Wie angekündigt habe ich gestern Abend schnell nach meinem Bücherwahn, den des jungen Flaubert gelesen.
Was dieser damals 15-Jährige zu Papier bringt ist stilistisch bereits derart sicher, seine spätere Größe nur noch eine Frage der Zeit. Obwohl ich (eigentlich) kein Freund allzu detaillierter, blumiger Umschreibungen jedes Baums am Wegesrand bin, ist Flaubert einer meine Lieblingsautoren. Einen Grund dafür kann ich gar nicht so genau nennen, am ehesten vielleicht, dass er das Gleichgewicht zwischen Beschreibung und Erzählung hält und so in seinen Bann zu ziehen weiß.
Fast merkwürdig, dass “November” des frühen, aber Nachbücherwahn Flaubert, mir ab der Mitte zu überschwänglich war, der jüngere G.F. seinen Abschwang aber (noch) im Griff hat. Zu erwähnen ist aber, dass in November am Ende der fiktive Herausgeber die überbordenden Beschreibungen des romantischen Schwärmers wieder relativiert, als hätte Flaubert im Rückblick gemerkt, dass er doch etwas zu dick aufgetragen hat.
Zum Inhalt: In Barcelona lebt der Buchhändler Giacomo, der auf der Jagd nach bibliophilen Schätzen innerhalb von 20 Seiten in den (Bücher-)Wahnsinn gleitet. Besessen von dem Gedanken der Eigentümer der einzigen Ausgabe einer gedruckten Bibel zu sein, zerreißt er kurz vor seiner Hinrichtung wegen der Verbrechen, die er begangen hat um an diese zu kommen, eine zweite Ausgabe, die sein Anwalt zu seiner Entlastung beschafft hat, um so wenigstens kurz vor seinem Tod sein Ziel zu erreichen.
Trivia: Diese Neuübersetzung stammt von Elisabeth Edl, der Haus- und Hofübersetzerin von Hanser für Flaubert. Sehr schönes Interview mit ihr, in dem sie auch auf die interessanten Probleme einer Übersetzung eingeht, gibt es hier: