
Kein Kuss unter dieser Nummer
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