Am fünfundzwanzigsten Juni 1926 wurde Ingeborg Bachmann in Klagenfurt geboren, die am siebzehnten Oktober 1973 in Rom ihren Brandtverletzungen erlegen ist. Da war sie siebenundvierzig und ich noch nicht zwanzig und hatte gerade mit meinem Psychologiestudium begonnen.
Ob ich vorher in der Straßergasse oder sonstwo viel von ihr gehört habe, weiß ich aber nicht. Die Todesnachricht habe ich wahrscheinlich durch das Fersehen mitbekommen.
„Eine der bedeutendsten Lyrikerinnen und Prsaschriftstellerinnen des deutschsprachigen Raums!“, wie heute in „Wikipedia“ steht.
Damals habe ich mich, glaube ich, noch nicht so sehr für die zeigenössische Literatur interessiert, obwohl ich schon geschrieben habe und mir im Sommer nach meiner Matura auch viele Bücher kaufte.
Stifter, glaube ich, Doderer, Musil.
„Den Mann ohne Eigenschaften“ habe ich, glaube ich im Jahr danach gelesen. Die Grazer Autorenversammlung hat sich im Sommer 1973 gegründet, das habe ich, glaube ich, im Gartenhäuschen am Almweg mitbekommen, aber ich wollte ja von der Bachmann schreiben und, wie sie mich beeinflußt hat?
Den 1976 entstandenen Film „Drei Wege zum See“, mit Guido Wieland, kann ich mich erinnern, habe ich in der Wattgasse im Fernsehen gesehen und er hat mich, glaube ich, mehr beeindruckt, als die Verfilmung des „Radetzkymarschs“, die es wahrscheinlich zeitgleich gegeben hat.
Und eine Bachmann-Gesamtausgabe, vier Bände, von der „Büchergilde Donauland“, wo zuerst meine Schwester, dann meine Mutter Mitglied war, habe ich einmal zu Weihnachten bekommen.
Ich weiß nicht mehr genau, wann, kann mich aber erinnern, daß ich einmal, ich bin in den Ferien, als ich noch in der Wattgasse gewohnt habe, aber auch später, öfter in den Türkenschanzpark gegangen und da den „Fall Franza“ vielleicht oder „Malina“ gelesen habe und das eher altmodisch und nicht so besonders gefunden habe.
So könnte ich auch nicht sagen, daß ich eine besondere Bachmann-Experitin oder Kennerin bin. Aber wenn man sich für Literatur interessiert, kommt man natürlich nicht darum herum.
Und dann gibt es den „Bachmannpreis“, der 1976, der Klagenfurter Dichterin zu Ehren, die diese Stadt ja, glaube ich, nicht sehr gemocht hat und aus ihr zuerst nach Wien, später nach Rom geflüchtet ist, von Humbert Fink und Ernst Willner gegründet wurde und an den ich gerne teilgenommen hätte.
Was die Bachmann dazu gesagt hätte, ist fraglich und sehr viel hat das, was und wie die heutigen Autoren schreiben wohl nicht mit ihr zu tun, auch, weil dort ja keine Lyrik gelesen wird.
Aber da geht es um den Namen, den die zwei Herren gemeinsam mit MRR, der ja in den ersten Jahren in der Jury war, gewählt haben und die Stadt schmückt sich damit, während es, wie Josef Winkler einmal aufdeckte in der Stadt noch immer keine öffenliche Bibliothek gibt oder gab.
Das hat aber auch nicht sehr viel mit der Bachmann zu tun außer, daß man ihre Bücher dort hineinstellen könnte und ich habe mich in der Erzählung „Wilder Rosenwuchs“ ja mit einer weißhaarigen älteren Frau beschäftigt, die dort plötzlich im Studio auftaucht und sich mit einem geblümten Kleid in die erste Reihe setzt.
Das habe ich 2007 geschrieben und 2006 wäre die Bachmann achtzig geworden und da gab es ihr zu Ehren ein großes Symposium in der „Akademie der Wissenschaften“ und eine Ausstellung im Palais Palfy. Eine Führung durch Bachmanns-Wien hat es auch gegeben.
Da bin ich, glaube ich, an einem Sonntagvormittag zu Pfingsten mit ein paar Interessierten durch Wien herumgefahren, von der Ungargasse zum Cafe Raimund, wo ja einmal der Hans Weigel thronte und die jungen Dichter und Dichterinnen, um ihn herum in seinem Kreis aufnahm oder vielleicht auch nicht.
Die Bachmann hat er aufgenommen und sie zu seinem „Geschöpf“ gemacht, so habe ich gehört und einen Brief gelesen, den ich kopiert, einmal als Geburtstagsgeschenk erhielt, wo er sie aufforderte, sich doch nicht politisch zu betärigen.
Der junge Mann, der uns herumführte, erzählte von Hans Weigels „Unvollendeter Symphonie“, die ich jetzt endlich Dank dem „Atelier-Verlag“ und seiner Wiederauflage gelesen habe.
Und „Mythos Bachmann“ habe ich gelesen und ein Buch über die „Gruppe 47“ und als ich 2005, glaube ich, war es, in der Bücherei Pannaschgasse endlich einmal einen Preis gewonnen habe, die Edith Brozca hat mit zwei Cousinen, glaube ich, für mich gestimmt, der Alfred und die alte Dame die uns einige Jahre zu einer Frauenlesung in die Galerie Heinrich eingeladen hat, habe ich einen „Thalia-Gutschein“ bekommen und mir dafür ein Bachmann-Bilderbuch eingetauscht und jetzt ist es wieder soweit, die Bachmann wäre neunzig geworden und der ORF hat einen Bachmann-Schwerpunkt.
Eine Veranstaltung im Literaturmuseum hat es vorige Woche auch gegeben, zu der ich leider nicht gegangen bin, weil wir vom Urlaub zurückgekommen, noch schnell den Martin mit der Linda treffen mußten, die zwei Tage später wieder nach Amerika flog.
Aber 2006 hat es, glaube ich, auch eine Veranstaltung im Radio Kulturhaus gegeben, da waren ihre Geschwister und die hat man gefragt, warum sie keinen Widerstand geleistet hat?
„Meine Schwester war ein Kind!“, hat die jüngere Schwester, glaube ich, geantwortet. Sie hat aber ein Kriegstagebuch geführt, war mit einem jungen Juden befreundet und hat in Wien, wo sie Philosophie studierte, auch beim Sender „Rot weiß Rot“, im heutigen Literaturhaus gearbeit und da angeblich oder tatsächlich an einigen Folgen der „Familie Floriani“ mitgearbeitet. Das gleichnamige Buch habe ich inzwischen gefunden und den Celan-Bachmann Briefwechsel habe ich inzwischen auch gelesen.
So weit, so what und schon wieder was vergessen, denn ich habe ja noch einen Literaturpreisgewonnen, einen „Hörbuchpreis“ in jener „Thalia-Filiale“, wo ich auch den Gutschein einlöste, da gab es einen für Hörbücher und so habe ich eine Originalaufnahme von ihr, wo sie mit dünner Stimme ihre Gedichte liest, die mich sehr an die der Valerie Fritsch erinnert, die auch sehr lyrisch ist und Valerie Fritsch ist die heurige Stadtschreiberin von Klagenfurt. Nadine Kegele war es vor ein paar Jahren und hat jetzt einen Text über die Bachmann geschrieben, der vor ein paar Tagen im Radio zu hören war.
Die CD kann ich wieder hören, vielleicht sollte ich mir auch die Gesamtausgabe, die ich, glaube ich, nicht zur Gänze gelesen habe, wieder zu Gemüte führen.
Vielleicht verstehe und interpretiere ich die Bachmann heute anders. Ganz sicher sogar, aber ich habe wegen meiner langen Leseliste keine Zeit dazu und heuer schon Stefan Zweig und Heimito von Doderer gelesen und die Vicki Baum soll auch noch ihren Schwerpunkt haben.
Interessant dazu, daß es schon zwei neunzigste Geburtstage von Dichterinnen, die älter geworden sind, gegeben hat, deren Werk für die österreichische Literatur wohl die gleiche Bedeutung hat.
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