Die letzten Tage habe ich die hundertvier Seiten von „Anna kämpft gegen das Vergessen“ durchkorrigert, auf hundertzwei Seiten, beziehungsweise 48.948 Worte hinuntergebracht und versucht das Ganze auf eine einheitliche Handlung zu bringen.
Was einerseits sehr spannend war und auch flott dahinging. Andererseits war noch einiges zu ändern und ich muß es auch noch einmal durchgehen, weil zeitlich stimmt es noch nicht. Anna ist nach dem Opernball gestorben und Hanni hat dann in relativ kurzer Zeit ihre Alzheimer-Ausbildung gemacht. So habe ich die auf acht Module und zwei Wochen Praktikum hinunterreduziert und da der „Büchner-Preis“ von der „Darmstädter-Akademie“ vergeben wird, entscheidet K.M über einen „Berliner-Kunstpreis“. Daß die Sitzung im Oktober stattfindet, habe ich auch weggelassen, versucht die Namen zu vereinheitlichen und bei den Opernballszenen muß ich noch aufpassen, da einmal Rade mit Anna zu Slavica Jovanovic geht und das andere Mal kommt er erst später nach.
Ansonsten finde ich das Ganze sehr flott erzählt und soweit man es selber beurteilen kann, auch sehr spannend. Am Donnerstag habe ich mit dem Durchkorrigieren angefangen und war am Freitag kurz vor sechs, bis auf cirka zehn Seiten fertig, als Robert Eglhofer angerufen hat und mir mitteilte, daß er Schifahren sei und daher nicht zur Schreibgruppe komme. Da war die Versuchung nicht zu klein, zu Hause zu bleiben und weiterzukorrigeren. Warum soll ich der Gruppe etwas anderers schreiben, wenn ich so schön im Schreibfluß bin. Ich bin aber sehr diszipliniert, habe den Laptop ausgeschaltet und bin losgezogen. Auf dem Weg ins Cafe Ludwig, beim „Hofer“ habe ich noch Milch, Pinze und Bananen eingekauft, ist mir eingefallen, daß ich „Frühling“, aber auch „Kokosnuß“, als Nonsensethema vorschlagen könnten, um einmal etwas Surreales oder auch Experimentelles zu schreiben. Beim letzten Mal in der Gruppe gab es mit der Ruth bzw. der Ilse Kilic ja ein bißchen Schwierigkeiten, weil die meinten, daß ich da keine Romanszene schreiben soll. Das hätte mich zwar nicht gehindert, war aber schon fertig mit dem Rohkonzept Eine Idee wäre ja auch trotzdem noch eine Szene zu schreiben, die dazu passt, zum Beispiel mit der Kokosnuß, aber von der bin ich abgekommen, weil das Ganze schon ziemlich fertig ist und nur mehr korrigiert, aber nicht mehr inhaltlich ergänzt zu werden braucht.
Bevor ich am Donnerstag mit dem Korrigieren angefangen habe, habe ich auch noch den Text für Anton Blitzsteins Zeitung zum Thema „Behindertenkunst“ geschrieben, den hätte ich eigentlich auch in der Gruppe schreiben können, aber das Thema hätte vielleicht den anderen nicht so gefallen und der Text war auch schon fertig.
Also habe ich „Frühling“ und „Kokosnuß“ vorgeschlagen, als ich ins Cafe Ludwig gekommen bin. Doris Kloimstein, Fritz Widhalm, Ruth Aspöck und Peter Czak waren da und da die anderen keine rechten Themenwünsche hatte, wurde „Kokosnuß“ angenommen und das war ein spannendes Schreiberlebnis.
„Kokosnuß, welch ein Hochgenuß, riesengroßer, kugelrunder Kunstgenuß. Es ist ein Kokosgruß mit der Nuß, im Frühling unter den Palmen an der Copa Kagrana, unter Lampions mit dem Hulareifen hoppen, Hulahopp und Holahoh und an die Liebe zu denken. Wo bleibt die Liebe, junge Frau, junger Mann? Wo bleibt sie nur, sag es mir? Ausgerechnet Bananen, Bananen, verlangt sie von mir! Josephine Baker im kurzen Baströckchen, mit der fettig, glänzenden, dunklen Haut. Es ist die Kokosnuß, die runde Kokosnuß, verlangt im Frühling Rum-Kokos von „Casali“ von mir. Kokosnuß und Palmenschnitten, am Strand der Copa Cagrana, in Graz, nein, in Wien, an der schönen blauen Donau, in der, wie ich höre, in letzter Zeit soviel Plastik schwimmt. Vielleicht sind es auch die Dosen von der Kokosmilch. Kokosmilch und Bananen zum Frühstück mit dem Müsli essen. Wo ist die Nuß, wo ist sie nur? Wo bleibt sie denn, wann kommt sie zu mir? Es ist die Liebe an der Copa Kagrana, in den heißen Frühlingsnächten, haben sie gesiegt. Lau ist der Wind und der Pina Colada schmeckt sehr gut. Aber besser noch die Kokosmilch aus der Kokosnuß, in der weißen Schale, eiskalt serviert. Heiß ist die Liebe und die Himbeeren rot, in den lauen Frühlingsnächten in der Copa Kagrana am Donauinselstrand. Es ist die Liebe, die dumme Liebe, die die Bananen von mir abverlangt. Braun und weiß und leicht verrückt, die heißen Frühlingsnächte am Donauinselstrand. Der Carneval in Rio wäre bunter, heißer, feuriger. Also zurück oder dageblieben und die Kokosmilch aus der Nuß geschlürft. Dazu ein paar Rumkugeln von Casali mampfen und der grüne Papagei sitzt auf der Palme und schnattert den Refrain dazu. Es ist die Kokosnuß, die schöne Kokosnuß, die ausgerechnet Bananen von der dummen Frau verlangt.“
Soweit mein Text und interessant, wie unterschiedlich, die der anderen waren. Bei diesem Thema ist mir das so richtig aufgefallen. So schrieb Doris Kloimstein, die telefonisch ein paar Mal unterbrochen wurde, von ihrem Brasilienaufenthalt und den Erlebnissen dort, wenn man mit einem Plastiksack voll Geld am Sandstrand sitzt. Fritz Widhalm fing es wieder ganz pragmatisch an und kam dann zu den Kokosbusserln und den Kokokuppel, während Peter Czak einen Drogenrausch mit viel roter Farbe damit verband und Ruth Aspöck mit dem Pfadfinderlied „Wer hat die Kokosnuß geklaut, begann und bei ihren Kubaerfahrungen landete.
Interessant so eine Schreibgruppe und auch sehr interessant, daß das Nonsenseschreiben Spaß machen kann, aber auch das Korrigieren, des im letzten Monat entstandenen Textes, der mich die nächste Zeit beschäftigen wird.
Schade. Kokosnuss zählt zu meinen Lieblingen
Kommentar von robert — 2014-04-05 @ 11:12 |
Dann hättest du ja während des Schifahrens einen Text dazu dichten können oder es fällt dir bezüglich deines „Schulromans ein diesbezügliches Kapitel ein
Kommentar von jancak — 2014-04-05 @ 18:05 |
Fein, liebe Eva, dass die Schreibgruppe in den Blog Aufnahme findet. Es war ein sehr anregender Abend, ich habe gemerkt, dass mir die Gespräche gut tun. Du hast sehr gut ausgesehen und warst auch sonst gut drauf.
Kommentar von Ruth — 2014-04-06 @ 10:00 |
War ich auch, ist doch das Korrieren von „Anna kämpft gegen das Vergessen“ am Freitag erstaunlich gut gegangen, obwohl der Handlungsablauf immer noch ein bißchen fehlerhaft ist.
Die Gruppe gefällt mir auch sehr gut, sowohl das sogenannte „Nonsenseschreiben“ oder „Experimentieren“, das mir ja sicherlich nicht schaden kann, als auch, was ich, weitertun will, das Weiterschreiben, beziehungsweise Konzeptieren meines jeweiligen „Works in Progress“. Da ich aber immer sehr schnell dabei bin, ist die Gefahr, daß der jeweilige Roman zu oft in der Gruppe entsteht, nicht sehr groß.
Fein, daß du dich hier auch zu Wort meldest, die Gruppenberichte kannst du alle nachlesen, in denen vom Februar und April ist auch mein jeweiliger Text enthalten, die du ausdrucken kannst, bezeihungsweise bringe ich sie dir das nächste Mal.
Du bist übrigens dabei, mit fünfundzwanzig Kommentare meine beiden Spamkommentiererinnen, mit je fünfundzwanzig bzw. sechsundzwanzig zu überholen. Dann liegt nur noch der Rudi mit sechzig Kommentaren vor dir. Margot Koller ist mit sechzehn Meldungen fernab. Weiter so, ich würde es mir sehr wünschen!
Kommentar von jancak — 2014-04-06 @ 11:06 |