Literaturgefluester

2013-09-12

Kurze Liste und Leo Perutz-Preisverleihung

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:06

Und schon ist sie da die kurze Liste, zur Vorbereitung auf die Frankfurter Messe und Einstimmung auf das fröhliche Bücherweihnachtskaufen und ich muß sagen, ich bin überrascht, immer wieder und immer neu, obwohl ich mir diesmal ja wirklich viel Mühe gegeben habe, die Buchpreisdiskussionen in den Blogs verfolgte und mich auch durch das Leseprobenheftchen gelesen habe, meine Meinung ein paar Mal revidierte und dann so sicher war, daß ichs diesmal treffe, wenn ich Daniel Kehlmann, Clemens Meyer, Uwe Timm, Nellja Veremej, Reinhard Jirgl und Thomas Glavinic sage, was nicht unbedingt meinen persönlichen Geschmack betraf, denn so ein besonders großer Glavinic-Fan bin ich ja nicht und der Reinhard Jirgl dürfte ordentlich sperrig sein, aber das ist es, dachte ich, da fragten dann die von der Facebook Seite gestern ihre Leser nach ihrer Schätzung und ich war überrascht, weil viel weniger Mainstreammäßig, als ich schätzte. Dann wurde es Mittwoch zehn Uhr und voila, wieder einmal ordentlich verschätzt, denn da ist einmal Mirco Bonne dabei, der schon 2009, glaube ich, oben stand und die Geschichte mit der Reise nach Südfrankreich, die ich von den Leseproben als Erstes las, klang ja auch interessant, dann habe ich aber, glaube ich, darauf vergessen.
Reinhard Jirgl, das habe ich schon von Anfang an so geschätzt, dann ließ mich die Sperrigkeit ein wenig unsicher werden, Terezia Mora, habe ich, glaube ich, auch am Anfang vorausgesagt und nach den Leseproben und den Blogdiskussionen wieder umdisponiert.
Bei Clemens Meyer gabs keine Diskussion und auch wenn ich jetzt wieder schief liege, das wird der Preisträger, würd ich mal schätzen und dann die großen Überraschungen, obwohl mir die Lesprobe und die Geschichte mit den abbröckelnden Stuck von den Wänden des ehemaligen DDR Schlößchens, die jetzt den Psychiatrie Patienten in die Suppenschüßeln fallen, bei Marion Poschmanns „Die Sonnenposition“ sehr beeindruckt hat, wie überhaupt die offensichtlich sehr lyrische Autorin. Gedacht hätte ich trotzdem nicht sie auf der Liste zu finden, würde das Buch aber gerne lesen, also auf Leute, schenkt es mir oder stellt es in die Bücherschränke und bei Monika Zeiner war ich wirklich überrascht. Daß die „Ordnung der Sterne über Como“ auf die kurze Liste kommt, hätte ich nicht gedacht, obwohl ich schon ein paar diesbezügliche Stimmen hörte, also wird es vielleicht die Preisträgerin, da ich mich ja immer sehr verschätze oder doch die Mora, der Bonne, der Jirgl und und und.
Sibylle Berg, die mit „Der Mann schläft“ schon 2009 auf der langen Liste stand, hat da einen sehr interessanten Artikel zu unserer Listenwut geschrieben, der sich mit meiner Auffassung deckt, denn ich denke ja bzw. beobachte ich das, die Leute lesen immer weniger, der Buchhandel ist in der Krise, da ist denen vom Börseverein 2005, das mit dem dBP eingefallen und funktioniert offenbar recht gut. Zuerst die Aufmerksamkeit auf zwanzig Bücher, dann auf sechs, zuletzt auf eines, dann ist schon bald Weihnachten und eins davon wird schon gekauft werden. Sibylle Berg spricht von Abverkäufen und meinte offensichtlich, die zwanzig, sechs oder das eine, werden jetzt gestürmt, die Buchhändler bilden Büchertürme und was ist mit den vielen anderen, die gar nicht darauf kommen? Wenn man wirklich glaubt, daß das, was da am 7. 10 als das Preisbuch ausgerufen wird, das beste ist und das andere dann mit guten Grund liegen läßt, liegt man falsch. Dann wär der Preis nicht gut, wenn er ein bißchen Aufmerksamkeit auf das Lesen lenkt, ist es aber sicher nützlich. Trotzdem glaube ich, daß die, die die Bücher jetzt gelesen haben, sie zum größten Teil, mich eingeschlossen, nicht gekauft haben, Ausnahme ist der Otto Lambauer, mein ehemaliger literarischer Verstärker, der sich heuer tapfer durch die Liste las und, daß ich das Buch von der Julia Frank originalverpackt am Stattersdorfer Flohmarkt fand, habe ich, glaube ich, schon geschrieben und bei „Thalia“ die Kathrin Schmidt, den Ingo Schulze, die Judith Zander und bei dem „Augustin-Flohmarkt“ vor einem Jahr gabs die Olga Martynova, die Alina Bronsky und und und…
Es gibt zuviele Bücher und es schreiben zuviele Leute, das ist schon so und stört mich nicht besonders, wie es auch eigentlich egal ist, daß ich mich da ordentlich verschätzte, denn alle Bücher auf der Liste sind lesenswert und noch viele andere. „Kerstins Achterl“ kommt zum Beispiel noch dazu und da habe ich mit Reinhard Wegerth vor kurzem ausgemacht, daß ich am 30. 10 in der „Alten Schmiede“ den Beginn lesen werden, „Beim Sterben sollte man zu Hause sein“ und noch vieles andere.
Ich habe kein Problem damit, lese mich quer durch den literarischen Krautgarten, das was ich bekomme und so viel ich kann und am Mittwochabend wurde es auch prosaischer, denn außer der hohen Literatur gibts ja noch was anderes, zum Beispiel die Krimis, die die Leute gerne lesen und da wurde um neunzehn Uhr im „Bestattungsmuseum“, der „Leo Perutz-Preisträger bekanntgegeben, eine Veranstaltung, zu der ich seit zwei jahren regelmäßig gehe, weil ich auch gern gelegentlich Krimis lese.
Es gab auch da eine Shortlist, offensichtlich leben wir im Shortlistzeitlalter, mit fünf Nominierungen. Christian David stand mit „Märchenauge“ darauf, danach Georg Haderer mit „Engel und Dämonen“ der schon im Vorjahr mit seinem Vorläuferkrimi nominiert wurde, Sabine Naber mit „Marathonduell“, Beate Maxian mit „Tod hinter dem Stephansdom“ und Thomas Raab mit „Der Metzger kommt ins Paradies“, der auch schon zum dritten Mal nominiert wurde.
Die Verleihung des Preises, der von der Stadt Wien und dem Hauptverband seit vier Jahren veranstaltet wird, fand bisher in der Grünangergasse statt, jetzt also im „Bestattungsmuseum“ einem schaurig schönen Ort, der bald auf den Zentralfriedhof übersiedelt.
So eröffnete ein Herr vom Musesum, dann kam Günter Kaindlsdorfer, ein Herr vom Hauptverband, Gerald Schantin fehlte, es waren überhaupt viel weniger Leute da, vor zwei Jahren habe ich mir noch die Füße in den Bauch gestanden, weil ich ein bißchen zu spät gekommen bin und Anica Matzka-Dojder von der Stadt Wien sagteetwas Ähnliches, wie das letzte Mal, daß Krimis für den Urlaub sehr geeignet wären, zählte einige auf, die sich leichter als Sachbücher lesen lassen, bei der Frage ob Krimis das sozialpolitische Element spiegeln, gab es, glaube ich, Verständigungsschwierigkeiten, dann kamen die fünf Minuten Lesungen.
Christian Eder, ist mir schon beim Kommen durch seinen schwarzen Anzug aufgefallen, er meinte, daß er die österreichische Weltherrschaft beim Krimischreiben antreten würde und las dann eine sehr spannende Stelle. Magdalena fährt mit dem Lift nach oben, einer mit einem Fahrradhelm und einem Messer erwartet sie und bringt sie um.
Georg Haderers Krimi habe ich schon gelesen, mich aber nicht mehr sehr erinnern können und das „Marathonduell“ spielt beim Wiener City Marathon, dessen Namen man, wie Sabine Naber sagte, nicht erwähnen dürfe, auch ein wenig seltsam, es ging aber ebenfalls sehr spannend, um einen Mord, diesmal mit einem Hammer und von Beate Maxians schwarzer Frau habe ich schon beim Symposium über den Aberglauben ein bißchen was gehört.
Sie erwähnte wieder die rote Unterwäsche, die das Publikum erzückte, wahrscheinlich hatte sie auch welche an, weil die ja Glück bringen soll und „Glauben Sie nicht, daß Sie schon gewonnen hätten, weil Sie zum dritten Mal nominiert worden sind!“, sagte dann Günter Kaindlsdorfer zu Thomas Raab, der aus dem neuen Metzger las und dabei eine fulminante Telefonshow absolvierte.
Und natürlich hat er gewonnen, wie Erwin Riedesser, der auch der Jury angehörte, launig und langatmig, um die Spannung zu steigern, etwas später verkündete.
Applaus, Applaus, danach standen alle ziemlich lang herum, Buffet gabs offenbar keines, aber eine Führung durch das Museum, eine der letzten Gelegenheiten im alten Haus, mit einem ebenfalls sehr fulminanten Führer und ich gratuliere herzlich und weise auf die am siebzehnten September stattfindende Wiener Kriminacht hin, bei der man wahrscheinlich einige der nominierten Krimis hören kann und interessant, das Paar, das vor mir Platz gefunden hatte, einen ganzen Sack Krimis in der Tasche, hatte.
Edith Kneifls nicht nominierter „Der Tod fährt Riesenrad“ war auch dabei, aber die wurde ja schon im vorigen Jahr nominiert.

2 Kommentare »

  1. Ich hoffe, dass ich am 30.10 in die Alte Schmiede kommen kann! Aber gibt es nicht bald auch in der Albert Hall eine Lesung ? oder habe ich mich da verschaut.

    Kommentar von moni sommerer — 2013-09-19 @ 11:42 | Antworten

    • Bei der Poet Night am 28. 9. ab 17 Uhr im Siebenstern in der Siebensterngasse lese ich und im nächsten Jahr dann wahrscheinlich im Rebulikanischen Club in der Rockgasse. Sonst sind derzeit keine Lesungen geplant und die Albert Hall ist mir als Lesungsort auch nicht bekannt. Freut mich wenn Sie in die Alte Schmiede kommen.

      Kommentar von Eva Jancak — 2013-09-19 @ 13:41 | Antworten


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