Von Rafael Chirbes großen Gegenwartsroman „Krematorium“ habe ich während meines „2008-Frankfurter-Buchmessensurfing“, wie überhaupt auch von dem 1947 geborenen spanischen Autor, das erste Mal gehört und habe mir gedacht, das ist ein interessantes Buch, das würde ich gerne lesen. Aber ich kaufe mir ja keine teuren Bücher und damals gab es noch keine offene Bücherschränke, was sich glücklicherweise geändert hat. So ging ich irgendwann im Frühjahr, ich glaube es war, als ich zur „Elisabeth Freundlich Lesetheateraufführung“ ins Literaturhaus ging am „Wortschatz“, eine tolle Adresse für tolle Bücher vorbei und wurde fündig. Zwar ist es wieder ein sehr dicker vierhundertzwanzig Seiten Schinken, aber in den Weihnachtsferien habe ich ja Zeit und ich habe das Lesen nicht bereut, denn es ist ein interessantes Buch, das in starken sehr eindrucksvollen Worten, übersetzt von Dagmar Ploetz, anhand einer Familie von den Zuständen dieser Welt erzählt.
Die sind für mich zwar nicht wirklich etwas Neues, aber das Bild einer spanischen Küstenstadt, wird sehr eindrucksvoll gezeichnet. Da gibt es einen siebzigjährigen Bauunternehmer und Architekten Rubens Bertomeu, den Ich-Erzähler, der gerade seinen um zehn Jahre jüngeren Bruder zu Grabe trägt, deshalb heißt das Buch auch „Krematorium“, denn es wird eine Feuerbestattung, deshalb fahren alle hin und erzählen aus ihrem Leben, Rubens hat eine Tochter namens Silvia und die zwei Kinder und einen Mann, der ist Universitätsprofessor, dann gibt es noch die zweite Frau, die vierzig Jahre jünger, als der Patron und sehr ehrgeizig ist, er hat sie von einem Hotel oder einem Puff mitgenommen und nach dem Tod der ersten Gattin geheiratet, das Puff spielt auch eine große Rolle, denn in Spanien wurden an der Küste offenbar nicht nur sehr schnell und sehr billig, die Bauten hochgezogen, die jetzt in der Krise offenbar alle leer stehen, es kommt auch ein Club mit einer Russin namens Irina vor, von der einige von Rubens Handlanger, offenbar eine maffiaähnliche Struktur, fantasieren.
Rubens Bruder, früher ein Revolutionär, jetzt ein Ökobauer, ist offenbar an Krebs gestorben, seine zwei Ex-Frauen trauern um ihn, während Silvia, ihren Sohn Felix für den Ferienaufenthalt nach Schottland zum Flughafen bringt, es gibt dann noch einen schwulen Dichter, der sich zu Tode säuft, Silvias Mann schreibt über ihn eine Biografie und am Ende wird Monica die junge Frau schwanger, hat Silvia mit ihren Kindern ausgestochen und an den Rauchverboten, die plötzlich überalle herrschen, leidet der Zigarrenraucher sehr und eine alte Mutter, die von ausländischen Frauen betreut wird, gibt es auch.
Das alles wird sehr lange und sehr bedächtig in verschiedenen Kapiteln und verschiedenen Handlungssträngen mit verschiedenen Erzählstimmen erzählt. Es war für mich, abgesehen von dem spanischen Flair, nichts wirklich Neues und ein bißchen sehr sexistisch und aus männlicher Sicht ist es auch erzählt.
Es war aber interessant, eine spanische Erzählstimme kennenzulernen, die literarisch sehr belesen sein dürfte und von der es, wie ich auf einen Blog gelesen habe, demnächst ein neues Buch geben wird.
2013-12-25
Krematorium
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