Die gemeinsam mit seinem Sekretär und seinem Textdichter herausgegebene Autobiografie „Mein Leben“ zum fünfundsiebzigsten Geburtstag des am 14. Juli in Pilsen geborenen Karl Gott, habe ich vom „Riva-Verlag“ geschickt bekommen, der mir, seit Judith Grohmann meinen Blog gefunden hat, seine Bücher anbietet und wieder könnte man sagen, die Biografie eines Schlagersängers interessiert mich nicht, aber als 1953 geborene, die bei ihren Eltern öfter vor dem Fernseher sah, bin ich, um den Sänger nicht herumgekommen und als Jugendliche habe ich mich öfter gefragt, wieso ein Tscheche Deutsch singt, Gott heißt, obwohl er im Kommunismus lebt, lebt er überhaupt dort und wie geht es ihm damit?
Fragen, die ich damals nicht beantworten konnte und so ist diese Autobiografie, die ja schon das Antwortgeben im Titel andeutet, besonders interessant und es hat mich auch erstaunt, daß ich, die ich jetzt fernsehlos, schon jahrelang nichts mehr von dem Sänger gehört habe, in dem Buch erfahren habe, daß er immer noch singt, nicht daran denkt, damit aufzuhören, sondern sogar etwas von der „Mitte des Lebens“ schreibt, in dem er sich befindet. Nun ja Zeitgeschichte interessiert mich und so habe ich wiedermal viel gelernt und Neues erfahren.
Es beginnt mit einer Einleitung in Las Vegas, denn dort ist der Sänger 1967 zu einem monatlangen Gastspiel eingeladen, lernt Frank Sinatra, Sammy Davis Jr., etc kennen und wird von den Veranstaltern, als der Mann aus dem Kommunismus gehandelt, was ihm ein wenig peinlich ist.
Hier kommen auch die Sätze, wie dem Publikum alles geben und daß man, um jeden Preis singen muß, auch wenn die Stimme nicht mehr kann und das Atteste von HNO-Ärzten, etc. nichts nützen.
Dann gehts zurück nach Pilsen bzw. in die CSSR und zu dem Bekenntnis, daß Karel, der wirklich Gott heißt und keinen Künstlernamen hat, eigentlich Maler werden wollte, die Kunstakademie hat ihn nicht aufgenommen.
So machte er eine Lehre und sang in seiner Freizeit in verschiedenen Clubs, machte dann eine Ausbildung zum Opernsänger und die Karriere begann.
Auslandsaufenthalte, Shows, etc, nicht das große Geld, denn das behielt die CSSR sich ein und gab sozusagen nur eine Aufwandsentschädigung an die Künstler ab und 1968, Karel Gott hat, wie er betonte und ich auch im Netz nachlesen kann, immer die Musik von der Politik getrennt, gab es einen Flug nach Hamburg.
Alle dachten, er käme nicht zurück, aber die Eltern waren da und hätte er sein Publikum nicht enttäuscht und die „goldene Stimme aus Prag“ hätte es dann auch nicht mehr gegeben. So dementierte er in einer Pressekonferenz, war dann aber viel in Deutschland, auch in der DDR, aber dort war es mit der westlichen Dekadenz etwas schwierig, sang mit Udo Jürgens oder für ihm beim Songcontest, trat in den Shows von Peter Alexander auf und dachte dann doch wiedermal daran, im Ausland zu bleiben, dementierte wieder, bzw wurde er von den Tschechen wieder aufgenommen.
In „Wikipedia“ kann man etwas von einer umstrittenen Rolle nach 1968 lesen, Gott schreibt, daß man ihn in Berlin einmal die Schlagzeile der Bildzeitung unter die Nase hielt, die ihn als Spion outete und alle lachte, aber von den Wanzen in den Hotelzimmern und, daß man bei Interviews höllisch aufpassen muß, was man sagt, hat er schon gewußt.
Das nächste Kapitel sind die Frauen, von denen wird ein Schlagersänger mit der „Schicksalsmelodie“ ja sehr umjubelt, im Netz liest man etwas von einem „Schuhfetischisten“ und Karel Gott gibt zu immer Beziehungen, manchmal auch mehrere auf einmal gehabt zu haben, es gibt eine 1973 geborene Tochter namens Dominika, von der er erst nach ihrer Geburt erfuhr, dann noch eine andere und eine sehr späte Ehe, die 2008 in Las Vegas geschlossen wurde, mit zwei kleinen Töchtern und dazu den lapidaren Satz, daß es doch schön ist, einer der wenigen zu sein, mit der Rente auch Kindergeld zu bekommen.
Im beruflichen Bereich ging es weiter mit der „Biene Maja“, die Karel Gott zuerst gar nicht singen wollte, dann ein Welterfolg wurde, für die er auch 2012 von Stadtrat Mailath-Pokorny im Wiener Rathaus eine Auszeichnung bekam.
1989 kam die Wende, da dachte Karel Gott kurz daran, beruflich abzutreten, im Gespräch „for President“ war er, nachdem Vaclav Havel nicht mehr kanditieren durfte, auch und große Reisen, wie in die Carnegy Hall mit einundsechzig Jahren kamen ebenfalls.
Auf den Malediven erlebte er einen Tsunami und was die Ehrungen betraf, so ist er in einem Wachsfigurenkabinett dargestellt und hatte eine Zeitlang auch sein eigenes Museum.
Im zweiten Teil des Buches gibt es Themenkapitel. So ist eines seinen Russlandreisen gewidmet, wo er ein großes Fanpublikum hat und während er durch Armenien reiste, sehr viel Cognac trinken mußte.
Die schnellen Autos und die Unfälle, die er damit hatte, gehören auch zu seinem Künstlerleben. Im Filmen hat er sich öfter selbst gespielt und nicht die Charakterrollen bekommen, die er gerne hätte, ähnlich ist das in seinem Tenorleben, da gab es auch einige Ausflüge in die Opernwelt, um die großen Mozart-Arien ist er aber gekommen und dann gibt es noch das Kapitel Malen in seinem Leben, das eine große Rolle spielt, so hat er sich ja schon als Kind gerne Kunstbücher angeschaut und dann trotz nicht bestandener Aufnahmsprüfung 1954 weitergemalt. Zu seiner Freude und zur Streßbewältigung, trotzdem gab es viele Ausstellungen und Johannes Mario Simmel hat sich auch etwas von ihm illustrieren lassen, den eigenen Stil hat er aber, wie er schreibt nicht so ganz gefunden.
In der Mitte des Buches gibt es einen Fototeil mit einigen Schnappschüßen aus dem Privatalbum. Einen Anhang mit der Albendiskografie, den Preisen und Auszeichnungen, sowie den Glückwünschen und Worten von Kollegen und Freunden, gibt es auch und was das Buch, vielleicht besonders macht, hat Karel Gott auch immer seine Meinungen über Politik, Kindererziehung, den Gefahren von Facebook, Internet, etc eingeflochten, die Einblick in das Künstlerleben geben, bei dem es ihm, wie er schreibt, immer wichtig war „nicht nur ein guter Sänger, sondern auch ein guter Mensch gewesen zu sein.“
Ein interessantes Buch für alle Karel Gott Fans, das die Welten des Künstlers sehr gut zeigt.
2014-05-20
Zwischen zwei Welten
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