Ab Donnerstag bin ich zu Hause geblieben und habe an der Sophie Hunger geschrieben. Es ist ganz gut gegangen, Donnerstag und Freitag Szenen, gestern habe ich das Ganze wieder durchkorrigiert und heute bin ich zu meiner Schulfreundin Edith Brocza hinausspaziert, denn in gewisser Weise hat sie mich ja zur „Radiosonate“ angeregt.
Sie wohnt in einem kleinen Haus in Mauer mit Buchgeschäft, das Ende 2007 schloß und die Bücher, die bei den Flohmärkten nicht wegegangen sind, hat ihr der Buchhändler in Schachteln in den Hausflur gestellt, so daß sie mich Anfang Jänner anrief und sagte, ich soll mit Plastiksackerln kommen und mir nehmen was will.
Ich wollte natürlich viel und habe davon noch viele SUBs in meinen Regalen, das heißt Stapel ungelesener Bücher, wie ich von diversen Bibliomania-Seiten weiß, die ich am Wochenende entdeckte, die um dagegen anzukämpfen eigene Bücher-Fastenaktionen veranstalten und die „Radiosonate“ beginnt damit, daß Elsa Eisenstein, als sie von ihrer verpatzten Silvesterparty nach Hause kommt, in ihrem Hausflur über drei Bananenschachteln mit Büchern stolpert, die zur freien Entnahme aufliegen, weil die Buchhandlung Wurmser geschlossen wurde.
Dafür habe ich ihr ein Belegexemplar versprochen und sie hat mir, als ich sie Dienstag Abend deshalb anrief, gefragt, Ernesto Cardenal ist am Sonntag in der Wotruba-Kirche, interessiert dich das?
Wow, Ernesto Cardenal ist ja eine Legende, die einem seit den Studententagen verfolgt, Revolutionär, Priester, Kulturminister, Dichter, Held Nicaraguas.
Ich habe zwar, was mich ein wenig wundert, keine SUBs von ihm, aber die Erika Danneberg, auf deren Archiv ich gestern zufällig stieß, verehrte ihn und für Ruth Aspöck, sowie für andere aus der Volksstimmeszene ist er sicher auch ein Idol.
Und der kommt nach Wien und liest in der Wotruba-Kirche und ich weiß nichts davon? Inzwischen habe ich im Programm der österreichischen Gesellschschaft für Literatur gesehen, daß die eine Busfahrt dorthin organisierten.
Die Edith mailte mir am Freitag, daß die Kirche als Eintritt eine freie Spende von zwanzig Euro verlangt und daß an Ernesto Cardenal der GlOBArt Arward verliehen wird, damit wäre es für mich erledigt gewesen, aber die treue Seele schrieb dazu, ich lade dich ein.
So bin ich also mit drei Büchern nach Mauer hinausmarschiert, die Edith will eine „Radiosonate“ dem ehemaligen Buchhändler schenken, damit er sich freut, leider die Menschenbilder mit der Anna Jeller versäumt, die Wotruba-Kirche aber war ganz voll und ich traf auch einige bekannte Gesichter, zum Beispiel den Sascha Manowicz und die Edith stellte mir auch unsere Naturgeschichtelehrerin vor, die zur Pfarrgemeinde gehört, es waren aber auch die literarisch und politisch Interessierten da, die Frau Bundesminister hat begrüßt, vor uns ist Peter Simonischek mit seinem Sohn Dominik gesessen, der mit Adolf Holl und Freda Meissner Blau, die Grußbotschaften gesprochen hat.
Sehr viel Prominenz und auch entsprechend viele Kamerateams, die die Prominenten interviewten.
Prälat Joachim Angerer, der die Laudatio hielt, hat vom heiligen Ernesto gesprochen und dieser ließ den Übersetzer ausrichten, daß das übertrieben ist.
Es gab ein Konzert und eine Lesung der neunzehnhundertsechzig erschienenen Psalmen mit deutscher Übersetzung und nachher Brot und Wein und schönes Wetter vor der Kirche, die ja auch eine Sehenswürdigkeit ist.
Ich habe die Frau Minister angesprochen und mich erkundigt, wie die Ernst-Jandl Preisverleihung war?, sie war aber leider nicht dort, weil in Venedig …
Und ich bin wieder zurückmarschiert und hoffe, daß etwas Inspiration für die Sophie Hunger hängen geblieben ist. Vielleicht finde ich noch ein paar SUBs mit den Gedichten, zumindest in Anthologien müßte etwas enthalten sein und wenn nicht, dann ist das Erika Danneberg-Archiv, das Raimund Bahr, ihr Nachlaßverwalter unter dem Titel „Bruchstücke“ anlegt, auch sehr interessant.
2009-06-14
Begegnung mit Ernesto Cardenal
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