Literaturgefluester

2018-06-15

Der einundachtzigste Slam B

Filed under: Veranstaltungen — jancak @ 23:48
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Meine Poetry Slam Geschichte habe ich ja schon öfter aufgeschrieben. In Berührung gekommen bin ich mit dieser Literaturform, die meist die Jugend anzieht, durch den Slam im Cafe Stein in den Neunzigerjahren, den „Droschl“ veranstaltete und bei dem man sich schriftlich berwerben mußte. Das habe ich auch getan, aber keine Chance, keine Chance, denn meine Texte waren, wie Anette Knoch freundlich auf meine Frage schrieb, zu bieder und das stimmt ja auch, obwohl man sich damals dort noch einen Kohlkopf aufsetzten und singen oder rappen konnte.

Jetzt sind alle literarischen Gattungen erlaubt, ich denke aber trotzdem, daß ich mit meinen Prosaszenen, da nie den lautesten Applaus bekomme und melde mich nicht mehr an, obwohl man das beim Slam B im Literaturhaus kann und wenn das mehr als zwölf tun, wird gelost, sonst kommt jeder dran.

Ich war dann ein paar Mal bei den Slams von Markus Köhle und Mieze Medusa im Publikum, auch einmal im Literaturhaus und einmal in St. Pölten, habe mich dann vor den Slam Bs, wo man um sieben hingehen muß damit man einen Platz bekommt, gedrucükt, als ich es dann das erste Mal versuchte, war ich wahrscheinlich zehn nach sieben dort, alles war leer, aber besetzt und ich bin irgendwo weit hinten gesessen und habe mich geärgert, es dann Ende des letzten und Anfang dieses Jahres noch einmal probiert, war immer bei den Ersten, die auf Einlaß gewartet haben, habe einen Platz bekommen und die Wartestunde lesend verbracht. Dann nicht mehr, denn wir sind ja jedes zweite Wochenende nicht in Wien und offenbar ist es sich dann nicht ausgegangen.

Heute in meinen Strohwitwenmonat habe ich es dann wieder probiert und eine große Veränderung bemerkt, denn es gibt eine Kulisse, eine Bücherwand als Hintergrund und zwei filmende Leute saßen oder standen auch herum, denn seit April wird für irgendein Fernsehen mitgefilmt, weshalb Diana Köhle, ich hab nicht ganz kapiert warum, nach jeder Vorrunde die Moderation, das heißt die Poetry Slam Regeln  wiederholen mußte und das Publikum hatte jedesmal laut „Poetry“ zu schreien.

Diesmal hatten sich fünfzehn Leute angemeldet, das heißt drei blieben über und ein Fixstarterteam gab es auch, da man offenbar, wenn man von auswärts kommt einen fixen Platz hat.

Ein paar der Teilnehmer kannte ich schon, wie Christian Schreibmüller, der diesmal gezogen wurde, aber nicht in die Finalrunde kam, ein paar waren neu und interessant waren für mich auch, daß tatsächlich verschiedene Textformen und nicht bloß die performierte Rapform vorgetragen wurde, was es meiner Meinung nach spannend machte.

Zwei politische Texte von einem kurzen Prinzen, der König werden wollte und deshalb zum blauen Wolf gehen und den Armen Angst machen wollte und einen, wo der Slamer Donald Trump, H. C. Strache, Kim Jong-un und Emmanuel Macron zum Spieleabend einlud gab es auch.

Das Opferlamm, die Vormonatssiegerin hatte eine frauenbewegte Geschichte von einem Reisebügeleisen das ihr ihre Oma schenkte. Es gab einen Text zu dem Leiden eines Schmetterlingskindes und Christian Schreibmüller brachte einen spannenenden Slam zum Thema Vermeidung oder „Meide:“

„Meide Sperma in den Augen, nur mit Sperma in den Ohren fühlst du dich wie neugeboren“, der mit  „meide generell das Leben“ endete, der mir gut gefallen hat. Aber ich schaffe es ja nicht so laut zu klatschen und zu schreien, daß ich damit die Gruppendynamik verändern könnte.

So kamen drei Frauen in die Endrunde, von denen zwei auch starke Texte hatten, einer war, wie einige andere, wie beispielsweise der des Opferlamms, stark frauenbewegt und der der Siegerin, simulierte fast litaneiartig, die Nachrichten im ORF.

Diana Köhle wiederholte, wie schon beschrieben, ständig die Regeln, daß man fünf Minuten vortragen, nicht singen und sich nicht entkleiden darf. Ja richtig, der Text eines mir schon bekannten Slamers, in dem er ein Gedicht über einen Mann vortrug, der sich Pornos hochlädt, dabei auf seine eigene Tochter gerät und einen Steifen bekommt, hat mir nicht so gefallen, obwohl er vielleicht sogar der Realität entspricht und wies dann auf andere SlamVeranstaltungen hin.

Es gibt ja inzwischen sowohl einen Tagebuch– als auch einen Reiseslam, wo man dann eine Bahnnetzkarte gewinnen konnte und der nächste Slam B im Literaturhaus wird im Oktober sein, mal sehen, ob ich da in Wien sein werde.

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