Eigentlich bin ich gar kein Krimileser. Als Schüler habe ich zwar Minette Walters verschlungen, bin aber ansonsten zu soft für die Reihe der blutigen Kriminalgeschichten oder die gruseligen Psychothriller. Im Moment mache ich daher nur bei einer Serie eine Ausnahme und das sind die Bruno Chef de police-Bücher von Martin Walker.
Der sympathische, etwas überzeichnete, Bruno Courrèges ist Veteran des Bosnienkrieges, Waisenkind und Gourmet. Als Polizeichef in der kleinen Gemeinde Saint Denis hat er eigentlich viel Zeit für das Tennis- und Rugbytraining, Spaziergänge mit seinem Hund und amouröse Begegnungen mit Damen. Wie es sich für ein Städtchen, das mit nur einem Polizisten auskommt, gehört, kennt Bruno alle seine Pappenheimer und auch ihre Geschichten. Doch, nun bereits zum fünften Mal, wird sein Alltag aus Über-den-Markt-schlendern-und-fachmännisch-an-Trüffeln-riechen oder selbst foie gras kochen durch Verbrechen durchbrochen:
Ein tote Frau schwimmt nackt in einem Boot über den Fluss und alles sieht nach einem satanistischen Ritual aus. Schnell legt man sich zwar auf Selbstmord fest, doch die Medien stürzen sich auf den Fall und wenig später werden auch in Saint Denis’ Tropfsteinhöhle Hinweise auf eine satanistische Messe gefunden. Dazu muss Bruno sich noch mit windigen Großstadt Spekulanten befassen, die ein Luxusferienresort im Umland planen und in zerrütteten Familien schlichten.
Bei der Bruno Reihe handelt es sich sicher nicht um klassische Krimis für Freunde von Highspeed-Handlungen und Nervenkitzel, sondern diese Bücher sind Schmöker für Liebhaber des Perigord und der französischen Küche, gewürzt mit freundlichen Charakteren und Geschichten. Wer dafür nichts übrig hat, wird sicher keinen Spaß haben und sich durch die Berichte über Land, Leute und Brunos Gerichte quälen. Ich dagegen mag die Abwechslung zu meinen sonst ernsten und anspruchsvollen Büchern und habe alle Bruno Bücher sehr gerne gelesen. Auch bei Femme fatale wird wieder ein bisschen französische Geschichte, diesmal aus der Zeit des Sonnenkönigs, eingearbeitet. (Besonders schön gelang dies Walker im ersten Buch der Reihe mit dem Kriegsveteranen aus dem Algerienkrieg.)
Walker ist kein großer Stilist und die Reminiszenzen an die vorherigen Bücher und die Vorgeschichten der Personen sind, zum Teil etwas zu sehr mit dem Holzhammer eingefügt worden. Aber darum geht es bei einer solchen Lektüre auch nicht, sondern um leichte Unterhaltung im Sommer, die Lust auf den ersten/nächsten Urlaub im Perigord macht und einem das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt.