Anni Bürkl scheint mit ihren Altausseer Teekrimis in der 1968 in Ostfriesen geborenen Elke Bergsma, Konkurrenz zu haben, erschien von ihr bei „Lago“ doch soeben der Ostfrieslandkrimi „Das Teekomplott“ und führte mich an meinem Harlanderfrühlingsurlaubswochenende in den heißen Sommer des Dörfchen Canhusen, in dem ständig Tee getrunken wird und die Leute Menno, Lübbo, Deike, Eike, Immo, Engelke, etc, heißen, das, wie die Autorin und der Verlag versichern, das einzige ist, was an diesem Roman nicht erfunden wurde.
Die Gewalt an Frauen, die blaugeschlagenen Augen und das Machogehabe bei den Stammtischen wird wohl auch nicht ganz erfunden sein, dennoch beginnt es sehr idyllisch in dem kleinen Dorf, wo für die Kinder Wassersprenkler aufgestellt wurden, damit sie sich erfrischen können und die fünfzehnjährige Amelie sauer ist, daß sie ihre Ferien am Land verbringen muß und sich nicht, wie ihre Freundinnen im Großstadttrubel tummeln kann.
In diese Idylle ist der pensionierte Rechtsanwalt Jan Scherrmann gezogen und regt, um Leben in das Dorf zu bringen eine Fotoausstellung an. Dafür wird er zum Stammtisch eingeladen, der nach dem Krieg von den ansäßigen Männern gegründet wurde und der jetzt nur mehr aus fünf Herren zwischen siebzig und achtzig besteht. Doyen ist Lübbo Krayenborg, ein Tyrann und heimlicher Bürgermeister, der ausnahmsweise mit seiner Frau Fenna erschienen ist, die, weil so ungeschickt und so unpünktlich, ständig eine Treppe runterstürzt, ein blaues Auge hat, etc…
Es kommt gleich zu einer Aufregung, wird doch bei den Fotos eines von zwei jungen Männern aus den neunzehnhundertvierziger Jahren entdeckt. Fenna erbleicht, als sie es zieht, Lübbo zerrt sie weg und verweist Jan, als er sich danach erkundigt, vom Stammtisch.
Ein Biobauer bittet den Rechtsanwalt noch um Hilfe, da Hormone in seinen Kühen gefunden wurden, er verdächtigt Lübbo das getan zu haben, weil der gegen die biologische Landschaft ist und Eike seinen Sohn zum Biobauer machte.
Die Tierärztin hat auch ihre Troubles und Nöte mit dem Tyrann, seine Kinder hassen ihn und dann wird er vergiftet auf der Straße aufgefunden. Ein Teebeutel steckt in seiner Tasche und Jan hat inzwischen vom zweiten Stammtischmitglied Johann Schepker herausbekommen, daß die beiden Männer Teeschmuggler waren, einer Fennas ehemaliger Verlobter war und umgekommen sind die beiden auch.
Sonst ist aus den Männern nichts herauszubekommen und als Kommissar Büttner, Johann Schepker befragen will, findet er ihn von einem Jagdgewehr erschoßen in seiner Stube, Teebeutel gibt es auch und weil die Tierärztin die Tatwaffe in ihrem Auto hatte, wird sie festgenommen.
Beim Begräbnis von Lübbo wird in seinem Grab der dritte alte Mann samt Teebeutel erschlagen aufgefunden und die Tierärztin kommt wieder frei.
Dazwischen werden noch einige Vorurteile aufgelöst, nämlich die, daß Leute, die sieben Kinder haben, die Kevin, Chantal, Selina, Cayenne, Shanice, Justin und Sidney heißen, asozial sein müssen und Deike, eine von Lübbos Töchter bringt eine Außenseiterin und deren Sohn, der Lübbo wie aus dem Gesicht geschnitten ist, was ihn zum Alkoholiker machte, wieder in die Dorfgemeinschaft zurück, in der nach den Begräbnissen Feste gefeiert werden und auch der Kommissar sich bei Bier und Grillsteaks labt, während der vierte Stammtischbesucher tot in der Güllegrube schwimmt.
Man sieht, Elke Bergsma zeichnet mit feiner Ironie und hat etwas gegen Gewalt und Unterdrückung und nun bleibt nur noch einer übrig, der zugereiste Rudolf Lampe, von dem man nicht recht weiß, ob er der Mörder oder der nächste Mordfall ist?
Der Kommissar wird dazwischen auch etwas ausfällig und verhält sich politisch nicht ganz korrekt, er ist aber auch ein Gegner von Gewalt an Frauen und da kommen einen bei dieses Machomännern, die ihre Frauen prügelten oder ihren Freunden zu Verfügung stellten, schon einmal die Grausbirnen hoch.
Am Schluß richtet sich Rudolf Lampe selber mit dem Jagdgewehr und es war trotzdem ganz anders, als es schien, das Komplott ein bloßer Zufall und ich habe einen Krimi gelesen, der manchmal sehr spannend und überraschend, dann wieder etwas langatmig war und vielleicht gekürzt werden hätte können. Aber dann hätte ich von dieser Scheinidylle im beschaulichen Ostfriesenland, in dem ich noch nie war, nicht soviel erfahren.
Es lohnt sich also einmal hinzufahren und seine eigenen Recherchen zu machen und für die, die das nicht können, hat Elke Bergsma noch zwei andere Ostfrieslandkrimis geschrieben.
Detail am Rande, das Buch wurde zuerst bei „Amazon“ fünfzigtausendmal verkauft und die Verlagsgruppe hat oder hatte auch noch andere erfolgreiche Selbstpublisher, wie Nika Lubitsch und Martina Gercke im Programm.
Also stimmt es doch nicht so ganz, wie Iljoma Mangold im Interview mit Wolfgang Tischer vom Literaturcafe behauptete und wie man früher immer hören konnte, daß man als Selbstpulisher keine Chance hat und daß man, wenn man das einmal getan hat niemals mehr einen Verlag findet.
2014-03-22
Das Teekomplott
Kommentar verfassen »
Du hast noch keine Kommentare.
Kommentar verfassen