Nun kommt das Buch, das angeblich auf der Shortlist des dBP stand, von Nelia Fehn, der jüngsten Autorin, die jemals auf diese Liste kam.
„Nelia Fehn“, steht am Klappentext „geboren 1993 in Wien, lebt abwechselnd in Österreich und Griechenland. sie ist die Tochter der verstorbenen Schristellerin Dora Fehn. „Die Reise einer jungen Anarchistin in Griechenland“ ist ihr erster Roman.
Um Verwirrungen zuvorzukommen, „Marlene Strreuwitz“ steht auch noch darunter und das Bild weiter oben von der jungen Frau mit dem Fotoapparat in der Hand, könnte auch die junge Streerwuwitz sein.
Das weiß ich nicht so genau, die typischen Streeruwitz Sätze, wie „Auf der Bank mußte ich dann doch weinen“ oder „Dann war ich doch sehr froh im Freien geblieben zu sein“, werden die Autorin aber verraten und Marlene Streewuwitz im Doppelpack hat es in der „Alten Schmiede“ vor kurzer Zeit auch gegeben. Da erschien mir die Autorin, als sie über ihre beiden Romane erzählte, sehr revolutionär und anachistisch, das Buch, das ich jetzt gelesen habe, Nelia Fehn unterscheidet im Vorgängerroman, der dann auf die Longlist kam, sehr genau zwischen „Buch“ und „Roman“, ich eher weniger, liest sich vielleicht noch ein wenig leichter und schneller als die „Nachkommen“.
Kritiker könnten es auch leicht als Groschen oder ChickLit, ein sehr anarchistischer halt, abtun, aber das würde ich mal vermuten, hat die Autorin auch beabsichtigt, die ja in „Lisas Liebe“ auch etwas Ähnliches versuchte.
Am Buchrücken steht etwas von „Eigentlich wollte Nelia sich Gedanken machen, wie ihr eigenes Leben nach der Matura nun weitergehen sollte. Aber dann wird die Reise durch Griechenland nach Athen zu ihrem Geliebten Marios eine abenteuerliche Irrfahrt durch eine zusammenbrechende Welt. Nelia will, dass alle wissen, was das heißt: mit den Folgen der Eurokrise zu leben“.
Es liest sich dann etwas weniger dramatischer oder mehr nach Suspense und Chicklithandlung aufgeplottet, denn eine sexuelle Belästigung und ein Unwetter haben ja nicht sehr viel mit der Krise zu tun.
Da ist also die Neunzehnhährige Nelia, die nach dem frühen Tod der Mutter, bei den Großeltern in Kaisersbad, ist Baden damit gemeint?, lebt und dort die Matura machte.
Sie hat zwei ältere Halbgeschwister, Georg, der in London lebt und Sidi, die auf einer griechischen Insel verheiratet mit einem Macho-Griechen, einen Verganressort führt Nelia ist ja auch Vegetarierin, leicht eßgestört und nach der Matura offenbar zu Sidi aufgebrochen. Dort hat sie Marios, einer der Verwandten von Sidis Ehemann kennengelernt und mit dem will sie sich in Athen bei einer Domastrion treffen.
Ein anderer Verwandter, in dem griechischen Dorf sind alle verwandt oder verschwägert, namens Evangelos soll sie zur Fähre bringen. Der versucht sie aber zu küssen. Nelia flieht entsetzt und versäumt das Schiff.
So beginnt das Buch. Nelia steht da am Hafen und ihr Rucksack fährt mit dem Schiff davon.
Sie geht zurück in den Ort, mietet sich auf Sidis Kosten in ein nobles Hotel ein und kann dort nicht schlafen, weil sich zwei Männer am Balkon miteinander vergnügen, so daß sie sich nur mit dem Schrei „Its“a mouse!“ retten kann.
Ein wenig kitschig würde ich sage, oder so eine typische Streeruwitz-Attacke.
Am morgen geht es nach dem Frühstück Richtung Hafen zum nächsten Fähre. Logisch würde man denken, zurück, ist aber nicht so einfach, es muß ja durch Griechenland gereist werden.
Also überlegt Nelia, ob die achtunddreißig Euro dafür nicht zu teuer sind, da sie nur mehr zweihundertzwanzig Euro im Täschchen hat. Rettung naht auch gleich durch einen Griechen, der ihr einen Segelturn mit Stelios und Stephanous schmackhaft machen will.
Nun könnte man denken, ein so prüdes Mädchen, daß wegen einem Kuß eine Fähre versäumt, geht nicht mit zwei unbekannten Männer auf ein Segelboot. Weitgefehlt, obwohl die Vergewaltigungsphantasien natürlich da sind, doch dann passiert nichts weiter, als, daß die Beiden zuerst etwas schmuggeln, dann in Seenot geraten und zwischenlanden müßen. Nelia macht sich wieder davon, gerät in einen Sturm und in ein von Deutschen Regisseuren und anderen Künstlertypen gemietetes Haus, wo sie mit ihren Frauen den Sommer verbringen, sich von einem Griechen bekochen lassen, saufen und eine Leihmutter namens Despina, die das Kind aber abtreiben lassen will, gibt es auch.
Die bringt Nelia am nächsten Morgen zur nächsten Fähre, die geht nach Santarin und hat einen Maschinenschaden. Alle geraten in Aufregung, denn Skandal und das, was offenbar derzeit in Griechenland üblich ist und früher in der DDR so war, die Schwimmwesten wurden verkauft, damit sich ein Reicher ein Haus auf einer Insel bauen kann und die, die dann untergehen, sind ihm egal.
Es geht aber niemand unter, das Schiff kommt an, Despina führt Nelia noch in das Häuschen ihrer Tante und dann geht es auf die Fähre nach Athen und dort angekommen, gerät sie zuerst in eine Polizeisperre, denn es gibt ja um den Syntagma-Platz ständig Demonstrationen und, das habe ich vergessen, es gab in der Zwischenzeit keinen Telefonkontakt zu Marios mit dem sich Nelia ja treffen wollte.
Jetzt sucht sie nach ihm, gerät in die Demo, wird mit Tränengas besprüht, verliert ihr Handy, auf eine Polizeistation gebracht, Aphroditi, eine Menschenrechtsbeauftragte der Syriza-Partei kümmert sich um sie, vermittelt sie an Kiki, ihre Freundin und gemeinsam suchen sie nach Marios, bekommen heraus, daß er auf der anderen Demonstration vor ein paar Tagen, von der Polizei verletzt wurde, mehrere komplizierte Knochenbrüche, die operiert werden müßen. Er ist aber schon über Neunundzwanzig und war trotz seines Studiums zwei Jahre arbeitslos, also nicht mehr sozialversichert und in ein öffentliches Spital kann er, weil er auf der Polizeiliste steht, auch nicht.
Nelia findet ihnschließlich, er liegt in einer Privatwohnung, wird von einem Privatspital versorgt und verbringt offenbar noch einige schöne Tage mit ihm, bevor sie wieder nach Wien beziehungsweise, Kaiserbad zurückkehren und dort ihren Shortlistroman schreiben wird, mit dem sie den DBp doch nicht gewinnt und also die Operation für Marios nicht bezahlen können wird.
Aber das ist eine andere Geschichte, ein anderer Roman und in Athen und in Griechenland sieht es jetzt nach der Abstimmung und den Bankenkontrollen wahrscheinlich schon wieder ganz anders aus.
Petros Markaris kann ich noch erinnern hat auch über die Griechenlandkrise geschrieben und auf der „Buch-Wien“ darüber berichtet, aber das ist noch einige Jahre länger her.
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