Literaturgefluester

2014-12-11

Der Teufel und Gott

Filed under: Uncategorized — jancak @ 00:42

Die 1962 geborene und 2005 verstorbene Schwedin Mare Kandre, deren Werk ich bei der „Literatur im Herbst“ entdeckte, erzählt die Schöpfungsgeschichte neu und tut das, übersetzt von Charlotte Karlsson-Hager in einer derart dichten unkonventionellen Art, das ich das Buch, das bei „Septime“ erschienen ist, wirklich allen, die noch etwas Besinnliches für das Weihnachtsfest suchen, sehr empfehlen kann.

Denn man kommt zum Nachdenken über sich und die Welt, wenn man von dem Teufel liest, der trotz seines Schwanzes und seiner Hörner, dem alten gestohlenen Mantel und den Damenstiefeln, die er trägt und sich von Mist ernährt, alles andere verträgt er nicht, eigentlich ein lieber Kerl mit wunderschönen Augen ist, der sich da vor Urzeiten in der Welt herumtreibt, die von Gott erschaffen wurde, der ist ein dicker Knabe, in einem weißen Hemd, der sich mit einem goldenen Zepter, das er den Menschen auf dem Kopf schlägt und von drei stummen Engeln begleitet, ebenfalls auf der Welt befindet und den Teufel, als er ihn einmal begegnet, zusammenschlägt.

Der wehrt sich nicht, wird auch von den Menschen wegen seiner Häßlichkeit ausgespottet und mit Mistgabeln gejagt, so daß er sich im Wald verstecken muß. Dort trifft er Ini, die Magd, die ihrem Dienstherrn entflohen ist und der sie solange auf die Schultern schlug, bis ein Buckel entstanden ist.

Es kommt zu einer zarten Liebe zwischen dem Teufel und Ini, die so lange dauert, bis sie ihm einmal von drei Kerlen in einer Kutsche entführt wird.

Das weckt den Haß auf ihn und er beginnt sich in die Hölle hinabzubegeben, die Feuer zu entzünden und alle Mörder und andere Sünder, die nach ihrem Tod hinunterkommen, zu verbrennen.

Es kommen auch vereinzelt gute Menschen zu ihm, denn Gott hat sich inzwischen in den Himmel zurückgezogen und läßt dort niemanden hinein und so kommt auch eines Tages Ini, die von den Männern in ein Bordell gebracht wurde und dort von einem Kundenermordet  wurde.

Das bewegt den Teufel zum Umdenken und fortan werden keine Sünder mehr verbrannt, so daß sich die Hölle immer mehr füllt.

Während Gott auf seiner Wolke sitzt und sieht, daß die Menschen, die Erde zerstört haben und weil er die Rufe eines Kindes hört, wandert er hinab,  durch die Ölkatastrophen und die Konzentrationslager, sieht die verkohlten Leichen und gerät mit dem Kind im Arm in immer größere Verzweiflung, bis er schließlich in die Hölle kommt und auf den Teufel trifft.

Gemeinsam verlassen sie dann die Hölle, um sich neuen Raum zu suchen und finden eine neue Welt, bauen sich Häuser, vermehren sich, bekommen Kinder, entdecken ihre Talente und gehen sorgsamer mit den Ressourchen um, bis eines Tages zuerst der Teufel und später dann auch Gott, der sich mit Lilith, einer Kindermörderin vermählte, stirbt.

Die Nachkommen bleiben zurück, die Erzählerin, die die Geschichte von ihrer Großmutter hörte, ist eine solche, sitzt in der Hütte, hat Gottes altes Goldzepter neben sich und schreibt alles auf…

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