Nun kommt eingeklemmt zwischen den Neuerscheinungen von „K&S“ und „Kiwi“ ein wenig Lyik aus dem „Keiper-Verlag“, den ich ja einmal auf der „Buch-Wien“ durch Andrea Stift kennenlernte und dessen Gedichtbände von Petra Ganglbauer und Ingeborg Görler ich inzwischen gelesen habe und nun in dem 1984 geborenen in Graz als Buchhändler arbeitenden Mario Hladicz eine Überraschung erlebte, denn allein schon der Titel „Gedichte zwischen Uhr und Bett“ machen neugierig.
Da denkt man wahrscheinlich gleich an den vier Jahre älteren Grazer mit seinem skurrilen Monsterroman, den ich gerne den dBP 2015 gegeben hätte und freut sich vielleicht auch noch, daß das Lesen der Gedichte wahrscheinlich viel schneller geht, als dessen tausend Seiten und ich frohlocke auch, denn das habe ich ja gerne und suche ich schon lange, einen oder eine, die die Alltäglichkeit des Lebens in Poesie verfaßt, weil ich ja manchmal bekanntermaßen Schwierigkeiten mit der allzugroßen Abgehobenheit und den Sprachräuschen làrt pour L`Art habe und nur „Hui“ denke, wenn mir da Seitenlang in den allerschönsten Worten die Eigenschaften eines Steins erklärt wird. Denn, was habe ich davon?
Hier habe ich sehr viel und kann den Absurditäten und den Mühlseligkeiten des Lebens nachlauschen und auch verblüfft feststellen wie einach, das dem jungen Autor, der natürlich mit Prosastücken den Weg in die Literatur, wie Helwig Brunner, der Herausgeben der Reihe in seinem Nachwort erklärt, gefunden hat, gelungen ist.
„2014 hat er damit den „Literaturförderungspreis der Stadt Graz“ bekommen und ich denke, wieder, daß man mehr Prosa für die Lyrik braucht und mehr Poesie, um den Alltag zu erklären und wahrscheinlich auch, um ihn auszuhalten und das versteht Marion Hladizc vortrefflich, also wieder ein kurzer Streifzug durch das Buch und ich füge gleich hinzu, daß man die Gedichte lesen soll, denn vieles hat man so noch nicht gehört und man kann auch über den Alltag Gedichte schreiben und ich glaube, daß das sehr wichtig ist und so geht es auch gleich zu der „Wäsche, die im Hof flattert und zu den Nachmittagen, die zäh sind, als sei man in Kaugummi getreten.“
„Aus einem Tagebuch“ nennt Mario Hladicz dieses Gedicht und geht weiter zu dem „Gepäck“, das man vielleicht braucht, um den letzten Weg anzutreten, „Die kaputte Uhr und den Rum für den Mut, das Schreiben vor zwei Wochen und den Stein, den er benützen würde, wenn es so weit war.“
Prägnanter kann man es wohl nicht sagen. Und dennoch, trotzdem geht es immer, um die Dichtung, um das Schreiben, um das Wort:
„Es gibt immer weniger von denen, die ziellos durch die Städte streifen, an Mistkübeln Halt machen, sie scheu umkreisen und beschämt um sich blicken, bevor sie dann doch hineingreifen, auf der Suche nach noch brauchbaren Worten, aus denen sie nichts machen würden.“
Man sieht Mario Hladicz ist ein ganz Hintergründiger, ein Durchtriebener, denn es ist nichts bei ihm, wie es scheinen sollte und alles irgenwie hoffnungslos verloren oder vielleicht auch doch nicht so ganz.
Er versteht die Ausweglosigkeit des Lebens jedenfalls in schöne Worte zu fassen und holt uns die Poesie in den Alltag, die wir dann vielleicht nicht verstehen, versäumen, wegwerfen, etcetera.
Eine Anspielung an Angelika Reitzer und die „Frauen in Vasen“ gibt es auch, sogar zweimal.
„Zugegeben als wir zu Vasen wurden, geschmackvoll und wohlgeformt“ und dann geht es natürlich um das Lesen oder zur „Liebe (französisch)“
„Sie hätte wohl zu Francis Ponge gegriffen, er hätte einen Band von Maurice Blanchot gewählt, um damit den jeweils anderen kräftig eines über den Schädel zu schlagen.
Da sie sich aber aus Literatur nicht viel machten und diese Bücher gar nicht besaßen, blieb alles ruhig und sie verbrachen eine weitere friedliche Nacht im gemeinsamen Bett.“
Wie schon geschrieben, ganz schön hinterfotzig, der Grazer Buchhändler, der Germanistik studierte und eine Ausbildung zum Bibliothekar machte und poetisch und auf der Suche nach den Worten, um den Sinn und Unsinn des Lebens und seine Alltäglichkeit zu erklären.
In Haikus läßt sich das wahrscheinlich ganz besonders gut ausdrücken, deshalb gibt es auch drei in dem Band, nach jeder Abteilung eines
„Haiku II
Wie schafft die Fliege ihren Roman aus dem Raum hinaus in die Welt“ und
„Haiku III
So viel Poesie vor dem Haus aufgestapelt zur freien Entnahme“
Ganz schön zynisch vielleicht gemeint, aber ich denke da an die offenen Bücherschränke aus denen ich mich ja auch sehr gern und bevorzugt bediene und habe mich in meinen Rundgang durch Mario Hladiczs Gedichte, jetzt auf die, sie sich auf die Wörter und die Literatur beziehen, beschränkt.
Es gibt aber noch so viel anderes darin zu finden, von den Häusern, die keinen Ausgang haben und den Hunden, die merken, daß ihre Herrchen alt werden, besipielsweise und und und….
Lesen würde ich noch einmal empfehlen, umMario Hladiczs Talent kennenzulernen, aus dem Alltag Kunst zu machen und die Kunst in den Alltag hinüberzubringen, was mir, meine Leser wissen es, ganz besonders gefällt.
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