Arnon Grünberg – Monogam

Ein großer Penis soll – wie das Werkzeug eines Schornsteigfegers – die Vagina bis in den letzten Winkel vom Samen anderer Männer befreien. […] In dieser Vagina, in diesem schwarzen Loch, dieser entzückenden Hölle kann es nur einen geben.

So langsam scheint Arnon Grünberg die Aufmerksamkeit zu erfahren, die ihm gebührt. In seinem Jüdischen Messias konnte ich bereits seinen Witz, seine absurden Geschichten und seine sprachliche Raffinesse erfahren. Dass der Messias erst acht Jahre nach dem Erscheinen ins Deutsche übersetzt wurde, mag vielleicht auch am flappsig-ironischen Umgang mit dem Judentum gelegen haben. Nun erschien Monogam, 12 Jahre nach der Veröffentlichung unter dem Pseudonym Marek van der Jagt, in Grünbergs “Klarnamen”.

gruenberg monogamDer gleichnamige Protagonist Marek will bereits als frühreifer Junge nur eines: Macht. Also versucht er seine Eltern unter Kontrolle zu bringen, diese schicken ihn aber nur zum Psychiater. Planänderung: Er versteigt sich nun, darauf der Don Juan Wiens zu werden. Er will Frauen erobern und nach Gutdünken fallen lassen, um so zu Macht über sie gelangen. Sein einziges Problem dabei ist nur, dass keine anbeißen will. Es folgt das Einlesen in “Fachliteratur”: Frank Wedekinds Lulu, Stendhals Über die Liebe, der Film Der Mann der die Frauen liebte, Albert Camus’ Der Fall und natürlich Don Juan, nur einige der vielen bemühten Quellen und Ratgeber. An seinen Schlüssen und neuen Theorien nimmt der Leser interessiert-verwirrt Anteil.

Seine schlussendlichen Eroberungen sind eine Kindergärtnerin, eine Cellistin und eine Beamtin. Seine neuen sexuellen und emotionalen Erfahrungen verarbeitet er in neuen Vergewaltigungs- und Machtphantasien, versteigt sich in Theorien von Liebe und Sex. Der Protagonist ist offensichtlich gestört.

Aber das waren im Jüdischen Messias auch alle: ein hehres Ziel (Messias der Juden/Don Juan von Wien werden) vor Augen, finden die meisten Erfolge dann leider doch nur in der eigenen Welt im Kopf statt. Grünberg erzählt die Geschichte, des trotz gruseliger Allmachtsphantasien schelmischen Protagonisten, in grotesker Absurdität, die allerdings nie ins Alberne überspannt. So sind die Gedanken über Penisgrößen und Sex zwar bizarr und befremdlich, aber in einem Ernst vorgetragen, der nur Schmunzeln lassen kann.

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Tilman berät als Rechtsanwalt Verlage, Autoren und andere Kreative im Urheber- und Medienrecht. Als Blogger hat er sich sowohl im Bereich der Literaturkritik als auch -vermittlung in der Branche einen Namen gemacht. Rechtsanwalt Winterling ist zudem als Jurymitglied (u.a. Hamburger Literaturförderpreise) und Moderator von Lesungen tätig, sowie gefragter Interviewpartner (u.a. Deutschlandfunk, Radio Eins), wenn es darum geht verständlich und unterhaltsam über rechtliche Themen und solche des Bloggens zu berichten.