Es sind wahrscheinlich die skurrilen Einfälle, die am 1958 in Wels geborenen Autor Dietmar Füssel, der sich auch politisch betätigt, kleine You Tube-Filmchen dreht und auf seiner Homepage über seine Arbeiten Auskunft gibt und einmal pro Monat bei einem Gewinnspiel, einen seiner Texte vergibt, so daß ich auf diese Art und Weise zu den meisten seiner Bücher komme, auffallen und ihn auszeichnen.
So auch bei seinem neuesten Werk, der bei „Arovell“ erschienenen Kurzprosa „Pathokanarische Plottensprünge“ und wer jetzt wissen möchte, was das bedeutet, sollte auf seine Homepage gehen, wo uns der Bibliothekar und Sportler verrät, daß er selber eigentlich gar nicht weiß, „Was ein Panthokanarier ist, er aber mit Sicherheit einem solchen zuzuordnen sei“.
Wie er zu dem Titel gekommen ist, wird zwar erst im nächsten Rundmail verraten, auf dem Bild am Cover ist er aber kaum zu erkennen und schaut mit geschminkten Augen und geherzten Lippen im gelben Turban durch die Gegend, während er am Buchrücken mit vorgehaltenen Bart zu sehen ist und der Beschreibungstext hat auch nicht viel mit dem Buch zu tun…
Zufrieden oder verwirrt? Ich meine, das gehört zu Füssels schriftstellerischen Markenzeichen und, daß „Panthokanarische Plottensprünge“ Kurzgeschichtensammlung bedeutet, verrät er uns immerhin.
Phantastisches Fabulieren, würde ich hinzufügen und so liest es sich auch vergnüglich und außergewöhnlich durch die bizrarren Einfälle des unermüdliche schreibenden Autors, dessen Bücher man auf seiner Homepage nachzählen kann, gerät vom Hundersten ins Tausenste und hat, wenn auch in maßloser Übertreibung und manchmal auch sehr böser Ironie, wenn man fertig ist, doch ein Stück von dieser Welt erfahrren, die ein Realist wahrscheinlich farbloser beschreibt.
Und so geht es schon los mit dem ersten Text, wo sich einer, um seine Probleme zu lösen, unter die „Hundefutterdusche“ begibt, spätestens jetzt hat man wahrscheinlich die Skurrilität verstanden, die ich schon von „Rindfleisch“ „Diesseits von Eden“ oder „Sohn einer Hure“ etc kenne.
Weiter geht es mit dem „Flaschenöffner“, da reist einer nach Griechenland, kauft sich als ewiges Souvenier, das ihm beim Biertrinken an die Reise erinnern soll, einen Flaschenöffner, erkennt das „Made in China“ schon beim ersten Öffnen und Futsch ist alles Schöne, denn die Reise nach China, die er einmal machte, war furchtbar und jetzt muß er jedesmal an die zahlreichen Unglücke denken, die ihm dort passierten.
Und das Ganze ist Wahrscheinlich eine Satire auf den Kleinbetrug, daß die Souveniers die man sich kauft, nicht im Lande, sondern im Ausland erzeugt wurden.
Weiter geht es mit den „Mißverständnissen“, die entstehen, wenn man harmlos im Dorfwirtshaus sitzt und einer kommt und „Darf ich?“ fragt. Bloß nicht nicken ist ein guter Rat, denn sonst kann es passieren, daß man in den Ruf ein Doppelmörder zu sein, kommt und Dorf und Haus verlassen muß.
Im „Niemandsland“ hängt einer eine Fahne auf ein Stück unverbautes Land, beginnt ein Haus zu bauen und erklärt sich zur unabhängigen Republik, was, wie man gleich erfahren wird zu erheblichen Schwierigkeiten in den angrenzenden Nachbarstaaten führen wird.
„Autogenes Training“ ist auch so eine skurrile Füssel-Geschichte. Da begeht einer ganz zufällig und unschuldig vier Morde an seinen Frauen, kommt ins Hochsicherheitsgefängnis und die Frau des Direktors bietet den armen Mördern zur Entspannung autogenes Training an. Schon wird ein Fluchtplan geschmiedet, der aber genauso skurril mißlingt.
Man sieht die Füsselsche Phantasie macht weite Sprünge, scheut weder Land und Leute und siedelt die Geschichte auch jenseits der oberösterreichischen Dorfidyllen an.
Eine „Verlautbarung für Freiheit und Sicherheit gibt es auch“, die alle Bürgern, die ohne Handy im Auto angetroffen werden oder die, die noch Münztelefone oder Wertkartenhandies benützen, im Sinne der Terrorbekämfpfung unter Strafe stellt und das ist jetzt nur noch ein kleines bißchen skurril, sondern, wie man merken kann, wenn man das aktuelle Weltgeschehen verfolgt, schon fast wirklich und über die Staus, in denen Füssel bei seinen Urlaubs. oder vielleicht auch Lesungsfahrten nach Wien in die „Alte Schmiede“ oder „Literaturhaus“ steckte, läßt sich auch herrlich fabulieren, in dem man einen „Stauberater erfindet“, der zwar nicht wirklich hilft, aber dafür zehn Euro pro Person kassiert.
Dann gibt es die Geschichte von der blutdurstigen Vampirin, die gerade aus dem Irrenhaus kommt und den Boten des Königs mit einem als Kruzifix getarnten Messer erledigen will, den Knoblauch dazu mußt der Arme auch noch selber essen, man sieht Dietmar Füssel hat seinen „Dracula“ gelesen und dreht ihn listig um, eine ebenso bizarre Freimaurer- oder besser Tischler Geschichte gibt es auch, eine von einer Penisverlängerung und einer Entjungferin, alles ein bißchen zynisch oder lustig, wenn der Entjungferer dann nach dem nächsten Wirthaus fragt und viele Morde bzw. ungewöhnliche Enden gibt es in den Plots der neunundvierzig Kurzgeschichten auch, wo die vorletzte damit endet, daß der Autor nach seiner Lesung, den Dreck von den Tomaten und den Eiern, mit denen er beworfen wurde, selber aufwischen muß.
Ist in Wirklichkeit das kann ich bezeugen, weil ich schon bei einigen Füssel-Lesungen war, nicht so schlimm und wer sich jetzt darüber wundert, daß ich die „Panthokanarischen Plottensprünge“ schon jetzt bespreche, während der früher erschienene Gedichtband „Menschenfleisch“ erst im nächsten Jahr an die Reihe kommt, den kann ich an meine Eigen- oder Notwendigkeit erinnern, Rezensionsexemplare früher als die Gewinne zu lesen, so habe ich noch einige „Füssels“ auf meiner Leseliste, während ich die Gedichtbände „Unterwegs“ und „Leidenschaft“, sowie „Götter und ihre Fans“ schon gelesen habe und ich den, sowohl lyrischen als auch satirschen Autor nur empfehlen kann.
2014-11-03
Panthokanarische Plottensprünge
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