Literaturgefluester

2021-06-07

Von Schuld und Abweichung zu den Schreibweisen

Wieder einmal zwei interessante Literturveranstaltungen, Corona oder das drei G macht es möglich von der „Gesellschaft“ in die „Alte Schmiede“ zu switschen und vorher habe ich, das kann ich gleich erzählen, die ersten drei Seiten meines neuen Romans geschrieben, der wahrscheinlich „Wo wir waren oder hundert Seiten Depression“ heißen wird, denn ich bin mit dem Korrigieren fertig geworden und dann bin ich die „Gesellschaft für Literatur“, denn da fangen die Veranstaltungen jetzt um achtzehn Uhr an und man kann sie auch gleich nachhören und da stellte der 1969 in Innsbruck geborene Hans Platzgumer seinen neuen Roman „Bogners Abgang“ vor.

Der war früher Musiker. „Am Rand“ habe ich gelesen, weil ich 2016 auf der Longlist des dBps stand und in der „Alten Schmiede“ habe ich damals auch eine Lesung auch gehört. Seither habe ich nichts mehr von dem Autor gehört und jetzt stellte Manfred Müller, die drei Personen des Romans, einen Künstler namens Andreas Bogner, einen Kritiker namens Kurt Niederer und eine Frau namens Nicole Pammer vor. D ann habe ich den Beschreibungstext und ein paar „Amazon-Rezensionen“ gelesen und war verwirrt, denn da ging es um die Schuld, um einen Unfall bei jemand getötet wurde und der Künstler Bogner hat eine Pistole gezeichnet.

Wie passt das zusammen? Dann kam im Gesprächsteil heraus, daß der Roman aus Tagebucheintragen, Gerichtsverhandlungen und Therapiesitzungen besteht und Hans Platzgumer erzählte auch, daß er zuerst einen anderen Titel nehmen wollte. Aber ein Film ist ihm zuvorgekommen. Dann hat er an eine Gerichtsverhandlung gedacht und schließlich mit einem Therapeuten drei Therapiesitzungen durchgespielt, um seinen Helden besser kennenzulernen.

Zwei dieser Therapiesitzungen hat er im Dialog mit Manfred Müller gelesen und erzählte im Gespräch etwas vom Erfolg oder Mißerfolg. Er hat ihn schon als Musiker sehr früh gehabt. Man soll aber bescheiden sein, weil narzistische Persönlichkeiten, die, wie er meinte Künstler oft haben, den Bezug zur Realität verlieren und ich dachte, das kann mir nicht passieren, denn ich bekomme ja entweder keine Reaktion oder nur negative, da kann man wohl nicht viel Narzißmus aufbauen.

Dann war es schon Zeit in die „Alte Schmiede“ hinüberzuwechseln, wo Franzobel die erste Vorlesung im Rahmen der „Ernst Jandl Dozentur für Poetik“hielt, die es seit zehn Jahren gibt. Ich kann aber verraten, daß ich mir den Schluß nachher angehört habe, wo es eine zweite Textstelle gab, wo es um die Studentin Nikole Pammer gibt, die offenbar den Autounfall verursacht hat. Um Schuld ist es in dem Gespräch auch gegangen und Hans Platzgumer, der ein sehr ungewöhnlicher Autor zu sein scheint, erzählte noch, daß er keine wirkliche Handlung schreiben, sondern alles nur aus den Therapiesitzungen, etcetera erklären wollte.

Damit bin ich in die „Alte Schmiede“ gewechselt und war da auch verwirrt, weil im Printprogramm stand etwas, daß die Vorlesung „Im Hirnsaal I: Formale Kuriositäten“ heißen würde und im Unikampus im Hrnforschungszentrum stattfinden würde. Dann war es wahrscheinlich Pandemie bedingt in der „Alten Schmiede“ und der Literaturwissenschaftler Thomas Eder stellte den 1967 in Völklabruck geborenen Franz Stefan Griebl vor und erzählte etwas von der Dozentur, die zum zehnten Todentag von Ernst Jandl gegründet wurde und Franzobel, der zwölfte Autor sei, der sie bekommen hätte. Die Vorlesung hieß dann nicht „Im Hirnsaal“ sondern „In der alten Schmiede“, wie der Autor anmerkte und, ob es wirklich um Abweichung ging, wie Thomas Eder verkündete, sei auchdahingestellt.

Es ging eigentlich, um das Schreiben, kann ich schon verkünden und da sehe ich auch Verbindungen zu Hans Platzgumer. Denn er las zwar aus einem Roman, erzähle aber auch viel überdieEntstehungsbedingungen und Franzobel fing mit der kürztlich verstorbenen FM an, das hat er wohl noch eingefügt und dann begann er mit einer Steine sammelnden Autistin aus dem „Haus der Künstler“ in Gugging und fügte einen Satz aus dem „Geheimnisgeschichtenlexikon“ des David Silvester Mareks an, das er ja ein halbes Jahr betreute und erklärte, daß der Autor im Literaturbetrieb wohl keine Chancen hätte. Dann begann er mit seinem eigenen Schreiben, „Sie sagen zu mir Blader…“, ein Text aus 1993 und ein Goethe Gedicht hat er auch einma lumgeschrieben. Drei Krimis hat der“Bachmann-Preisträger“von 1995 auch geschrieben, einen davon habe ich gelesen. Dann ging es um die sprechenden Namen und Franzobel erwähnte irgendwann ein Kriitker hätte ihm einmal vorgeworfen, er käme vom Hundertsten zum Tausendstens „Und der wird sich jetzt bestätigt fühlen!“, setzte er listig dazu und das ist es. Franzobel ist ein wirklicher Sprachkünstler, der sehr gut formulieren kann und er scheint auch sehr produktiv zu sein und der Sinn dahinter ist wohl wieder die Frage, ist es jetzt die Sprache oder der Inhalt, der den literarischen Wert bestimmt?

Ich gehöre ja zu der zweiten Gruppe und werde deshalb wohl nie zu einer Doezentur eingeladen und der Parcour durch die Literaturgeschichte und die von Franzobels Schreibens, war sehr interessant.

Die Schlapfen des Rudolf Habringers hat er auch noch thematisiert und Thomas Eder erwähnte, daß „Die Entdeckung von Amerika“ der zweite Teil einer Trilogie ist, an der Franzobel jetzt schreibt. Der Erste ist „Das Floß der Medusa“ und die zweite Vorlesung, die nächste Woche stattfinden wird, hat wohl wieder einen anderen Namen, spach doch Franzobelvon der Steine sortierenden Leila, während im Programm etwas vom Hirnsaal steht. Mal sehen, ich habe von den zwei Veranstaltungen viel über das Schreiben gelernt und bin auch sehr gespannt, wie es bei meinem Roman weitergehen wird.

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