Wenn man sich ganz tief bückt, um die letzte Niveauschublade im Krimiregal zu öffnen, fällt einem meist ein Regionalkrimi entgegen.
Vernichtende Krtik meiner Schwester zu der Lesung von Klaus-Peter Wolf, gut dass ich zu Hause blieb und Interviews vorbereitete.
— 54Books (@fiftyfourbooks) September 16, 2013
Krimileser bin ich keiner, klar kommt mal einer dazwischen, meine Schwester und mein Vater dagegen schon. Wenn die Lesung eines Krimiautoren also 15€ kostet, darf ich ruhig zu Hause bleiben, denn ich hab Interviews für die nächsten Tage vorzubereiten. Am nächsten Tag vor seiner Lesung treffe ich Oliver Hilmes, den Autor u.a. der Alma Mahler-Werfel Biographie und ich bin alles aber kein ausgebildeter Journalist. Ich will meinem Gegenüber aber interessante Fragen stellen, bestenfalls sogar mit ihm ins Gespräch kommen. Was also, wenn kein Gespräch zu Stande kommt, ich nur von meinem Zettel ablesen kann? Zu allem Überfluss ist der Kerl auch noch promovierter Historiker, was wenn er Wissenslücken bei mir ausmacht, mich nicht ernst nimmt? Gute Vorbereitung ist also alles!
In der Uni hatte ich mir aus der Publizistenabteilung ein Buch über das Führen von Interviews besorgt, mal gegooglet, fand aber nur eine Auflistung welche Fragetypen es gibt (direkte, indirekte usw.), dass ich freundlich seien soll und mir die Zähne putzen. Diese Hinweise sind entweder selbstverständlich für mich oder altbekannt. Also muss ich mich auf mein Gefühl verlassen und mich anders vorbereiten.
Die Lektüre von Ausschnitten seiner Bücher (Alma, Cosima Wagner, Franz Liszt), insbesondere der Vorwörter, wo der Autor also seine eigenen Einschätzungen und Erfahrungen teilt und alter Interviews sind ein erster Start für mich. Natürlich fallen mir spontan auch Dinge ein, die mich einfach schon während der Lektüre interessiert haben; gut daher, dass ich mit den Büchern arbeite, mir Interessantes anstreiche, ich “meine” Stellen also wiederfinde.
Was will ich überhaupt wissen? Was will vielleicht auch der Leser eines Blogs von einem Historiker wissen? Langsam füllen sich die Notizen, langsam kann ich einzelne Fragen notieren und zu den zu Hause schon erarbeiteten hinzufügen. Ich bilde Überschriften und Kategorien und strukturiere so das Interview. So unsicher, dass ich die Fragen auswendig lerne, bin ich dann aber doch nicht, vertraue doch mehr auf meine persönliche Beredtsamkeit. Vielleicht morgen noch zwei-/dreimal durchlesen.
Währenddessen kehrt der Rest zurück. Mein Vater gibt sich noch bedeckt, kann er doch das von uns Geschenkte nicht unverblümt kritisieren. Marie dagegen ist nicht enttäuscht, sondern erzürnt, spricht von einer Veranstaltung zum Fremdschämen. Das sei keine Lesung gewesen, sondern eine Messe für den Autor und Entertainer Klaus-Peter Wolf, gehalten von sich für sich. Dazu habe seine Frau auch noch auf der Gitarre die Vogelhochzeit intoniert, was dem Ganzen die Ernsthaftigkeit eines Kindergeburtstages gegeben habe. Nicht auszuhalten sei es gewesen! Und was hat der Klaus-Peter nicht alles schon gemacht, völlig begeistert sprach er über seine Bücher, seine Filme, seine CDs, seine Fans, seine Jünger, seine Pilger, vor allem über sich.
Schnell den obigen Tweet abgesetzt, so schnell die Antwort:
“das Schlimmste bei Lesungen mit ihm:er lacht&kichert allein über seine flachen Witze.und alle anderen möchten nur nach Hause”
“ich musste letztens den Büchertisch betreuen. Das ließ sich nur mit viel Sekt aushalten. Mein Mitleid mit deiner Familie…”
Sofort stimmen Marie und Vater ein, genau so sei es gewesen. Viele seien tatsächlich gegangen, während sich der andere Teil in Scham flüchtete und nur die eigens angereisten Jünger ihrem Krimi-Messias an den Lippen hingen.
“Gut, dass Du nicht dabei warst – für Dich!”, schließt meine Schwester. Ich kann zu der Lesung eigentlich gar nichts sagen, ich bin nur Chronist einer Enttäuschung.
[Auf Wunsch der einen zitierten Dame habe ich die Tweets, die nicht die meinen sind anonymisiert.]