„Unglaublich“, „Ein irrwitziger Barock-Petry Slam“, „Wow, was für ein Buch“, „Komisch, schwarzhumorig, überbordend, respektlos, ein ganz großer Spaß“, steht am Buchrücken von Steven Uhlys Romanerstling „Mein Leben in Aspik“, bei Amazon kann man ein paar ratlose, beziehungsweise ablehnende Rezensionen finden und ich frage mich, ob das Buch des 1964 in Köln geborenen Autors, der deutsch-bengalischer Abstammung ist und mit einem spanischen Stiefvater aufwuchs, von dem ich auch „Adams Fuge“ gelesen habe, eine Schelmensatire, ein Inzestroman, eine Abrechnung mit den Deutschen oder einfach das Produkt von Uhlys Fabulierlust, der mit einem mehr oder weniger großen Konzept dahintreiben ließ, die Politik des letzten halben Jahrhunderts auf die Schaufel nahm und dabei ein paar Tabubs brach, ist.
Habe mir, da ich ja eine eher ernsthafte Leserin bin, die nicht so gern lauthals vor sich hinlacht, mit dem Buch etwas schwer getan, andererseits war es spannend zu lesen und der unglaubliche Inhalt floß auch leicht dahin.
Worin geht es in dem seltsamen Familienroman, des namenlosen Ich-Erzählers, der damit aufwuchs, daß ihm seine Oma, wie andere Kinder Märchen vorgelesen bekommen, vor dem Einschlafen erzählte, wie sie den Opa umbringen würde.
Jahrelang, bis er fünfzehn war, dann starb der Opa an Rattengift, es erschien die Polizei, die Mutter bekam einen Weinkrampf, die Oma konnte sich herausreden und der Enkel zog nach Köln, um Philosophie zu studieren.
Dann kam die Mutter auf Besuch und erzählte, daß sie sich deshalb vom Vater trennte, weil der von der Oma ein Kind bekommen hat.
Der Enkel zieht nun nach Berlin, wird dort von der sechzehnjährigen Natascha, seiner Halbschwster oder Tante erwartet und die beiden verbringen die nächsten Tage im Bett, bis die Glieder schmerzen und die Polizei anklopft, denn Natascha ist noch minderjährig und die Mama hat den Sohn angezeigt.
Er kommt ohne Gerichtsverhandlung ins Gefängnis, die Mama holt ihn aber heraus und er soll nun Natascha in Hinkunft meiden, es kommt aber zu einem großen Familientreffen, das damit endet, daß der Sohn bzw. Enkel in Ohnmacht fällt und unter dem Tisch, sowohl Natascha, als auch die indische Freundin seines Vaters, beziehungsweise die Großmutter schwängert, obwohl die altersmäßig darüber sein müßte und der Vater behauptet auch, daß Natascha von ihm schwanger wäre und bietet einen Frauentausch an.
Natascha fällt nach der Geburt ihrer Tochter ins Koma, die Inderin Shalini zieht zum Ich-Erzähler, bietet sich ihm als Sex-Sklavin an, während er die kleine Schantal Maria Jose täglich ins Krankenhaus bringt, damit Natascha sie stillen kann.
Dann werden seine Söhne Heinz, der von der Gromutter, die inzwischen mit einem Archie zusammenlebt und den Ich-Erzähler als Heinz Neffen ausgibt und Anurag geboren. Der Vater möchte, daß er etwas arbeitet und so steigt er in dessen Buffs als Barkeeper ein, wird selber zum „nettesten Zuhälter“ von Berlin, muß dann fliehen und bringt sich, als in Berlin die Mauer fällt und die Wende kommt, als Obdachloser durch. Er dreht auch ein bißchen durch, rennt nackt im Schnee herum, so daß ihm seine Zehen amputiert werden müßen, dann gehts zurück zur Oma und auf die Suche nach dem richtigen Opa, denn der mit dem Rattengift war der falsche. Der Echte war ein Nazi, der jetzt als Jude getarnt in München leben soll, so begibt sich der Held, der sich inzwischen Steven Uhly nennt, in die „Vier Jahreszeiten“ und wird dort von seinem Opa mit dem Messer attackiert und am Schluß, es sind jetzt wieder ein paar Jahre vergangen und die Kinder erwachsen geworden, beginnt er seine Geschichte aufzuschreiben….
„Machen Sie sich keine Sorgen, wenn Sie nicht alles verstanden haben!“, habe ich in einer Rezension noch gelesen und ich habe für die, die mir immer das Inhalt nacherzählen vorwerfen, anzufügen, daß da noch einiges fehlt, weil man das bei dieser Geschichte wirklich nicht kann.
Schundroman, Porno oder grandioser Zeitroman beziehungsweise ein sich darüber Lustigmachen? Wahrscheinlich alles zusammen, noch viel mehr und etwas weniger.
Steven Uhly hat jedenfalls weitergeschrieben und ist mit dem dritten Roman, dem „Glückskind“ wahrscheinlich noch ein bißchen bekannter und berühmter geworden, aber das habe ich noch nicht gelesen, nur bei einem meiner „Frankfurter-Buchmessen-Surfings“ darüber gehört.
2014-06-13
Mein Leben in Aspik
2 Kommentare »
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ja ich habe das buch auch gelesen. weiß gar nicht mehr, was ich mir damals notiert habe, aber ich war durchaus angetan davon. musste dabei an den „aspik“ denken, den meine oma immer machte. und darin leben, da kann man sich schon vorstellen, dass alles ein wenig „wirr“ wird! liebe grüße!
Kommentar von ilse — 2014-06-15 @ 00:46 |
Das mit dem Aspik habe ich eigentlich nicht verstanden, wie und was damit gemeint war. Ein origineller Titel vielleicht, denn das Leben in Aspik würde ich mir eher ruhig, wie unter einer Glasglocke vorstellen. Danke für den Kommentar, war jedenfalls ein spannendes Buch,das eine wirre Berg-und Talfahrt beinhaltete
Kommentar von jancak — 2014-06-15 @ 22:26 |