Ich gehe ja nicht so gerne auf Veranstaltungen, wo ich das Buch schon kenne, aus Zeitgründen, beziehungsweise um die Vollständigkeit der Berichterstattung tue ich das, mache aber Ausnahmen und komme dann auch meistens drauf, Neues über das Buch erfahren zu haben und die Autorenpersönlichkeiten sind ja auch ein starker Eindruck, der das Gelesene ergänzt und so bin ich heute auch in die „Alte Schmiede“ gegangen, obwohl ich Karin Peschkas „Watschenmann“ schon gelesen habe, aber Constantin Göttferts Debut interessierte mich und dann gehe ich auch gern zu Angelika Reitzers Veranstaltungen, obwohl sie bei ihren „Textvorstellungen“ inzwischen auch sehr bodenständig schreibende Autoren einlädt und nicht mehr nur die ganz exclusiven Literaturtalente, wie das eine Zeitlang so war, so daß ich die Veranstaltungen in meiner Blogberichterstattung regelrecht gesammelt habe.
Beide Bücher Karin Peschkas „Watschenmann“ und Constantin Göttferts „Steiners Geschichte“ haben mit dem Krieg zu tun, erklärte Angelika Reitzer in ihrer Einleitung und beide Autoren, füge ich hinzu, waren mir schon bekannt.
Karin Peschka habe ich bei einer von Angelika Reitzers exclusiven „Textvorstellungen“, vor ungefähr drei Jahren, wie sie in ihrer Einleitung erklärte, das erste Mal gehört und dann Anfang des Jahres in der „Kolik-Lounge“, dazwischen kam der „Wartholz-Preis“ und Angelika Reitzer erkärte auch das Romangeflecht sehr genau, was ich sehr hilfreich fand, weil ich so meine eigenen Eindrücke überprüfen konnte, denn das ist ja ein wenig schwierig mit den schillernden Nachkriegsgestalten und den Traumatisierungen, die man in den Fünfzigerjahren wohl nicht so genannt oder erkannt hätte.
Karin Peschka erklärte dann auch sehr genau welche Stellen sie lesen würde und wurde von Angelika Reitzer nach der Romanentstehung gefragt, was ich auch sehr interessant fand.
Den zweiten Autor, den 1979 geborenen Constantin Göttfert, der in Leipzig studierte und Wien lebt, habe ich, glaube ich, auch bei einer von Angelika Reitzers „Textvorstellungen“ gehört, wenn ich mich nicht irre zusammen mit dem Michael Staravic und da ist mir seine Thomas Bernhard Nähe aufgefallen, die ich auch jetzt wieder fand und der bei „C H Beck“ erschienene Roman ist sehr umfangreich und wurde von Angelika Reitzer wieder sehr genau erklärt.
„Steiners Geschichte“, die Geschichte einer Vertreibung von Karpatendeutschen aus der Slowakei, aufgehängt an einem Paar, Ina und Martin, die sich in dem Roman offenbar von einader trennen. Ina ist schwanger und hält die Nähe zu ihrem Partner nicht aus. Es geht um eine seltsame Wohngemeinschaft, in die dann Martin zieht, aber acnh um den Großvater, den Herrn Steiner, der von seinem Hof aus Limbach auf die andere Seite der March vertrieben wurde, dort hängt die Fahne der Gegend im Zimmer und als Martin offenbar das erste Mal von Ina mitgenommen wird, herrscht eine seltsame Atmosphäre.
Diese Stelle hat Constantin Göttfert auch gelesen. Der Großvater Steiner liegt auf der Bank und greift von dort nach dem Ölguglhupf, niemand spricht außer Martin, der aus Verlegenheit von seinem Studium erzählt und dann auf die Slowakei zu sprechen kommt, was bei der Großmutter zu einem Emotionsdurchbruch führt. Dann kam noch eine Stelle über Heimat und Heimatlosigkeit, wo Constantin Göttfert anmerkte, daß es ihm schwer fiele, das nachzuempfinden, dann las er aber, daß Ina sich lange ihrer Identität nicht sicher war, sie ist Österreicherin, aber im Wohnzimmer gibt es eine andere Fahne und da denke ich, daß es vielen Türken wahrscheinlich ähnlich geht, sie sind in Österreich geboren, sprechen zu Hause aber eine andere Sprache und welche Identität haben sie nun?
Bei den Karpaten- oder Sudetendeutschen kommt dann noch dazu, daß sie sich ja eigentlich, obwohl slowakische oder tschechische Staatsbürger, als Deutsche fühlten, obwohl sie nie in Deutschland waren.
Das Leben ist schon sehr kompliziert und der Roman scheint auch so aufgebaut.
Angelika Reitzer erwähnte etwas von einem Roadmovie, denn die schwangere Ina scheint nach Limbach zu gehen und die verlorene Heimat zu suchen und findet nur eine Ruine, wo Obdachlose hausen und Jugendliche Parties feiern.
An dieser Stelle gab es sehr viel Lachen im Publikum, ich fand es wieder nicht so lustig, kenne den Autor aber nicht persönlich und habe daher vielleicht die persönlichen Hintergründe nicht verstanden, über die seine Freunde kicherten.
Ein interessanter Roman scheint es aber zu sein und ich habe mich in letzter Zeit auch sehr viel mit dem deutschen Reich beschäftigt, so daß ich diese Variante ergänzend empfande, obwohl es, wenn ich es richtig verstanden habe, eher um Inas und Martins, als um Steiners Geschichte zu gehen scheint, beziehungsweise hat sich Angelika Reitzer von Constantin Göttfert auch eine Fortsetzung der von Inas gewünscht, um mehr über sie zu erfahren.
2014-09-25
Buchdebuts
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