Literaturgefluester

2015-04-22

Die Dialoge des Gustav Ernst

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 22:35
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Am Mittwoch und am Donnerstag wird und wurde an zwei Nachmittagen und Abenden in der „Alten Schmiede“ Gustav Ernst im Portrait vorgestellt, beziehungsweise ein Colloquium oder Symposium über den großen Realisten abgehalten. Kurt Neumann erklärte in der Einleitung, das wievielte literarische Portrait das schon wäre, er zähle  keinen Namen auf, aber bei dem über Peter Henisch bin ich gewesen und bei den Geburtstagsveranstaltungen der Friederike Mayröcker und Gustav Ernst, das habe ich, glaube ich, schon öfter geschrieben, zählt neben Peter Henisch sicher zu meinen Lieblingsautoren, da ist es der Realismus und das Politische, das mich anzieht, die manchmal zu starke Sprache und die Männerphantasien eher nicht. Aber dazu komme ich noch später, erst begann der Germanist Walter Hinderer, der auch Präsident der „Fried Gesellschaft“ ist oder war, deshalb waren wahrscheinlich auch die Lunzers, Robert Huez und Anne Zauner im Publikum, aber auch Daniela Strigl, Alexandra Millner, Julia Danielcyk, der liebe Rudi, Dine Petrik, Herbert J. Wimmer und und und, mit seinem Vortrag „Theatralität als amimetisches Erzählen“ heißen hätte sollen, dann aber etwas über das „Produzieren und von Produzenten“ im Titel hatte und den Realismus des 1944 geborenen Autors, der 2013 den „Preis der Stadt Wien“ bekommen hat, an Hand von drei Romanen, nämlich „Trennungen“, 2000, „Beste Beziehungen“, 2011 und  „Grundlsee“, 2013, erläuterte und Kurt Neumann hat vorher, glaube ich, noch von den „Wiener Vorlesungen“ etwas erzählt, die Gustav Ernst in der „Alten Schmiede“ gehalten hat und wahrscheinlich auch von seinem Debutroman „Einsame Klasse“, der in den Siebzigerjahren erschienen ist, von dem Dichter Korsch und seiner Frau, einer Malerin handelt und sich auch auf die „Arena Besetzung“ 1976 bezieht, da war Gustav Ernst ja im „Literaturmuseum“ zu sehen und den Roman im „Verlag der Autorenproduzenten“ habe ich mir in den Siebzigerjahren auch gekauft und Gustav Ernst wahrscheinlich über die Zeitschrift „Wespennest“ kennengelernt, die er mit Peter Henisch, Helmut Zenker, E.A.Richter, Josef Haslinger und anderen herausgab und wo ich  auch sehr lange meine ebenfalls realististischen Texte hingeschickt habe. Dann kamen Ulrike Krawagna, die über die „Einsame Klasse“ dissertierte, Hans Höller, ein Germanist, der über Thomas Bernhard etc forschte, und Martin Kubaczek und stellten die „Einsame Klasse“, den Monolog „Die Frau des Kanzlers“ und eben „Grundlsee“ vor. In „Einsame Klasse“ geht es um den Literaturbetrieb der Siebzigerjahre und um seine Bedingungen, damals hat sich ja die GAV aus Protest gegen den konservativen PEN gegründet, Gustav Ernst war Gründungsmitgied, die Zeitschrift „Wespennest“ für brauchbare, sprich realistische exte, wurde gegründet und in dem Dichter Korsch und seiner malenden Frau läßt sich sicher auch viel autobiografisches entdecken, war Gustav Ernst ja damals mit Elisabeth Ernst verheiratet. „Die Frau des Kanzlers“ 2002  erschienen ist eine Reaktion auf Schwarz-Blau und das Stück wurde 2003 in einer Galerie auf der Westbahnstraße, glaube ich, von Eva Dithe vorgeführt, da hält die Frau des Kanzlers eine Schimpftirade, während ihr Mann daneben sitzt und Mozart spielt. Ein Stück, das ich nicht gelesen habe, aber mich von seiner politischen Kompenente wegen sicherlich am meisten interessiert. Die neuen Romane, wie „Grundlsee“ habe ich gelesen, das wurde von den Germanisten, als das poetischste bezeichnet, es ist sicher auch ein sanfterer Familienroman als „Beste Beziehungen“, wo ein Mann, der von seiner Frau unterdrückt wird, am Ende Amok läuft, hier geht es um den Tod und das Sterben, die Kinder stellen sich vor, wo sie einmal neben ihren Eltern im Grab liegen werden und dann stirbt von Kapitel zu Kapitel jemand weg, am ersten der Vater, aber der ist sozusagen als Gespenst bis am Schluß des Buches vorhanden, wenn er auch immer schwächer wird und sich an immer weniger erinnern kann. Gustav Ernst las je ein paar kurze Stellen aus den Büchern, danach folgten die wissenschaftlichen Erläuterungen und nach einer Pause mit Getränken folgte Markus Köhle und erzählte in zwanzig Minuten von den Zeitschriftenherausgeber, „Wespennest“ bis 1995, „Kolik“ gemeinsam mit Karin Fleischanderl ab 1997, erzählte kurz etwas von den Konflikten und von den Veränderungen, die die „Zeitschrift für brauchbare Texte“ im Laufe der Jahre machte, irgendwann kam Walter Famler dazu, verwandelte sie in eine Essaysammlung, stellte das Geld auf, um die Zeitschrift zu finanzieren, die Gründungsmitglieder zogen sich nach und nach zurück, zuletzt Gustav Ernst und jetzt gibt es die „Kolik“, den „Kolik Slam“ und die „Kolik Lounge“, wo auch Realisten, wie Anna Weidenholzer, Rudi Lasselsberger, Harald Darer, aber auch andere Autoren wie Michael Hammerschmid, Robert Prosser etc, die später vielleicht den Priessnitz-Preis, zu dessen Juroren Gustav Ernst ja gehört, gewinnen. Danach kam noch einmal ein Referat eines Literaturwissenschaftler über die „Realistik bei Gustav Ernst“ und erläuterte sie an den Romanen „Trennungen“ und „Frühling in der Via Condotti“ und „Grado“ „Trennungen“ habe ich nicht gelesen, ich glaube, aber einmal in der „Alten Schmiede“ gemeinsam mit Helmut Eisendle eine Lesung daraus gehört und, ich glaube, mich auch zu erinnern, daß ich in der Diskussion sagte, daß das gemeinsame zwischen beiden Autoren wäre, daß zwei alten Männer über die Liebe und den Tod reden würden. Gustav Ernst ist ja sehr dramatatisch, verwendet oft die direkte Rede,  Monologe und“sagte er“,“ sagte sie“. In „Trennungen“ erzählt ein Mann, daß er von Rom kommt, wo ihn seine Frau mit einem Architekten betrügt und nach Wien zu seiner sterbenden Mutter fährt, in der „Via Condotti“ fährt ein Ehepaar zum zwanzigsten Hochzeitstag nach Rom, um dort die Hochzeitsreise wieder zu erleben und wird enttäuscht, weil es die schönen Erinnerungen nicht mehr findet, sehr interessant hier den Bezug zur Realität herzustellen und „Grado“ ist ein Text, den ich auch nicht gelesen habe, der mir aber wahrscheinlich nicht gefallen würde, denn da lädt einer eine Frau zum Essen ein und hält ihr einen Monolog, daß er nicht mit ihr schlafen, sondern nachher nach Hause und onanieren gehen wird. En bißchen a la Bernhard, würde ich vermuten und auf dem Buch steht drauf, daß es erst für Leser ab achtzehn empfohlen wird. Danach gab es es Diskussionsrunde mit Wolfgang Straub, der fragte, ob Gustav Ernst Ekel oder Entzücken bei den Lesern auslöste und da verwunderten mich die Herren Höller und Hinderer, die ins Entzücken kam und von der Romatik und von Hofmannsthal schwärmten, so würde ich Gustav Ernst nicht empfinden, sondern als einen politischen Realisten mit einer starken Sprache und stark männlichen Themen. Ulrike Krawagna sagte, daß sie „Beste Beziehungen“ weglegen hätte müßen. Ich habs zu Ende gelesen und stimmte einer Stimme aus dem Publikum zu, daß das wohl eine eher weibliche Reaktion ist, mit den starken Männerphantasien nicht soviel anfangen zu können. Martin Kuabczek verwies noch auf einen anderen Ernst Roman „Helden  der Kunst, Helden der Liebe“, wo zwei Dichter nach Frankfurt fahren, bei jedem Autobahnrestaurant Rast machen und da auch endlos über alles schwadronieren. Die Frage wurde aufgeworfen, wie filmisch oder dramatisch Gustav Ernst sei? Kurt Neumann meinte, er hätte sich von seinem Realismus wegentwickelt und würde jetzt andere Themen haben und jedes seiner Bücher wäre nach einem eigenen  Konzept geschrieben. Die Abschlußfrage war die nach dem Lieblingsbuch, da wurde „Grundlsee“ als das poestischte am öftesten genannt. Mich hat die Veranstaltung auf „Die Frau des Kanzlers“ neugierig gemacht und Morgen geht es weiter mit „3 Interpreatationen zur Theaterarbeit“, denn Gustav Ernst ist ja auch Dramatiker und einige Stücke. wie „Tausend Rosen“ habe ich im Volkstheater auch gesehen. „Herzgruft“ habe ich einmal gekauft oder gefunden und das Programm von der Uraufführung am 10. April 1988. im Künstlerhaus lag  zur freien Entnahme auf. Ulf Bierbaumer, Gabriele Mathes, und Tom Kleijn werden Vorträge über „Die große Wut des Gustav Ernst“ oder „Gustav Ernst auf der Bühne“ halten, aber da werde ich  beim Büchertauschfest im Reumannhof sein und zwei meiner eigenen realistischen Texte lesen. Nachher kommt ein Interview mit Franz Schuh, der auch zur „Wespennest-Redaktion“ gehört und ganz am Schluß liest Gustav Ernst aus seinem neuen Roman „Zur unmöglichen Aussicht“, der auch wieder ein Monolog in einem Gasthaus zu sein scheint.

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