Das war ein Vorspiel nur…

… dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man am Ende auch Menschen.
So gemahnte Heinrich Heine bereits über 100 Jahre vor dem Ereignis, das sich nun am 10. Mai erneut jährt.

Die Bücherverbrennung als Form des Biblioklasmus ist keine Idee der Nazis gewesen, sondern seit Erscheinen von Schriften als demonstrativer Akt gegen deren Inhalt genutzt worden. Trotzdem stellt die Bücherverbrennung im Mai 1933 einen Sonderfall dar, nicht nur der Deutschlandbezug, die vergleichsweise kurze Zeit von 80 Jahren, sondern vielmehr die Ausführenden sind besonders erschreckend. Der Mob, der sich in diesem Fall eben nicht nur aus ungebildetem Pöbel rekrutierte, sondern Studenten, Professoren und andere Mitglieder des Bildungsbürgertums verbrannten Bücher unter Johlen und den Anfeuerungen eines promovierten Germanisten.

Völlig zurecht wird daher in den Tagen um den 10. Mai, als die Bücherverbrennung in Berlin stattfand, der noch viele folgten, immer wieder auf diese “Unkultur”, den “Ungeist” dieser Bewegung, dieser Zeit hingewiesen – mit eben jenen Worten, mit denen auch die Nazis gegen die Werke und Schriftsteller hetzten.

Und daher will auch ich an diesem Tag zumindest dazu aufrufen sich zu erinnern, dass in einem Deutschland, dass die Großeltern unserer heutigen Studenten noch erlebten, diejenigen die sich Bildung und Kultur auf die Fahnen geschrieben hatten, eben diese in die Flammen geworfen haben. Zweifelsohne sollten in diesem Deutschland noch viel schlimmere Dinge passieren als die bloße Verbrennung von Papier, denn dass tatsächlich Menschen folgen sollten, ist hinlänglich bekannt.

Weitere Hintergrundinfos gibt es beispielsweise aktuell bei der FAZ hier oder auch bei der Seite Bücherverbrennung hier, die sehr detailliert u.a. auch die einzelnen Städte und Autoren auflistet.


Wir wussten nicht, was heute, nach vielen entsetzlichen Jahren, die ganze Welt weiß: Mit solchen Methoden kann man zwar ein Volk vernichten, Bücher aber nicht. Sie sterben nur eines natürlichen Todes. – Erich Kästner

36829576zAus Anlass des Jahrestages habe ich heute “Über das Verbrennen von Büchern” von Erich Kästner aus dem Atrium Verlag gelesen. Diese wenigen, gerade einmal etwas über 30, Seiten enthalten 4 kleine Beiträge Kästners, dessen Werke selbst Opfer der Flammen wurden, über die Geschichte vor, während und nach den Bücherverbrennungen des 10. Mai, an der er selbst teilnahm. Dieses Büchlein ist an einem solchen Tag natürlich durchaus passend – 10 € aber, trotz des stilvollen Einbands und des guten Papiers, (eigentlich) unverschämt!

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Tilman berät als Rechtsanwalt Verlage, Autoren und andere Kreative im Urheber- und Medienrecht. Als Blogger hat er sich sowohl im Bereich der Literaturkritik als auch -vermittlung in der Branche einen Namen gemacht. Rechtsanwalt Winterling ist zudem als Jurymitglied (u.a. Hamburger Literaturförderpreise) und Moderator von Lesungen tätig, sowie gefragter Interviewpartner (u.a. Deutschlandfunk, Radio Eins), wenn es darum geht verständlich und unterhaltsam über rechtliche Themen und solche des Bloggens zu berichten.