Wieder alte Schmiede, wo der Ritter Verlag sein dreißig Jahre Jubeläum feierte und einen Querschnitt durch sein Programm bot. Ich sage immer, ich tue mir schwer mit den experimentellen, visuellen, konzeptuellen, sperrigen und was sonst noch Ritter Büchern und habe einige ungelesen in meinen Regalen stehen. Bei den Büchertürmen gab es immer was davon und ich habe sie mir brav genommen, nur zum Lesen bin ich nicht so recht gekommen und so habe ich Peter Veits „Geschichten vom Alpha und Omega“, Peter Enzigers „Grünes Licht“ und Günther Brus „Nach uns die Malflut“ noch nicht gelesen. Nikolaus Scheibners „Auch eine Metamorphose?“, des ehemaligen jüngsten Ritter Autors eigentlich auch nicht, aber das habe ich, als ich in der GAV Aufnahmejury war, durchgeblättert. Ilse Kilics „Rückkehr der heimlichen Zwei“ habe ich gelesen, bei „Monikas Chaosprotokoll“ bin ich mir nicht sicher, dann habe ich vor einem halben Jahr noch bei fix poetry Enno Stahls „Heimat und Weltall“ gewonnen und einmal, das muß 2002 gewesen sein, habe ich bei „Rund um die Burg“ einen alten Mann kennengelernt, Alois Haller, 1919 geboren, der aus seinem Ritter Buch „Ja, lachesis – nahezu klassische österreichische Pornograghien“ gelesen hat, den habe ich angesprochen und mit ihm ein Buch getauscht. Ich habe ihn, glaube ich „Lore und Lena“ oder „Mutter möchte zwanzig Kinder“ gegeben und Ralph Klever, der damalige Lektor hat mir viel später, als ich ihn in Frankfurt wiedergesehen habe, das Buch geschickt.
So geht es mit den Ritter Büchern. Tut mir leid, denn eigentlich bin ich eine vorurteilsfreie Leserin und der Ritter Verlag, hat Kurt Neumann, eingeleitet und den Verleger Helmut Ritter vorgestellt, ist ein sehr interessanter Verlag, der sich um die Literatur und nicht um den Markt kümmert und zweigleisig fährt, zuerst hat er sich um die Aktionisten gekümmert, seit Mitte der Achzigerjahre gibt es auch ein Literaturprogramm.
Das erste Ritter Buch, an das ich mich erinnern kann, war „Der Stadtrat“ von Franz Schuh, also durchaus etwas realistisches. Das hätte ich auch gern gelesen. Aber leider hat es der Alfred nicht mir, sondern dem Martin geschenkt. Inzwischen wird es wohl vergriffen sein und Ralph Klever hat einen eigenen Verlag, so hat der jetzige Leiter des Literaturprogramms, Paul Pechmann die Autoren vorgestellt. Beginnen hätte Franzobel sollen, der seinen gemeinsam mit Franz Nowotny entstandenen „Filz oder ein Wirtschafts-Flip-Flop-Schmier-Film“ vorstellen sollte, er hat aber abgesagt, weil er, wie Kurt Neumann vermutete, an seinem neuen Roman arbeiten würde, vielleicht war er auch mit Arigona Zogaj am Opernball…
Es hat jedenfalls Heribert Sasse gelesen und „Filz“ ist eine Politgroteske, also auch nicht unbedingt, das was man sich unter experimenteller Literatur vorstellt. Es kommen Julius Meinl V, Helmut Elsner und Karl Heinz Grasser vor und besuchen unter anderem ein Bordell und zwar mit vollen Namen. Als ich Helmut Ritter fragte, ob er nicht Angst vor einer Klage hätte, sagte er „Nein, denn das ist eine Groteske“.
Danach kam Franz Schuh an die Reihe und hielt eine Lobesrede über seine Erfahrungen mit dem Ritter Verlag, gefolgt von Ilse Kilic, die schon sechs Bücher bei Ritter hat und eine Collage davon gab. Das heißt, sie hat aus fünf gelesen. Die Lesung von „Das Wort als schöne Kunst betrachtet“ habe ich hier ja schon besprochen und aus „Vom Umgang mit den Personen“ hat sie einmal bei xxxxxxx-Small gelesen und das scheint ein interessantes Buch zu sein. Nämlich ein Schreiblehrgang auf experimentell. Ilse Kilic und ihre Bücher kenne ich ja gut, dagegen war mir der letzte Autor namens Crauss unbekannt. Denn er kommt aus Siegen und wohnt bei der älteren Dame, die ein Mayröcker Fan ist, bzw. sich ein bißchen um sie kümmert, weil sie auch in der Zentagasse wohnt und die Mayröcker Gedichte, wie sie mir erzählte, in ihren Computer tippt. Da hat sie schon ein ganzes Archiv und sie ist wegen Friederike Mayröcker von Deutschland nach Wien gezogen und den Dichter Crauss hat sie kennengelernt, weil Friederike Mayröcker über eines seiner Gedichte geschrieben hat.
Sehr interessant und es war auch eine interessante Lesung. Nachher gab es Wein und Sekt, Brot und Käsewürfeln. Ottwald John hat mir erzählt, daß er Ernst Kostal inzwischen gefunden hat.
Ich habe mich noch ein bißchen mit Karin Schöffauer und Peter Pessl unterhalten und mir jetzt meine ungelesen Ritter Bücher herausgeholt. Mal sehen, ob ich da was schaffe.
Die Nominierungen für den Preis der Leipziger Buchmesse sind inzwischen auch bekannt gegeben worden. Helene Hegemann ist darauf geblieben, außerdem stehen noch Jan Faktor, Georg Klein und Lutz Seiler auf der Liste, was die Belletristik betrifft.
2010-02-12
30 Jahre Ritter Verlag
5 Kommentare »
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hallo, eva jancak, wieder einmal dankeschön für deine berichte, so kann sich auch ein daheimgebliebener ein bissi ein bild machen, klick, das nächste bittedanke und liebe grüsse!
rl
Kommentar von rudolf lasselsberger — 2010-02-12 @ 12:39 |
Deshalb mache ich es auch, weil ich meine, daß soviel literarisch in Wien passiert und kein Mensch weiß es, weil in den Zeitungen und in den Medien nur sehr wenig und nur das ganz Große berichtet wird.
Was aber nicht heißt, daß man nicht selber hingehen sollte, weil meine Berichte nur subjektiv sind und ich der Kürze wegen auch viel auslassen muß
Kommentar von Eva Jancak — 2010-02-12 @ 15:30 |
ja, selber hingehen und literaturgeflüster lesen, ja, aber.
Kommentar von rudolf lasselsberger — 2010-02-12 @ 23:54 |
übrigens zu dem einen text im linz-buch, am 12.2. starb gust maly, hallo, gust.
Kommentar von rudolf lasselsberger — 2010-02-12 @ 23:57 |
Dazu zwei Anmerkungen, Gustl Maly war, glaube ich, der Lebensgefährte von Eugenie Kain, der erwähnte Text von Rudolf Lasselsberger „Der Himmel brennt“ ist in Europa erlesen, Wieser, 2008, auf Seite 252 zu finden.
Ein paar der typischen Lassselsberger Formulierungen, die auch hier zu finden sind, gibts darin zu entdecken, also lesen, ist sicher interessant.
Kommentar von jancak — 2010-02-13 @ 10:19 |