Mit ungebrochener Kontinuität bringt Jimi Hendrix auch über 40 Jahre nach seinem Ableben noch neue CDs heraus. Neu aufgelegte Alben, zig Best of-Zusammenstellungen, das “fertige nächste” Album “First Rays of the New Rising Sun”, remasterte Live Mitschnitte und immer wieder auch “bisher unveröffentlichte Songs”. Was als Leichenfledderei und als Versuch der Geldschneiderei irgendwelcher Nachkommen und Rechteinhaber abgetan werden kann, kann für Liebhaber durchaus neue Kleinigkeiten zu Tage fördern und manchmal vielleicht auch neue Fans generieren. Und jetzt kommt “People, Hell and Angels”!
Diese Album ist aber nicht nur eine Zusammenstellung irgendwelcher Demos in verrauschter Qualität, sondern – der Insider unkt zwar er hätte bereits irgendwelche Teile davon hier und dort gehört – ist derart moderne Rockmusik, dass man sich kaum vorstellen kann, dass die Stück vor so lange Zeit aufgenommen wurden. Dies liegt zum einen am unglaublich guten Sound. Zum anderen an viel Abwechselung in den Arrangements und Instrumentierungen der Songs. Nicht mehr nur das Hendrix Power-Trio (Gitarre, Bass, Schlagzeug), sondern Bläser, Orgel und eine zweite Gitarre. Für den Einsteiger besonders wichtig: nur eine gerüttete Zahl an endlosen Solovariationen, dafür bluesig/soulige/funkige Rocksongs.
“Let me move you” beispielsweise ist nicht als Hendrix Song erkennbar, das ist reinrassiger Funk. “Izabella” könnte auch von The Brew 2013 geschrieben sein. Aber eben doch trägt diese CD eindeutig die Handschrift des größten Gitarristen allerzeiten, der einmal mehr beweist wie viel weiteres Potenzial in ihm geschlummert hätte – eben auch noch gut für eine Rockplatte im neuen Jahrtausend. Man munkelt, dass Hendrix über 1500 Stunden unveröffentlichtes, bereits fertig eingespieltes Material bei seinem Tod im Schrank gehabt hätte, bleibt zu hoffen, dass noch mehr solche Veröffentlichungen dabei herumkommen, vor allem in dieser Soundqualität.