Endlich, endlich, ganz langsam, geht es im Sinne des dreifachen Herbstlesens an Buch acht des dBps obwohl ich warhscheinlich wieder fast alle Bücher bekommen werde und nächsten Montag schon die Preisverleihung ist und wir wissen werden, ob Maxim Biller, Nino Haratschwilii oder vielleicht doch ein anderer, das Rennen macht und das ist, habe ich, den Vorschauen entnommen ein DDR-Roman, nämlich Gert Loschütz „Ein schönes Paar“.
Gert Loschütz? Noch nie etwas gehört, obwohl der 1946 in Genthin Geborene, wie ich „Wikipedia“ entnehme, einmal mit Elfriede Jelinek zusammen war und das Buch wurde in Leipzig am Freitag offenbar gleich in der Früh am blauen Sofa vorgestellt und dort hat die Moderatorin den Autor mit David Lynch verglichen. Der ist, habe ich ebenfalls „Wikipedia“ entnommen, ein Regisseur und Meister des Schwarzen und Skurrillen. Aber das ist ist das zweihundertvierzig Seiten Büchlein eigentlich gar nicht oder höchstens dahin konstruiert und es ist auch kein DDR-Roman, obwohl auch Gert Lüschütz 1957, wie seine Protagonisten in den Westen gekommen ist und ein Liebesroman, wo die Helden, wie es irgendwo steht, an der Liebe scheiterten, ist es eigentlich auch nicht. Was ist es dann?
Eine sehr schöne und tatsächlich etwas geheimnisvoll durch die vielen Auslassungen und Sprünge wirkende Geschichte, von einem Paar, er 1918 geboren, sie wahrscheinlich etwas später, das sich vor dem Krieg kennenlernte, heiratete, einen Sohn bekam, Philipp, ein Photograph und Erzähler des Ganzes und die später, nämlich 1957 in den Westen gingen.
Sie, Herta ist Schneiderin und liebt schöne Kleider, er, Georg, Berufssoldat und da fährt er irgendwann nach Bonn läßt sich dort als Berufssoldat anheuern und als er in die DDR zurückkommt, liegt dort ein blauer Amtsbrief im Postkasten und das Paar zuckt aus.
Georg muß in den Westen, bevor die Stasi kommt, die Mutter mit dem Kind kommt später nach, was sie auch tun und weil man kein Geld mitnehmen darf oder das im Westen nichts Wert ist, kauft sie eine Kamera, die sie später verkaufen will, was aber nicht geht, was offenbar das Unglück der Geschichte ist.
Denn nun verläßt die Mutter Mann und Kind und schreibt jahrzehnte lang nur noch Ansichtskarten: „Mir geht es gut, wie geht es dir?“
Das habe ich schon in „Amerika“ gelesen und in „Opoe“ forscht einer ja auch seiner Großmutter nach, wie Philipp es bei seinen Eltern tut. Denn das Buch, das habe ich noch nicht erwähnt, beginnt mit dem Tod des Vaters. Die Mutter stirbt ein paar Wochen später, kommt aber noch in einem schönes Kleid zum Begräbnis und antwortet auf die Frage, daß sie „zufällig“ vorbeigekommen ist.
Denn die Beiden waren nicht geschieden, obwohl sie seit vierzig Jahren getrennt lebten. Die Mutter zuletzt in einem Pflegeheim. Der Vater mit einer Haushälterin uind Philipp muß nun mit seiner Freundin Milia, die eigentlich die Frauen liebt, auch so was Geheimnisvolles, Angedeutetes, die Wohnungen ausräumen und sinnt dem Vergangenen nach.
Gert Loschütz hab ich irgendwo gelesen oder gehört, ist schon 2005 aus der Shortlist des dBps gestanden und ich finde es sehr spannend, wie man aus eigentlich nichts soviel machen kann. Denn darin ist der Autor wohl ein Meister, könnte man doch sagen, da passiert eigentlich nicht soviel Außergewöhnliches. Denn alle Eltern sterben ja einmal und man muß dann die Wohnungen ausräumen, entdeckt Briefe, Fotos, Tagebücher und sinniert nach und, wie die Trennung der Beiden mit der Flucht aus der DDR und der Kamera zusammenhängt ist mir nicht ganz klar geworden. Das war wahrscheinlich aber auch gar nicht die Absicht des Autors, der aus Alltagssplittern eine geheimnisvoll anmutende Geschichte macht, in der Zivildiener in Kaftans herumrennen, was ja nicht gerade alltäglich ist.
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