Jetzt kommt ein Buch, das ich fast übersehen hätte, obwohl ich ja auf der „Kremayr&Scheriau-Release-Party“ war und mir Gustav Ernst dort Petra Piuk vorstellte und „Bücherwurmloch“, die unermüdliche Salzburger-Bloggerin, hatte es, glaube ich, mal auf ihrer Faebookseite und bei den O-Tönen, wird auch vorgestellt.
Da bin ich dann auf Petra Piuks „Lucy“ fliegt gekommen, habe das Buch, weil Debuts ja wichtig sind und es ja jetzt auch einen „Debutpreis“ gibt, bestellt und gelesen und war wieder einmal überrascht über den neuen frischen Ton, in dem da eine die Nöte oder „Krankheit der Jugend“ beschreibt.
Dabei ist die 1975 geborene Petra Piuk, die, wie viele junge Literaturstars, die „Leondinger Akademie“ besuchte, vielleicht hätte ich das auch machen sollen, aber vielleicht hätte Gustav Ernst mich nicht genommen, gar nicht mehr so jung, sie hat aber lange im „Doku-Soap-Bereich“ gearbeitet, wie ich dem Klappentext entnehme und genau darum geht es in diesem Buchdebut, in dem die Nöte, Ängste, Schwierigkeiten, die junge Frauen heutzutage haben, wieder einmal sehr treffend und auf andere Art und Weise beschrieben werden, wie es beispielsweise Helene Hegemann, Ronja von Rönne, Ekatarina Haider, Olga Grjasnowa, um nur ein paar Bücher, die ich gelesen habe, zu nennen, tun.
Da ist Luca, 23, die eigentlich Linda heißt und von ihr handelt der Roman, auf dem es auf jeder Seite ein kleines Flugzeug zu sehen gibt.
Denn Lucy fliegt, wie schon der Titel sagt, nach Hollywood oder L.A, um dort eine Karrere als Schauspielstar hinzulegen, den Oscar, zu empfangen, der rote Teppich ist schon ausgebretet und wem diese Jungmädchenphatasien zu heavy sind dem kann ich daran erinnern, daß die fast dreiundsechzigjährige Blogbetreiberin, ja auch vom Nobelpreis träumt und dann jedesmal aufjapst, wenn wieder einer schreibt, „Kann es nicht sein, daß Sie nicht schreiben können, gute Frau!“
Auch die Form ist bestchend. Denn da gibt es immer ganz kurze Abschnitte, die mit „Lucy 23, will nach oben“ oder „Lucy 23, hat pralle Brüste“, etcetera beginnen und dann folgt das jeweilige Kapitel.
Um gleich ein bißchen zu mäken, mir scheinen diese Überschriften, wie man sie ja vielleicht auch in der E.T.A Hofmannschen Manier finden wird, dann nicht immer von dem folgenden Kapitel genügend abgehoben, wenn da ein Lektorat vielleicht darauf geachtet hätte, daß das zwei paar Schuhe sind und oben knapp zitiert wird, was unten dann ausgeführt, wäre es vielleicht mehr gewesen oder dichter geworden.
Und dann hinein in das Leben oder in den Flug dieser jungen, Frau, dieser dreiundzwanzigjährigen Linda, die in einem Wiener Gemeindeau aufgewachsen ist, Schöpfwerk oder Rennbahnsiedlung würde gut passen, das Buch spricht von Floridsdorf, der Vater hat sich irgendwann verabschiedet, bevor er die Kindergartenzeichnung, der Vierjährigen mißachtete, die alleinerziehende Mutter ist mit der aufgeweckten Kleinen überfordert, denn die bricht die Schule ab, fickt alle Burschen, ist also frühreif und hat hohe Pläne.
Denn Lucy will ja, wir wissen es schon, hoch hinaus, sie will Schauspielerin werden, aber nicht nur irgendeine gewöhnliche, die dann vielleicht als Statistin auftritt oder Joghurt Reklamen dreht, sie will den Oskar, sie will nach L.A und dafür ist sie bereit alles zu tun.
Sie hat auch jede Menge Ratgeberbücher dafür schon gelesen oder in der Tasche und darin steht dann all das Zeug, wie man es beispielsweise auch auf der Autorenseite von Annika Bühnemann, die ja junge Autorinnen auf dem Weg zu dem Erfolg berät, finden kann, wie „Du hast dein Leben in der Hand!“, „Alle Türen, stehen, dir offen“,“Du bist deines Glückes Schmid!“, „Denk positiv!“, etcetera.
Und so wurschtelt sich Linda tapfer und entschlossen auf dem Weg nach oben. Sie nennt sich dazu, als erstes Lucy, denn Linda ist zu banal und klingt nach Gemeindebau und, daß man, wenn man Jennifer oder Jessica heißt, beispielsweise schon Punkte auf der Karriereleiter verloren hat, kann man ja inzwischen auch in den diversen Ratgebern lesen.
Also kippt sie sich selbst eine Flasche Sekt über den Kopf und beginnt ihr neues Leben, während das alte nach dem Schulabbruch bedeutet, daß sie kellnert, weil sie aber nach L.A will, bewirbt sie sich als Stewardess, wird aber bem Assessment nicht genommen, weil bei den Rollenspielen, die Phantasie mit ihr durchgeht und sie dem Passagier dem schlecht ist, gleich die Notfallstropfen auf die Nase drückt, statt, wie es eine erfolgreichere Bewerberin tut, ihm einfach ein Glas Wasser anzubieten.
Jetzt sitzt aber Lucy im Flugzeug, dieses hebt noch nicht ab und sie gebraucht auch ihre Notfallstropfen, denn sie hat Flugangst und sie quasselt oder denkt sich durch das Buch. Ihre Fantasie, die sie zweifellos hat, geht mit ihr durch, so denkt sie einerseits,“Tief durchatmen!“, was ich meinen Panikpatienten auch raten würde, dann sieht sie sich schon in sämtlichen Turbulenzen und mit den Passagieren neben oder hinter ihr will sie auch anbandeln.
Allmählich bekommt man heraus, daß das Flugzeug gar nicht nach L.A. sondern nach Düsseldorf geht und, daß Lucy, die sich nach der Bewerbung, als Flugbegleiterin auch in eine private Schauspielschule begeben hat, aus der sie auch hinausfliegt, nachdem sie zuerst die Hauptrolle und dann die Nebenrolle, die sie bekommt, mit ihrer überbordenden Phantasie vermasselt hat, Turbulenzten mit diversen Männern und eine Schwangerschaft gibt es auch, in eine dieser Realityshows begeben hat, wo man, wenn man gewinnt, eine kleine Rolle in einem Film in Hollywood bekommt.
Lucy ist in der zweiten Runde, sieben der Aufgenommenen sind schon hiausgeflogen, die anderen sieben müssen nach Düsseldorf fliegen und das wird offenbar gedreht und Lucy spielt also eine Rolle, bekommt aber prompt einen Panikanafall und dann tritt noch eine Mia auf, von der mir nicht ganz klar ist, ob, das jetzt die Stewardess ist, die während der Bewerbung statt Lucy genommen wurde oder die Produktionsleiterin, die das ganze überwacht, die hat aber Lucy während des Aufnahmegespräches: „Du kannst mir Vertrauen!“, entlockt, daß sie nach dem Kellnern in einer Escortagentur gearbeitet hat, die hat das dann trotz Versprechen in die Zeitung gesetzt und als Lucy das erfährt, dreht sie endgültig durch.
„Verbissen klammert sie sich an ihre Traumwelt, bis sie die Realität vollkommen aus den Augen verliert!“, steht im Klappentext, was in der Realität der jungen Frau aus dem Wiener Gemeindebau, die ganz nach oben will, bedeutet, daß sie schon die roten Teppiche sieht, während in Wahrheit die Ambulanz anrückt und der Doktor mit der Spritze und der Zwangsjacke, was vielleicht nicht mehr gan2z der Realität von 2016 entspricht, sie aus dem Flugzeug holt.
Petra Piuk wird aber auf den Sets, der „Soap-Opern“ schon einiges von den Nöten der jungen Frauen gesehen haben, die ganz nach oben, nach Hollywood oder in die „Austra next Supermodels-Kreisen“ wollen und dafür sehr viel tun, sei es, daß sie sich auf eine Anorexie hinunterhungern, mit den wirklichen oder vermeintlichen Produktionsleitern ins Bett gehen, koksen, saufen spritzen und dann doch nicht nach oben kommen, denn der Weg dorthin ist ja sehr dünn und auf der Spitze ist nur wenig Platz und so habe ich jetzt ein sehr beklemmendes beindruckendes Buch gelesen, die ich ja auch so Träume habe und mit meine zweiundsechzig Jahren in der Realität, weder nach Klagenfurt noch auf eine Buchpreisliste kam und es trotzdem weiter versucht.
Denn man soll ja seine Träume leben, steht in den Ratgebern, wenn es einem das Gegenüber, die Filmfirmen, die Castingshows, aber auch die Verlage oder die Literaturagenturen, so schwer machen, hat man es nicht leicht und man wird scheitern, wenn man von untern kommt, keine Beziehungen hat, sprich keinen Vater, der Regisseur ist und einem die Einladung für die Premierenparty in die Hand drücken kann, wie Lucy meint und das auch ununderbrochen vor sich hindenkt.
Petra Piuk wird demnächst ihr Debut bei den O-Tönen vorstellen. Ich freue mich schon darauf.
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