Literaturgefluester

2010-04-29

Augenschmaus und Textvorstellungen

Filed under: Uncategorized — jancak @ 09:31

Am Mittwoch gabs eine Augustin-Führung mit Dieter Schrage im Kunstforum Austria „Augenschmaus-Stilleben über das Essen“.
Die Augustin-Führungen, wo Dieter Schrage, der kritische Geist und Denker, der früher Direktor des Museums des zwanzigsten Jahrhunderts in der Liechtensteinstraße war, die Leser und die Verkäufer des Augustins einmal im Monat zuerst in seinem Museum, nach seiner Pensionierung in andere aktuelle Ausstellungen herumführte, gibt es schon lang und ich bin ziemlich regelmäßig hingegangen, ist ja Eintritt und Führung frei, im Liechtensteinmuseum und im Museumsquartier gabs auch einen Kaffee bzw. ein Getränk dazu und über den aktuellen Ausstellungsbetrieb Bescheid zu wissen, kann nicht schaden. Inzwischen sind die Führungen nicht mehr so regelmäßig, weil es Dieter Schrage nicht so gesund ist, in den letzten beiden Augustins war aber der „Augenschmaus“ angekündigt. Da dachte ich zuerst, Stilleben übers Essen interessieren mich nicht und habe mich getäuscht.
Obdachlose waren, wie meistens keine da, eher Dieter Schrages Freunde und eine junge Frau, die ihr Baby um den Bauch gebunden hatte.
Das Interessante an der Ausstellung war, daß die Stilleben nicht chronologisch angeordnet waren, sondern der flämische Fleischmarkt, neben einer Maria Lassnig und Picasso hing, es gab auchamerikanische Videofilme. Begonnen haben die Stilleben mit der flämischen Malerei, wie Dieter Schrage uns erklärte. So hat er uns eine Stunde lang durch die Räume herumgeführt, dann habe ich mir eine weitere Stunde einen Essayfilm von Harun Farocki aus dem Jahr 1997 angeschaut, der die flämischen Stillleben mit dem Entstehen von modernen Werbeaufnahmen verband.
Danach war ich in der alten Schmiede, da gab es wieder Textvorstellungen, obwohl im Literaturhaus Lidio Mosca Bustamante gelesen hat, wo ich eigentlich hinwollte, habe mich aber für „zoomen. zappen. und wasser als roter faden“ mit Karin Invacsisc, Robert Prosser, Lisa Fritsch und Eva Moos, moderiert von Friedrich Hahn entschieden.
Das Thema des Abends hatte Friedrich Hahn dem Buch von Karin Ivancsics „Muß das schön sein“ entnommen, es ging mit Ausnahme der zwanzigjährigen Eva Moos, um das nicht lineare Erzählen.
Karin Ivancsics Prosaband aus der Edition der Provinz, enthielt kurze Reisetexte. Sie meinte, daß das Zappen und das Zoomen unser Lebensstil sei, ständig unterwegs in der Welt der Globalisierung und, da sie mit zwei Männern, Sohn und Gatten, lebt, mit vielen Fernsehprogrammen.
Dabei waren ihre Texte viel ruhiger, als Robert Prossers ausufernde Prosa „Strom“, die ich schon in der Gesellschaft für Literatur hörte. Diesmal gabs Musikuntermalung, Robert Prosser hastete rasant in geübter Poetry Slam Manier mit großen Gesten ausufernd durch sein Buch, daß man nachher atemlos war, weil das, wie er auf die Frage einer Dame antwortete, seinem Stil entspricht.
Danach kam Lisa Fritsch mit ihren bei Sonderzahl erschienenen „WannenWonnen“, Prosa über Badewannen und das ist ein Buch für mich ist, da ich ja eine Badewannenleserin bin.
Lisa Fritsch las die Geschichte von Jean Paul Marat, dem berühmten Jakobiner, der in der Badewanne von Charlotte Corday ermordet wurde.
Das war wieder etwas konventioneller, danach kam die linear geschriebene, bei Czernin erschienene Erzählung „Jemanja“, der erst zwanzigjährigen Eva Moos, das ist ein Pseudonym, Moos heißt die oberösterreichische Landschaft, aus sie kommt, das Buch wurde aus Tagebuchnotizen zusammengestellt, unverlangt eingesandt, gleich genommen und handelt von einer sehr leeren Welt.
Eine junge Frau geht in ein Dorf, in dem es einen einzigen Einwohner gibt, holt sich von ihm, die Urne ihrer Großmutter, um wochenlang am Meer zu treiben und die Asche anschließend dort zu verstreuen.
Das erinnert natürlich an Cornelia Travnicek, vom Stil ist es aber anders und Friedrich Hahn fragte die junge Frau natürlich nach Helene Hegemann, was noch einmal sehr anders ist.
Ein interessanter Abend und viel junges Publikum in der alten Schmiede und meine Reflexion über Artikel, Buch und Homepage von Heidemarie Schwermer hat wieder eine intensive Diskussion ausgelöst. Schade, daß so etwas Harmloses, wie der Versuch mit wenig Geld zu leben und ohne Verlag zu schreiben, soviel Widerspruch erregen kann. Dieter Schrage hat mein Buch aber interessiert angenommen.

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