In naturgebener Unregelmäßigkeit erscheinen hier Erinnerungsmomente anstelle eines Nachrufs auf kürzlich Verstorbene. Diese Zitate oder Videos sollen das Werk des Verstorbenen in den Fokus rücken, während durch die Medien nur die seit Monaten oder Jahren in den Schubladen auf diesen Tag wartenden Texte erscheinen.
Nun aber will ich einen jüngst Verstorbenen gewürdigt wissen, bei dem ein Bild, ein Video und ein von ihm faksimiliertes Zitat nicht ausreichen würde.
Am 25. März ist Thomas Bader, Inhaber der Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg, gestorben. Von seinem Tod erfuhr ich erst am letzten Wochenende durch das Magazin der 5plus Buchhandlungen. Herrn Bader selbst habe ich nur zweimal während eines Besuchs in Freiburg getroffen, bei dem ich unverhofft in seine Buchhandlung stolperte. Völlig überwältigt von der Sammlung an Prachtausgaben und Klassikerreihen, Autographen großer und größter Schriftsteller und einem Geist und Würde ausstrahlendem Ambiente, stammelte ich dem Inhaber entgegen, dass dies mit Sicherheit die schönste Buchhandlung sei, die ich je betreten habe. Ein Lächeln huschte über Baders Gesicht und er stand von seinem Sessel auf: “Bei einem solchen Lob, und das aus dem Mund eines noch so jungen Mannes, muss ich mich erheben. Ich danke Ihnen sehr.”
Seit diesem Tag schwärme ich von der Buchhandlung zum Wetzstein in Freiburg und dieser Begegnung, der leider nur eine weitere und einige wenige Emails folgten. In ganz Deutschland habe ich inzwischen Leute getroffen, die vom Wetzstein und besonders von Thomas Bader und seinem Gespür für Literatur und Kunst schwärmen. Sei es in Hamburg in der Buchhandlung Felix Jud, ebenfalls Mitglied in der von Bader mitinitiierten 5plus Gruppe, in der man den Wetzstein als den schönsten Laden der inzwischen acht Läden des Verbundes pries oder am Wühltisch in der Uni Oldenburg bei meinem Büchermann. Jeder Bibliophile dieses Landes kennt und schätzt den Wetzstein, wenn er noch nicht dort war, sehnt er sich dorthin.
Alle diese Worte hier nun, anstelle eines anstelle eines Nachrufs, weil dieser Gentleman, denn welcher Buchhändler trägt heute noch Anzug in seinem Laden, auch nach 35 Jahren Geschäftstätigkeit niemals müde wurde willige Leser zu begeistern. Solche Händler muss es und wird es weiter geben, denn auch in Zeiten von Versandhandel und Bequemlichkeit, ein solches Einkaufserlebnis ist digital nicht zu simulieren. Thomas Bader war ein leuchtendes Beispiel für die gesamte, immer wieder totgesagte Branche. Sein Tod trifft diese nun einmal wirklich, vor allem aber die Freunde, die sich dieser große Buchhändler dadurch gewonnen hat, dass er eigentlich nur seiner Arbeit nachgegangen ist.