Nach dem ich heute im Revolutionsworkshop mit Stephan Teichgräber wieder „Die Schwestern“ von Alexei Tolstoi analysierte und wir hier die Frage klärten, wie „Saschka Sakelman“ wirklich hieß und welche „moderne Dichterin“ in der Künstlerkneipe „Rote Schellen“ verkehrte, ging es in die „Alte Schmiede“ zu einer speziellen Art von Literatur, haben da doch Hannes Bahor und Jörg Pieringer ihre Art der Textverarbeitung vorgestellt und zwar wurden da höre und staune zwei ganz normale gedruckten Bücher, eines sogar im „Suhrkamp-Verlag“, nämlich „Halbzeug“ und „Datenpoesie“ vorgestellt und Annalena Stabauer hielt, wie sie betonte eine längere Einleitung, um die Kunst aus den Netz und die Literatur die aus den digiatalen Medien entstehen kann, zu erklären.
„Schon jetzt interagieren wir über digitale Medien alltäglich mit Programmen, die Sprache automatisch verarbeiten. Für medienreflexive Formen der Literatur tut sich hier ein weites und zugleich hochspezialisiertes Forschungsfeld auf. Der Begriff Digitale Poesie beschreibt diesen künstlerischen Umgang mit sprachbezogener Computertechnologie und betont, in Anlehnung an die Konkrete Poesie, das Interesse an der Materalität und Medialität des Zeichenprozesses.“, steht im Programm.
Der Schmiedesaal war voll mit der Wiener experimentellen Szene, so habe ich Jörg Zemmler, Ilse Kilic, Michaela Hinterleitner, Dieter Sperl, Thomas Havlik, Fritz Widhalm und andere gesehen und der 1984 in Berlin geborene Hannes Bahor, der deutsche Literatur und Geschichte studierte, begann dann auf der Videowand durch sein Buch „Halbzeit“ zu führen, in dem Gedichte enthalten sind, die nach bestimmten Methoden entstanden, die auch erklärt wurden, so hat er die Gedichte Heines analysiert, aus Märchen bestimmte Anagramme entnommen oder betimmte Wörter aus Ratgeberbücher und daraus neue Texte geformt.
Er hat auch neue Bücher aus Marcel Reich Ranickis Kanon zusammengestellt und hat das Textkollektiv OxOa gegründet, in dem es, glaube ich, auch Automatenliteratur gibt.
Den 1974 geborenen Jörg Piringer, der Informatik studierte, habe ich schon bei verschiedenen Performances gehört und er stellte sein „Ritter Buch“ „Datenpoesie“ vor, das er perfomierte in dem er sich vom Computer beschreiben ließ, daß hier ein „Mann ein Sefie macht oder in einen Spiegel blickt.“
Auf der Videowand flatterten inzwischen Bilder, die sich aus Worten bildeten und ein Claudius Gedicht wurde in achtzig Computersprachen über- und wieder zurückübersetzt, was dann überhaupt nicht mehr erkennbar war und wenn man den Satz „Sie ist Ärztin“ aus Türkisch vom Computer übersetzten läßt, kommt in der Rückübersetzung „Er ist Arzt“ heraus, weil die Programme von meist von „weißen“ Männnern geschrieben werden.
In der regen Diskussion wurde nach Urheberfragen gefragt und das würde mich auch interessieren, wem man Fragen muß, wenn man ein Bachmann-Gedicht neu zusammensetzt, obwohl das die Autoren für nicht so relevant einschätzten und wenn man sich das Buch von Jörg Pieringer kaufte, hat man, glaube ich, ein programmiertes Autogramm zurückbekommen und ich habe wieder einmal gefragt, wie man das alles lesen kann und mich auch ein bißchen durch die Printbücher der Digitalutoren geblättert.
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