In „Wie liest Du?“ stellen in regelmäßig unregelmäßigen Abständen Kritiker, Autoren und Verlagsmitarbeiter, Blogger, Vielleser und Buchhändler ihre Art des Lesens vor. Hier geht es nicht um einzelne Inhalte, sondern vielmehr um die Technik sich ein Buch zu erarbeiten – den Akt des Lesens von außen betrachtet. Heute mit Peter Wagner von Das Buch als Magazin.
1. Überspringst Du einzelne Stellen – gar Kapitel – oder liest Du ein Buch, wenn dann komplett?
Oh, ich bin da zwanghaft: Jede Seite, jedes Wort, sonst beleidige ich den Buchstabengott oder fordere meinen inneren Leseschiedsrichter heraus.
2. Schummelst Du und springst vor, um das Ende schneller zu erfahren?
Nein, kein Schummeln. Das Dessert gibt es ja auch nicht vor der Suppe.
3. Nutzt Du Lesezeichen (immer dasselbe/andere?) oder legst Du ein Buch offen auf die Nase?
Schlimmer: Ich knicke die rechte obere Ecke um. Egal ob Hardcover oder Taschenbuch, ich bin ein Knicker.
4. Liest Du Taschenbücher einseitig, wie ein Magazin, indem Du das Cover komplett umklappst?
Jep, genau so. [Das Buch als Magazin halt. 54books]
5. Liest Du lieber kurze oder lange Kapitel?
Ich bin ein Fan von kurzen Büchern und kurzen Kapiteln. Wahrscheinlich hat mir das Internet wirklich meine Aufmerksamkeitsspanne versaut.
6. Markierst Du? Mit Bleistift, Marker, Klebezettel, einfach die entsprechende Seite umknicken oder schreibst du lieber Stellen raus?
Und da kommt er schon wieder, der Knicker: Ich knicke und markiere, falls vorhanden, mit Bleistift.
7. Schaust Du ältere Lektüre nochmal nach markierten Stellen durch?
Allerdings! Im echten Leben bin ich Journalist, und ich hab noch mit jeder Leseerfahrung irgendwann wieder was anfangen können. (Schon komisch. Ich vergesse allerhand, aber an die markierten Stellen kann ich mich immer topgut erinnern …)
8. Welches ist das (nichtwissenschaftliche) Buch, in dem Du am meisten markiert hast?
Gerade habe ich für einen Text das Buch „Jetzt!“ von Eckhart Tolle gelesen. Da waren entgegen meiner Erwartung ein paar muntere Gedanken drin.
9. Deine liebste markierte Stelle:
Weil ich ein Mensch bin, der sich gerne sorgt, finde ich gerade die hier ganz erbaulich: „Warum sorgt ihr euch ständig?“ fragte Jesus seine Schüler. „Können sorgenvolle Gedanken eurem Leben auch nur einen einzigen Tag hinzufügen?“
10. Benutzt Du einen eReader? Als Ergänzung zum Gedruckten – ausschließlich – gar nicht?
Ja, als Ergänzung fürs Lesen im Dunkeln.
Peter Wagner ist Journalist und schreibt unter anderem für “Die Zeit”, “Spiegel Online” und die “Süddeutsche Zeitung”. In seinen Texten geht es recht häufig um Orientierung, um Biografisches, um Arbeit oder um Sinnstiftung. Im Herbst erscheint bei dtv sein Buch Wofür es gut ist – Was Menschen aus ihrem Leben lernen.
Mit Joanna Mühlbauer hat er Anfang 2013 Das Buch als Magazin entwickelt, ein Heft, in dem Literatur mit Journalismus verknüpft wird. Es erscheint zweimal im Jahr, einmal im Frühjahr und einmal im Herbst. Das Prinzip des Heftes ist leicht erklärt: Im ersten Teil jeder Ausgabe lesen Sie einen Literaturklassiker im Original, der um eine eigens produzierte Fotostrecke erweitert wird. Außerdem stehen Notizen am Rand des Textes – Interessantes zum Autor, zu einzelnen Textstellen, Einordnungen oder Parallelen zur Gegenwart. Im zweiten Teil von „Das Buch als Magazin“ stehen Geschichten aus der Gegenwart, die sich deutlich oder vorsichtig auf das Buch im ersten Teil beziehen. So soll Lust gemacht werden, alte Bücher neu zu lesen.