Also wenn es zwei Dinge gibt, die ich nicht leiden kann sind es Vogelviecher und Krieg, aber dieses Buch…
Paul Arimond ist vor seinem Leben in der Eifel in den Krieg nach Afghanistan geflohen. Der zurückhaltende junge Mann vertreibt sich den Tag mit Vogelbeobachtungen und dem Zeichnen. Zwischen dem unspektakulären, aber im Kriegszustand immer angespannten Alltag wird der Grund für seine Flucht in Rückblenden gezeigt. Die Schuld an einem Autounfall, bei dem sein bester Freund schwer verletzt wurde, lastet auf ihm und hat sein altes Leben mit einem Schlag zerstört.
Norbert Scheuer, einer der Nominierten des Leipziger Buchpreises für Belletristik 2015, eilt in schnell, kurzen Sätzen durch die Geschichte, die sich am Ende wundersam in ein ausgewogenes Ganzes fügen. Die Lautstärke und Geschwindigkeit des Krieges prallen auf die Ruhe Pauls, die Sätze Scheuers wollen verweilen und werden durch die Story getrieben, das liebevolle Interesse Pauls für Vögel kontrastiert dessen Gleichgültigkeit für den Krieg, gar für Tote und Verletzte. Die menschlichen Verluste werden nur festgestellt, während der Sanitäter Paul Vögel bis ins Detail von Aussehen und Verhalten darstellt. Der Soldat sucht einen Ausweg aus dem Lager, aber nicht um zu desertieren, sondern nur um weiter ungestört beobachten zu können.
Ein so zauberhaftes Buch voller beeindrucktender Schönheit, trotz Krieg und Flattertier. Bitte unbedingt lesen!